Instandhaltung beschlagnahmter Superyachten verschlingt Millionen

Geschäftsbeziehungen abbrechen, Konten einfrieren, Vermögenswerte beschlagnahmen. Westliche Regierungen wollen Russland den Geldhahn abdrehen, nehmen aber in Kauf, russischen Oligarchen, einschließlich Putin, Millionen Euro zu schenken.
Kosten für beschlagnahmte Superyachten
Die 140 Meter lange Superyacht "Scheherazade" (hinten) im Hafen von Marina di Carrara (Italien) am 23. März 2022.Foto: Laura Lezza/Getty Images
Von 27. April 2022

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Die Beschlagnahmung russischer Superyachten und Villen stellt für viele Bürger einen Sieg westlicher Spezialeinheiten über russische Oligarchen dar. Nicht selten dauert es Monate, das Vermögen sanktionierter Personen aufzuspüren und/oder ihre wahren Eigentümer zu ermitteln. Nach der Beschlagnahmung folgt jedoch der alltägliche und mitunter unangenehme Teil: Unterhalt, Instandhaltung und Versicherung. Bei Yachten summieren sich die jährlichen Kosten auf etwa zehn Prozent des Neupreises.

Prinzipiell bleiben Eigner für die Wartung verantwortlich, auch wenn ihre Yachten festgesetzt wurden. Allerdings gibt es oft keine Rechnungsadresse, sodass die laufenden Kosten von den agierenden Staaten getragen werden müssen.

Regierungen verantwortlich für beschlagnahmte Superyachten

„Wenn Regierungsbeamte Vermögenswerte in Verwahrung nehmen, die sanktionierten Personen aus Russland oder anderen Ländern gehören, übernehmen sie auch die Verantwortung dafür, dass die Vermögenswerte in gutem Zustand gehalten werden“, erklärt „Bloomberg“ unter Berufung auf Andrew Adams. Der New Yorker Bundesstaatsanwalt leitet seit März die KleptoCapture-Initiative des US-Justizministeriums zur Aufspürung und Sanktionierung russischer Oligarchen.

Im Fall von beschlagnahmten Yachten bedeutet das, dass Behörden sicherstellen müssen, dass sie versichert sind und dass man Leute findet, die alle notwendigen Wartungsarbeiten durchführen. Damit werde sichergestellt, dass das Schiff nicht an Wert verliert, während es sich in den Händen der Regierung befindet.

„Wenn wir das Boot beschlagnahmen, gibt es im Justizministerium Leute, die mit Versicherungsgesellschaften, Yachtmanagern oder maritimen Managementfirmen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass wir die nötigen Voraussetzungen schaffen“, sagte Adams in einem Interview. „Wir müssen diese Art von Verantwortung übernehmen.“

210 Millionen Euro für sanktionierte russische Oligarchen

Als jüngsten Zuwachs der beschlagnahmten Yachtflotte können „Tango“ in Spanien und „Dilbar“ in Hamburg angesehen werden. Wobei letztere nach Volumen die größte Yacht der Welt ist und ihr Wert auf 550 bis 700 Millionen Euro geschätzt wird. Das deutsche Bundeskriminalamt hat damit – unfreiwillig – den vermeintlichen Eigner Alisher Usmanov von Kosten in Höhe von jährlich etwa 55 bis 70 Millionen entbunden. Für „Tango“ muss die US-Justiz, in deren Auftrag die Spanier handelten, „nur“ mit etwa neun Millionen Euro rechnen.

Neben den immensen Kosten stehen westliche Regierungen jedoch vor einem weiteren Problem: Da die bestehende Besatzung, sofern sie das Schiff noch nicht verlassen musste, auf der Gehaltsliste sanktionierter Personen steht, darf sie theoretisch nicht weiter beschäftigt werden. Neue Crewmitglieder zu finden, ist auch unter normalen Umständen eine Herausforderung, insbesondere wenn es sich um große und komplexe Yachten handelt. Usmanov könnte insofern sogar doppeltes Glück haben. Die Yacht „Dilbar“, die offiziell seiner Schwester gehört, steht im Trockendock der Firma Lürssen im Hamburger Hafen und damit bei der Werft, die sie 2016 abgeliefert hat.

Brancheninsider gehen davon aus, dass weltweit etwa sieben bis zehn Prozent der Yachten russischen Eignern gehören. Bis Redaktionsschluss wurden nach teils unbestätigten Angaben mindestens sieben Villen im Wert von über 300 Millionen Dollar und 15 Yachten für mehr als 2,1 Milliarden Euro beschlagnahmt oder sanktioniert, darunter „Segelyacht A“, die größte Segelyacht der Welt, „Dilbar“ und „Crescent“. Alle drei wurden in Deutschland gebaut und kosteten – jede einzeln – mehr als 500 Millionen Euro. Bis zu 40 weitere Yachten sind anderweitig von den Sanktionen betroffen oder Gegenstand laufender Ermittlungen.

Putins Superyachten bisher nicht betroffen?

Glaubt man dem Küstenfunk, gehört auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mindestens eine Yacht. Die wahren Eigentumsverhältnisse sind indes unklar, wobei manches auf Verbindungen zu Putin schließen lässt.

So hat „Graceful“, eine 82-Meter-Yacht im Wert von über 100 Millionen Euro, ihren Werftaufenthalt Anfang Februar überraschend beendet beziehungsweise abgebrochen und Deutschland in Richtung Kaliningrad verlassen. „Scheherazade“ im Wert von 650 Millionen Euro, die zweite, 140 Meter lange Yacht mit vermeintlichen Verbindungen zu Putin, liegt seit Anfang März in Italien.



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