Schweizer Franken trotzt dem Inflationstrend
Kaum ein anderes Land in Europa wird von der derzeitigen Inflationswucht so verschont wie die Schweiz. Seit August ist die Inflationsrate in der Alpenrepublik um 0,5 Prozent gesunken und liegt damit im Oktober bei lediglich 3 Prozent. Die Gründe hierfür sind vielseitig.
Ein Zahlenspiel
Zunächst ein Zahlenvergleich: Mit 10,7 Prozent hat die Inflation in der Eurozone im Oktober einen neuen Höchstwert erreicht. Neben Estland, Litauen und Lettland litten auch die Niederlande besonders unter der Teuerung (16,8), ebenso wie die Slowakei (14,5 Prozent), Belgien (13,1 Prozent) und Italien (12,8 Prozent). Am niedrigsten war die Inflation in Frankreich (7,1 Prozent) und Spanien (7,3 Prozent).
Für Deutschland geht die EU-Statistikbehörde von 11,6 Prozent Inflation aus. Die Erdgas-Preise haben sich demnach mit einer Steigerung von 109,8 Prozent mehr als verdoppelt. Für Nahrungsmittel mussten deutsche Verbraucher 20,3 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Der Preisauftrieb hat sich hier seit Jahresbeginn sukzessiv verstärkt. Auch für die Wartung und Reparatur von Wohnungen (plus 14,8 Prozent) und Pauschalreisen (plus 12,3 Prozent) mussten die Menschen tiefer in die Tasche greifen. Importpreise verteuerten sich in Deutschland im September um knapp 30 Prozent. In der Schweiz lag diese zuletzt bei nur 6,9 Prozent.
Der Onlinehändler Digitec Galaxus berichtet sogar von sinkenden Preisen für viele Produkte seines Schweizer Sortiments. Der Preiskampf habe die Preise vieler Produkte runtergetrieben, erklärte Hendrik Blijdenstein, Verantwortlicher für den Ein- und Verkauf im Unternehmen. Laut der Schweizer Boulevardzeitung „20 minuten“ kosten Notebooks derzeit 13,2 Prozent weniger als vor zwölf Monaten, Nahrungsmittel 11,3 Prozent, Mobiltelefone 11,2 Prozent und PCs 6,8 Prozent weniger. Was also machen die Schweizer anders?
So stabilisiert die Schweiz ihre Preise
Zum einen profitiert die Alpenrepublik vor allem von ihrer starken Währung. Diese gewinnt im Vergleich zum Euro fortwährend an Wert, wie „Der Standard“ berichtet. Im Februar kostete ein Euro noch 1,06 Schweizer Franken. Inzwischen hat der Franken deutlich an Fahrt gewonnen und gewann rund zehn Prozent zum Euro. Aktuell ist ein Euro nur noch 0,97 Franken wert.
Das bedeutet: Die Preissteigerung von Energie- oder Lebensmittelimporten aus der EU können somit weitestgehend abgefedert werden. Die Schweiz hat allerdings noch eine andere Methode, mit der sie die schwankenden Weltmarktpreise stabilisiert: nämlich die Erhebung und Anpassung von Zöllen.
Diese Möglichkeit hat das Land, da es nicht Mitglied der Europäischen Union ist. Steigen beispielsweise die Weltmarktpreise für Lebensmittel, sinken die Zölle. Sinken die Importpreise, steigen die Zölle entsprechend. Auf diese Weise schützt der Staat die einheimische Agrar- und Lebensmittelindustrie vor Preisdumping durch Importprodukten. Dies verteuert zwar im Allgemeinen das Leben in der Schweiz, wirkt sich aber zuletzt positiv auf die Preisstabilität des Landes aus. So beträgt die Teuerung der Inlandsgüter lediglich 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Energie durch Atom- und Wasserkraft
Während die hohen Energiepreise die Inflationsraten in vielen EU-Ländern auf einen neuen Höchststand katapultiert, scheint die Schweiz weniger stark von der Energiekrise betroffen zu sein. Dies liegt größtenteils daran, dass die Schweiz ihren Strombedarf weitestgehend selbstständig durch Atom- und Wasserkraft abdeckt. Der Strom muss nur im Winter importiert werden.
Hinzu kommt, dass Energieversorger die Preise nur einmal im Jahr anpassen dürfen. So haben Stromlieferanten bereits für das Jahr 2023 Preissteigerungen angekündigt. In einigen Städten wie etwa Winterthur soll der Strom mit einem Schlag um 30 Prozent teurer werden. Die Stadtwerke Winterthur erklärt den Preissprung unter anderem damit, dass sie nur rund 20 Prozent des Strombedarfs selbst produziert. Den Rest müsse man derzeit teuer auf dem Strommarkt einkaufen. In Nidwalden in der Zentralschweiz hingegen steigen die Energiepreise um nur 4 Prozent. Darüber berichtet das Newsportal „htr“.
Gunther Schnabl, Professor für Wirtschaftspolitik in Leipzig, führt einen weiteren Faktor auf, der bei der Inflation eine wesentliche Rolle spielt: die Staatsverschuldung. Hohe Ausgaben der Regierung, die nicht mehr durch Steuereinnahmen finanziert werden können, sondern nur mithilfe der Notenpresse, heizt die Inflation weiter an.
Zwar beklagen sich viele Schweizer über die höchste Teuerungsrate seit Jahrzehnten. Doch im Vergleich zu ihren Nachbarländern bleibt die Schweiz nach wie vor eine Inflationsinsel.
(Mit Material von Nachrichtenagenturen)
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