Internationale Anteilnahme und großzügige Spenden nach verheerendem Brand in Notre-Dame
Auf die weltweite Anteilnahme nach dem Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame folgen großzügige Spendenangebote für den Wiederaufbau: Der Brand war am Dienstagmorgen gerade gelöscht, da beliefen sie sich bereits auf hunderte Millionen Euro. Das ganze Ausmaß der Schäden wird erst nach und nach deutlich. Die Staatsanwaltschaft schloss unterdessen Brandstiftung weitgehend aus.
„Die ganze Nacht lang habe ich hier Menschen mit Tränen in den Augen gesehen“, sagte Generalvikar Philippe Marsset. Zwar herrsche „totales Chaos“, man dürfe sich davon aber nicht niederschmettern lassen. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sagte einen Wiederaufbau der Kathedrale zu, die Regierung in Paris beriet am Dienstagvormittag über das Vorgehen. Mehrere französische Parteien setzten kurzzeitig ihren Europawahlkampf aus.
Der Brand war am Montagabend im Dachstuhl ausgebrochen und hatte sich nach Angaben eines Feuerwehrsprechers rasend schnell über das gesamte Dach ausgebreitet. Rund 400 Feuerwehrleute kämpften die gesamte Nacht über gegen die Flammen, am Dienstag kurz vor zehn Uhr waren sie dann vollständig gelöscht.
Das Dach und ein Spitzturm wurden zerstört, mehrere kostbare Reliquien und das Hauptkreuz der Kirche aber konnten gerettet werden. Auch die beiden Glockentürme seien gerettet worden, berichtete der Feuerwehrsprecher. Allerdings sei „ein Teil des Gewölbes in das Mittelschiff gestürzt“. Den Dienstag über sollten demnach rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz bleiben, um nach Brandnestern zu suchen und die Baustruktur zu überwachen.
Unklar war zunächst die Brandursache. Der Brand könnte nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft mit Arbeiten am Dach der Kathedrale im Zusammenhang stehen, wo Baugerüste installiert waren. Sie leitete Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung ein und befragte noch in der Nacht Bauarbeiter.
Großzügige Spenden
Die beiden größten Luxusgüterkonzerne des Landes kündigten wenige Stunden nach dem Brand Millionenspenden an: LVHM (Moët Hennessy – Louis Vuitton) will demnach 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen, der Luxusmodekonzern Kering (Gucci, Saint Laurent, Balenciaga) will 100 Millionen Euro spenden. Auch der Zusammenschluss der französischen Profifußballclubs versprach finanzielle Unterstützung.
Auch im fernen Afrika wird nach der Brandkatastrophe in der Pariser Kathedrale Notre-Dame Anteil genommen: Der König von Sanwi im Südosten der Elfenbeinküste will deswegen helfen. „Wir werden für den Wiederaufbau dieses Monuments spenden“, sagte Amon N’Douffou V. am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Er habe dazu bereits Beratungen aufgenommen.
Er habe eine schlechte Nacht verbracht, die Bilder des Großbrandes hätten ihn im Schlaf verfolgt, sagte Amon N’Douffou weiter. Zugleich erinnerte er daran, dass Notre-Dame de Paris eine „starke Verbindung“ zwischen seinem Königreich und Frankreich darstelle. Denn in der Kathedrale war um das Jahr 1700 ein Prinz der Sanwi auf den Namen Louis Aniaba getauft worden.
Ein Jahr später wurde der junge Mann von König Ludwig XIV. ebenfalls in der Kathedrale in den Orden des Sterns von Notre-Dame aufgenommen. Später kehrte der Prinz in seine ivorische Heimat zurück.
Weitere Anteilnahme
Aus zahlreichen Ländern trafen am Dienstag weitere Botschaften der Anteilnahme ein. Der Vatikan twitterte, Papst Franziskus bete „für Frankreichs Katholiken und für die Bevölkerung von Paris“. Queen Elizabeth II erklärte, sie sei „tiefbetrübt“.
Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte, die „Tragödie“ von Notre-Dame treffe auch die Russen ins Herz. Er bot an, die „besten Spezialisten“ des Landes als Wiederaufbauhelfer zu schicken. Irans Außenminister würdigte Notre-Dame als „symbolträchtiges Denkmal des Gebets zu unserem gemeinsamen Gott“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Menschen in Deutschland und ganz Europa auf, „sich am Wiederaufbau von Notre Dame zu beteiligen“.
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor mit dem Vorschlag für Kopfschütteln gesorgt, Löschflugzeuge einzusetzen. Der französische Zivilschutz stellte klar, die Wucht der Wassermassen könne das gesamte Kirchengebäude zum Einsturz bringen.
Der Wiederaufbau der Kathedrale wird nach Einschätzung von Experten viele Jahre dauern. Eric Fischer, Direktor der Stiftung zum Schutz des Straßburger Münsters, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er rechne mit mehreren Jahrzehnten.
In der Kathedrale von Straßburg läutete am Morgen die Heiliggeist-Glocke, die nur bei besonderen Anlässen erklingt. Auch mehrere deutsche Kirchen, darunter der Kölner und der Mainzer Dom, wollten am Mittag als Zeichen der Solidarität ihre Glocken läuten lassen.
Notre-Dame gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Berühmt wurde die Kathedrale auch durch den Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ von Victor Hugo. Am 24. August 1944 hatte das Glockenläuten von Notre-Dame die Befreiung von Paris von der deutschen Besatzung verkündet. (afp)
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