Intensive Fahndung nach Straßburger Angreifer in Frankreich und Deutschland
Nach dem Angriff auf den Straßburger Weihnachtsmarkt mit drei Toten und 13 Verletzten fahnden französische und deutsche Ermittler unter Hochdruck nach einem 29-Jährigen, der auch in Deutschland bereits im Gefängnis saß. Der Täter rief nach Angaben von Zeugen „Allahu Akbar“ (Gott ist groß), wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch erklärte. Die französische Regierung rief landesweit die höchste Terrorwarnstufe aus.
„Der Terrorismus hat erneut auf unserem Staatsgebiet zugeschlagen“, sagte Staatsanwalt Rémy Heitz bei einer Pressekonferenz in Straßburg. Der 29-jährige Verdächtige namens Chérif C. hat nach seinen Angaben ein langes Vorstrafenregister: Er wurde demnach 27 Mal in Frankreich, Deutschland und der Schweiz verurteilt, überwiegend wegen Diebstahls und Raub.
In Frankreich beteiligten sich nach Angaben des Innenministeriums Kriminalpolizisten, Spezialeinheiten und Soldaten der Anti-Terror-Kräfte an der Fahndung nach dem gebürtigen Straßburger. Sie schließen nicht aus, dass er nach Deutschland gelangt sein könnte. Die Bundespolizei fahndete deshalb „mit verstärkten Kräften“ im deutsch-französischen Grenzraum. Sie geht davon aus, dass der Mann nach wie vor hochgefährlich ist.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft eröffnete Chérif C. am Dienstagabend gegen 19.50 Uhr mit einer automatischen Pistole das Feuer nahe des Straßburger Münsters, wo auch in diesem Jahr der Weihnachtsmarkt stattfindet. Er sei dann durch die Fußgängerzone gelaufen und habe Menschen beschossen und mit einem Messer angegriffen. Bei einem der drei Todesopfer handelt es sich demnach um einen Hirntoten. Deutsche sind nach offiziellen Angaben aus Berlin nicht unter den Opfern.
Sicherheitskräfte hätten versucht, den Angreifer zu stellen und ihn verletzt. Er habe dann aber mit einem Taxi aus der Altstadt in Richtung des Wohnviertels Neudorf fliehen können. Dort konnten Fahnder ihn aber nicht stellen.
Chérif C. wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom französischen Inlandsgeheimdienst DGSI überwacht und wegen seiner Radikalisierung als Gefährder geführt. Bisher habe es aber keine Erkenntnisse über eine bevorstehende islamistische Tat gegeben, hieß es aus dem Innenministerium. Nach Angaben der „Bild“-Zeitung ist Chérif C. Franzose mit algerischen Wurzeln.
Eigentlich sollte der Mann am Morgen vor der Tat festgenommen werden. Der Einsatz habe im Zusammenhang mit „einer versuchten Tötung“ bei einem Raubüberfall gestanden, wegen der es auch fünf weitere Festnahmen gegeben habe, sagte Innenstaatsekretär Laurent Nuñez. Dabei fanden die Ermittler nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch Waffen in der Wohnung des Verdächtigen: eine Granate, Munition und vier Messer.
Nach Angaben des Innenministeriums von Baden-Württemberg war der Verdächtige auch in Deutschland aktenkundig: 2016 war er wegen zweifachen Einbruchdiebstahls zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Deutschen Medien zufolge verübte er seine Taten im Raum Konstanz, Mainz und Frankfurt am Main.
Ein Jahr nach seiner Verurteilung wurde er nach Frankreich abgeschoben, die Wiedereinreise in die Bundesrepublik wurde ihm untersagt. Als Gefährder wurde er aber anders als im Nachbarland nicht geführt.
Die französische Regierung rief die höchste Terrorwarnstufe aus, wie Innenminister Christophe Castaner sagte. Auf allen Weihnachtsmärkten und an Grenzen wurden die Sicherheitskontrollen verschärft. Mit Blick auf die Protestbewegung der „Gelbwesten“ rief ein Regierungssprecher alle im Land zur „Ruhe und Zurückhaltung“ auf.
Konservative und Rechtspopulisten in Frankreich riefen Präsident Emmanuel Macron erneut zu einem schärferen Vorgehen gegen Gefährder auf, sie fordern unter anderem eine präventive Internierung. Frankreich war in den vergangenen Jahren wiederholt Ziel islamistischer Anschläge geworden. Seit Anfang 2015 wurden dabei mehr als 240 Menschen getötet.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach den Franzosen sein Beileid aus. Er sei in Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer und bei den Verletzten, erklärte er in Berlin. (afp)
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