Internationale Fahndung zu explodierten Hisbollah-Pagern: Norweger untergetaucht

Die Polizei sucht nach einem vermissten norwegisch-indischen Gründer eines bulgarischen Unternehmens, das Berichten zufolge mit der Pager-Lieferkette in Verbindung steht und zuletzt auf einer Geschäftsreise gesehen wurde.
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Ein Foto eines der explodierten Lager.Foto: Getty / AFP
Von 28. September 2024

Die norwegischen Behörden haben einen internationalen Fahndungsaufruf nach einem Mann veröffentlicht. Er soll im Zusammenhang mit der Verbreitung von explodierenden elektronischen Geräten an die militante Hisbollah-Gruppe im Libanon stehen.

Am 17. und 18. September wurde die Hisbollah von einer Welle von Explosionen manipulierter elektronischer Geräte, darunter Tausende von Pagern und Walkie-Talkies, getroffen. Dabei sind offenbar dutzende Hisbollah-Anhänger getötet und Tausende von ihnen verletzt worden. Zudem soll ein Kind tödlich verletzt worden sein.

Am Freitag identifizierte Reuters den gesuchten Mann als Rinson Jose, 39, der letzte Woche während einer Geschäftsreise in die USA verschwand. Es wird vermutet, dass er ein bulgarisches Unternehmen gegründet hat, das Berichten zufolge Teil der Pager-Lieferkette war.

„Wir haben heute im Auftrag der Polizei von Oslo eine internationale Fahndungsmeldung herausgegeben“, sagte Åste Dahle Sundet, eine Sprecherin des norwegischen Nationalen Kriminalpolizeilichen Ermittlungsdienstes, am Donnerstag gegenüber der Associated Press.

In Norwegen ist es ein rechtlicher und kultureller Brauch, Personen nicht öffentlich zu nennen, insbesondere in frühen Phasen von Gerichtsverfahren.

Menschenmenge in der Nähe eines Krankenwagens, der am 17. September 2024 Verwundete in ein Krankenhaus in Beirut bringt, nachdem es in mehreren Stützpunkten der Hisbollah im Libanon zu Explosionen gekommen war. Foto: Anwar AMRO/AFP via Getty Images

Verbreitung von Pagern an die Hisbollah

Die norwegische Sicherheitsbehörde PST gab bekannt, dass sie ebenfalls eine „Voruntersuchung“ eingeleitet hat.

„PST hat eine Voruntersuchung eingeleitet, um festzustellen, ob es Gründe für die Einleitung einer Untersuchung auf Grundlage von Anschuldigungen in den Medien gibt, dass ein norwegisches Unternehmen an der Verbreitung von Pagern an die Hisbollah beteiligt gewesen sein könnte“, teilte Haris Hrenovica, Polizeianwalt bei PST, der Epoch Times per E-Mail mit.

Der norwegische Arbeitgeber des Gesuchten, die DN Media Group, gab an, dass dieser am 17. September zu einer Konferenz nach Boston gereist sei und das Unternehmen ihn seit dem 18. September nicht mehr erreichen konnte. Er arbeitet in der Vertriebsabteilung der Gruppe.

Der CEO des Arbeitgebers des Mannes teilte der AP in einer E-Mail mit, dass das Unternehmen „seit wir zum ersten Mal von den schwerwiegenden Vorwürfen über seine angeblichen privaten Aktivitäten gehört haben, erfolglos versucht hat, unseren Mitarbeiter zu kontaktieren. Wir wussten nichts davon und es hat nichts mit uns als Unternehmen zu tun.“

„Wir haben seit (letztem) Mittwoch (18. September) nichts mehr von ihm gehört und wissen nicht, wo er ist. Das macht uns Sorgen“, sagte Amund Djuve, CEO der DN Group.

Nachdem Joses Arbeitgeber ihn bei der Polizeidirektion Oslo als vermisst gemeldet hatte, sandten die Behörden über den norwegischen Nationalen Kriminalpolizeilichen Dienst (NCIS) einen Haftbefehl an Interpol. Die Epoch Times geht davon aus, dass dies ein normales Verfahren ist [so die norwegische Polizei inoffiziell].

