Indische Landwirte: Steine gegen Drohnen mit Tränengas und schwere Straßensperren
Die indische Polizei geht mit schwer befestigten Straßensperren gegen protestierende Landwirte vor. Die Sicherheitskräfte versuchten so am Mittwoch weiterhin, tausende Bauern daran zu hindern, mit ihrem landwirtschaftlichen Gerät in die Hauptstadt Neu Dehli zu gelangen.
An der Grenze zwischen den Bundesstaaten Punjab und Haryana, rund 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt, setzte die Polizei Tränengas ein, wie AFP-Reporter berichteten.
Die Landwirte haben zu einem „Marsch auf Delhi“ aufgerufen – eine Anspielung auf massive Demonstrationen vor drei Jahren. Fernsehsender zeigten Traktorkonvois mit jeweils Hunderten von Fahrzeugen, die sich in den Bundesstaaten Punjab, Haryana und Uttar Pradesh Richtung Hauptstadt bewegten.
Die Polizei errichtete auf den Zufahrtsstraßen Barrikaden mit Betonklötzen und Metallspitzen und verbot öffentliche Zusammenkünfte von mehr als fünf Menschen in der Metropole.
Mindestpreise für die Ernte gefordert
Im Januar 2021 hatten protestierende Bauern Polizeibarrikaden durchbrochen, um in die Hauptstadt Neu Delhi zu gelangen.
Damals richtete sich die Protestbewegung gegen eine geplante Liberalisierung der Märkte für landwirtschaftliche Produkte. Der Sektor fordert nun unter anderem einen Mindestpreis für die Ernte, bessere Renten und Schuldenschnitte.
Mit Steinen gegen Tränengas
Bislang hielten die Barrikaden. Die Sicherheitskräfte warfen Tränengasgranaten von Drohnen aus auf die Landwirte, als diese versuchten, die Barrikaden zu räumen. Gegen das Umfahren der Sperren hoben sie an den Seiten Gräben aus. In Teilen des Bundesstaats Haryana wurde das mobile Internet abgeschaltet.
Am 13. Februar wurde Tränengas eingesetzt, um die Bauern davon abzuhalten, in die Hauptstadt Neu-Delhi zu marschieren – nachdem die Gespräche mit der Regierung gescheitert waren.
Nach Polizeiangaben bewarfen Protestierende die Beamten mit Steinen. „Wir warten nur noch auf das grüne Signal von unseren Anührern“, sagte der Landwirt Santokh Singh aus Ludhiana im Punjab. „Sobald das kommt, werden wir alle Hindernisse überwinden“. Vertreter landwirtschaftlicher Gewerkschaften riefen die Bauern bislang mit Lautsprechern zur Zurückhaltung auf.
„Die Polizei behandelt uns, als kämen wir aus einem feindlichen Land“, sagte der 65-jährige Mohan Singh. „Alles, was wir wollen, ist nach Delhi zu gehen und unsere Rechte geltend zu machen.“
Zwei von drei Menschen leben von der Landwirtschaft
In Indien hat der Landwirtschaftssektor großes politisches Gewicht. Rund zwei Drittel der Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen leben von der Landwirtschaft, die fast ein Fünftel der Wirtschaftsleistung ausmacht. Zugleich ist die Selbstmordrate unter indischen Landwirten hoch.
Die vorige Protestwelle des Sektors hatte 2020 begonnen und sich über ein Jahr gezogen. Sie löste die bislang größte Regierungskrise des seit 2014 regierenden Premierministers Narendra Modi aus.
Zehntausende Landwirte hatten teils monatelang in Protestcamps ausgeharrt, bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften wurden mehr als 700 Menschen getötet. Im November 2021 kippte Modi schließlich die von den Bauern kritisierte Marktreform. (afp/red)
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