„Iron Dome“: Trump plant umfassende Reform der US-Raketenabwehr – Fokus auf Weltraumtechnologie

US-Präsident Donald Trump hat nur eine Woche nach Amtsantritt eine weitreichende Reform der amerikanischen Raketenabwehr in die Wege geleitet. Ziel ist eine modernisierte Verteidigung gegen Bedrohungen aus der Luft – möglicherweise mit einem eigenen „Iron Dome“. Die geplante Neuausrichtung könnte geopolitische Spannungen mit Russland und China verschärfen.
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Iron Dome in Israel – Donald Trump sieht darin ein Vorbild für die Raketenabwehr in den USA.Foto: Menahem Kahana/AFP via Getty Images
Von 18. Februar 2025

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Eine Woche nach seinem Amtsantritt am 27. Januar hat US-Präsident Donald Trump eine Verordnung unterzeichnet, die eine umfassende Überarbeitung der US-Raketenabwehr zum Gegenstand hat. Am Ende der Bemühungen soll eine US-Version des „Iron Dome“-Systems stehen, das Israel seit Jahr und Tag gegen Raketenangriffe terroristischer Gruppen wie Hamas oder Hisbollah schützt.

Schon vier Tage nach Trump-Verordnung erging die erste Anfrage

Trump hat dem Verteidigungsministerium 60 Tage Zeit gegeben, das bestehende Abwehrsystem zu evaluieren. Außerdem lautet der Auftrag, Vorschläge für neue Sensoren zur Hyperschallwaffenerkennung sowie weltraumgestützte Abfangsysteme auf der Grundlage modernster Technologie zu erarbeiten.

Schon nach vier Tagen stellte die Missile Defence Agency eine Anfrage an führende US-amerikanische Rüstungsunternehmen, welche innovativen Technologien sie zur Verfügung stellen könnten. Die Geschwindigkeit des Vorgehens macht deutlich, dass für Trump die Modernisierung der Raketenabwehr eine Priorität darstellt.

Gegenüber der englischsprachigen Epoch Times äußerte Daniel Flesch von der Heritage Foundation, dass der Präsident eine umfassende Strategie verfolge. Diese sei auf die Schließung bestehender Sicherheitslücken ausgerichtet. Im Vordergrund stehe die Frage:

„Wo sind die Lücken, und wo müssen wir entwickeln oder investieren?“

Zerstörung einer Interkontinentalrakete in drei Phasen möglich

Grundsätzlich sind die Abfangmöglichkeiten von Interkontinentalraketen in drei Phasen eingeteilt. Die Boost-Phase bezieht sich auf die Beschleunigung der Rakete, die Midcourse-Phase auf deren Flugbahn im All und die Terminal-Phase auf die Rückkehr in die Atmosphäre zur Ansteuerung des Ziels.

Auf die Bekämpfung feindlicher Interkontinentalraketen in der Midcourse-Phase ist die US-Navy mit dem SM-3-System ausgerichtet. Die Terminal-Phase sollen das Patriot-System und die THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) abdecken. Die Midcourse-Phase bietet das größte Zeitfenster für Maßnahmen. Der ideale Zeitpunkt für die Zerstörung einer solchen Rakete wäre unterdessen die Boost-Phase. Allerdings ist dies technisch am anspruchsvollsten.

Trump möchte dennoch Möglichkeiten ausloten, um mithilfe weltraumgestützter Abfangsysteme Bedrohungen früh erkennen und neutralisieren zu können. In der Boost-Phase könnten dabei hochenergetische Laser eine Rolle spielen. Boeing hatte mit dem YAL-1-Airborne-Lasersystem bereits Vorarbeiten geleistet. Allerdings müssen diese Programme noch weiterentwickelt werden, und die Kosten dafür sind noch nicht absehbar.

Trump auf den Spuren von Reagans SDI-Vorstoß?

Mit seinem Vorstoß weckt Trump Erinnerungen an die Strategic Defense Initiative (SDI) von Altpräsident Ronald Reagan – auch als „Star Wars“-Programm bekannt. Reagan ließ Konzepte wie „Brillant Pebbles“ ausarbeiten, die auf den Einsatz kleiner autonomer Abfangsatelliten setzten.

Das Programm, das weltraumgestützte und nicht-kinetische Abwehrmaßnahmen vorsah, wurde nie vollständig umgesetzt. Allerdings ließ es einige Ansätze erkennen, auf denen man heute aufbauen könnte.

Der unabhängige Analyst Eric Gomez, der lange Zeit zu dem Thema für das Cato Institute geforscht hat, hält eine Verbesserung weltraumgestützter Sensoren für machbar. Allerdings, so betonte er gegenüber der englischsprachigen Epoch Times, sieht er auch große Herausforderungen bis zu einer möglichen Implementierung. Er setzt seine Hoffnungen auf Kostensenkungen für Raketenstarts. Innovationen dazu könnten private Unternehmen wie SpaceX von Elon Musk schaffen.

Neuem Wettrüsten durch parallele Diplomatie gegensteuern

Die Einrichtung einer hoch entwickelten US-Raketenabwehr könnte allerdings für Irritationen bei geopolitischen Rivalen wie der Russischen Föderation oder Chinas KP sorgen. Der Kalte Krieg war durch ein Gleichgewicht im Sinne der „wechselseitig gesicherten Zerstörung“ gekennzeichnet. In den 1970er-Jahren wurde der ABM-Vertrag unterzeichnet, der ein Wettrüsten verhindern sollte.

US-Präsident George W. Bush hatte diesen 2001 aufgelöst, Russland hat daraufhin neue offensive Systeme wie nuklear bestückte Torpedos entwickelt. Mittlerweile verfügt der Kreml auch über schwer abzufangende fortschrittliche Mittelstreckenraketen und sogar Hyperschallwaffen.

Die Entwicklung neuer US-Systeme könnte zu einem neuen Wettrüsten führen. Donald Trump hat jedoch erklärt, dass er ein Interesse an umfassenden Abrüstungsgesprächen mit Russland und China habe. Dabei soll das Vorhaben Trumps jedoch auch als Verhandlungsinstrument dienen. Vor dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos erklärte der US-Präsident in einer Videobotschaft, er habe mit beiden über Denuklearisierung gesprochen.

Experten zweifeln an ausreichender Vertrauensbasis

Wörtlich sagte Trump bezüglich der Möglichkeiten neuer Abrüstungsvereinbarungen:

„Wir wollen sehen, ob wir eine Denuklearisierung erreichen können, und ich denke, das ist sehr wahrscheinlich. Und ich kann Ihnen sagen, dass auch Präsident Putin das tun möchte.“

Man habe auch mit China eine gute Kommunikation zu dem Thema gehabt. Reagan hatte historisch die Sowjetunion dazu eingeladen, an SDI teilzunehmen, was letztlich zum INF-Vertrag führte. Es sei angedacht, auch Russland und China mit einzubeziehen.

„Wenn es das Ziel der Regierung ist, einen Vertrag oder eine Diskussion über die Rüstungsreduzierung zu führen, dann kann das sicherlich helfen“, äußerte Flesch über Trumps Raketenabwehrbefehl.

Auch Gomez sieht dieses Potenzial. Allerdings hat er Zweifel daran, dass für weitreichende Abkommen zwischen den drei Staaten ausreichend Vertrauen vorhanden wäre. Vor allem China werde wahrscheinlich erst mehr nukleare Sprengköpfe lagern wollen, um eine relative Parität mit Russland und den Vereinigten Staaten zu erreichen. Gomez erklärte:

„Ich bin generell pessimistisch, was die Aussichten angeht.“



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