Länderübergreifende Ermittlung

Die Bekanntmachung ist Teil einer länderübergreifenden Untersuchung, wonach die Geschehnisse im Libanon rekonstruiert werden sollen.

Am 17. September behauptete der taiwanesische Pager-Hersteller, dessen Markenzeichen auf den Überresten der im Libanon explodierten Pager zu sehen war, dass diese von einem anderen Unternehmen in Ungarn hergestellt wurden.

Das Modell der Pager, die bei den Detonationen im Libanon verwendet wurden, wurde von der in Budapest ansässigen BAC Consulting hergestellt, so das taiwanesische Unternehmen Gold Apollo.

Laut dem taiwanesichen Unternehmen habe man die eigene Marke nur an das bulgarische Unternehmen lizenziert. An der Herstellung der Geräte sei man hingegen nicht beteiligt gewesen.

Der ungarische Sonderdienst für nationale Sicherheit teilte der AP jedoch letzte Woche mit, dass der CEO von BAC Consulting im Rahmen einer Untersuchung „mehrmals“ befragt worden sei.

Dieser habe ausgesagt, dass das Unternehmen nicht an der Manipulation der Geräte beteiligt gewesen sei.

„Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung haben deutlich gemacht, dass sich die sogenannten Pager nie auf ungarischem Gebiet befanden und dass kein ungarisches Unternehmen oder ungarischer Experte an ihrer Herstellung oder Modifizierung beteiligt war!“, teilte die Behörde in einer E-Mail mit.

Die Hisbollah hat Israel für die Welle explodierender elektronischer Geräte verantwortlich gemacht, aber israelische Beamte haben sich nicht öffentlich zu der Angelegenheit geäußert.

Yossi Kuperwasser, ein ehemaliger Mitarbeiter des militärischen Geheimdienstes und jetzt Forschungsdirektor beim Israel Defense and Security Forum, sagte letzte Woche gegenüber Reuters, es gebe keine Bestätigung dafür, dass der militärische Geheimdienst Mossad an dem Angriff beteiligt war.

Ausgenutzter Fehler

Die beiden wichtigsten Theorien, die von Analysten zunächst aufgestellt wurden, besagten, dass die Angreifer einen Fehler in den Batterien der Pager ausnutzten oder dass sie Sprengladungen an diesen Geräten anbrachten und dann auslösten.

Die Theorie besagt, dass die Angreifer die Lieferkette für diese Pager infiltriert und kleine Mengen an hochexplosivem Sprengstoff in sie eingebracht haben, bevor sie an die Endbenutzer ausgeliefert wurden, und dass die Angreifer diese Sprengladungen dann mit einer verschlüsselten Nachricht auslösten.

Reste der explodierten Pager am 18. September 2024 in den südlichen Vororten von Beirut. Hunderte von Pagern, die von Hisbollah-Mitgliedern benutzt wurden, explodierten am 17. September im gesamten Libanon. Foto: -/AFP via Getty Images

Carlos Perez, Leiter der Sicherheitsabteilung bei TrustedSec, sagte: „Die Batterie bestand wahrscheinlich zur Hälfte aus Sprengstoff und zur anderen Hälfte aus einer echten Batterie.“

Sean Moorhouse, ein ehemaliger Offizier der britischen Armee und Experte für die Beseitigung von Sprengkörpern, sagte: „Wenn man sich das Video ansieht, ähnelt die Größe der Detonation derjenigen, die durch einen elektrischen Zünder allein oder durch einen Zünder mit einer extrem kleinen hochexplosiven Ladung verursacht wird.“

Der ehemalige CIA-Analyst Mike Dimino vom US-amerikanischen Thinktank Defense Priorities kommentierte ein Video über die Schäden, die durch die Explosion eines Pagers verursacht wurden, auf der Social-Media-Plattform X: „Dies war eine kleine Plastiksprengladung, die so konstruiert war, dass sie in eines der Pager-Bauteile passte. Eine Batterie kann so etwas nicht anrichten.“

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)

Diese Artikel erschienen im Original auf theepochtimes.com unter den Titeln „Norway Issues Wanted Notice for Man Connected to Exploding Hezbollah Pagers“. (deutsche Bearbeitung er)



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