„Madame Euro“ Christine Lagarde: Immer die erste Frau in einem Top-Job
Christine Lagarde war in ihrem Leben schon oft die Nummer eins: Erste Frau an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF), erste französische Wirtschaftsministerin, erste Chefin der renommierten Anwaltskanzlei Baker McKenzie. Zur Krönung ihrer Karriere wird die 63-jährige Französin nun erste Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB). Ihr eilt ein exzellenter Ruf voraus – allerdings liegt ein Schatten auf ihrer Biographie.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war zum Abschluss des EU-Gipfels, der Lagarde am Dienstag für den Posten in Frankfurt am Main nominierte, voll des Lobes: Lagarde verfüge über „viel Erfahrung und Wissen“ und werde alles tun, „dass es dem Euro gut geht“.
„Madame Lagarde hat alle Kompetenzen und Qualitäten, die zur Leitung der EZB nötig sind“, betonte auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der laut Diplomaten das Frauen-Doppel mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) an der EU-Kommissionsspitze und Lagarde bei der EZB vorgeschlagen hatte.
Mitglied der Synchronschwimmer-Nationalmannschaft
„Zähne zusammenbeißen und lächeln“ – dieses Motto hat ihr schon als 15-Jährige ihr Trainer bei der französischen Nationalmannschaft im Synchronschwimmen eingeimpft.
Beim IWF in Washington gilt die Englisch sprechende Französin als Vorzeigechefin: „Sie ist eine außerordentlich gute Botschafterin des Währungsfonds“, sagt Mark Sobel, im US-Finanzministerium jahrzehntelang in hoher Position tätig. Ein Mitarbeiter sagt, Lagarde habe mit ihrer ruhigen und bestimmten Art geholfen, ab 2011 das Trauma zu überwinden, das die Verhaftung ihres Landsmanns Dominique Strauss-Kahn in einer Vergewaltigungs-Affäre verursacht hatte.
Lagarde kennt alle wirtschaftlichen und politischen Schwergewichte der Welt. Merkel schätzt sie seit Jahren, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) bezeichnete sie in seiner Zeit als Finanzminister als „Freundin“.
Lagarde ist seit 2005 in der Politik
Nach ihrem Aufstieg in der US-Anwaltskanzlei Baker McKenzie ging Lagarde 2005 in die Politik, zunächst als Außenhandels-Staatssekretärin in Frankreich. Der konservative Präsident Nicolas Sarkozy beförderte sie 2007 zur Wirtschafts- und Finanzministerin, als erste Frau auf dem Posten.
In Paris und in ihrer Zeit beim IWF erwarb sie sich einen Ruf als Krisenmanagerin und gewiefte Taktikerin. In diese Zeit fiel auch das Drama um Griechenland: Die Griechen sollten endlich ihre Steuern zahlen, verlangte die stets elegant gekleidete Frau mit den Silberhaaren 2012. Zugleich warb sie für einen Schuldenschnitt – und machte sich bei den Euroländern nicht unbedingt beliebt.
Schwarzer Fleck: Hilfe zur Veruntreuung von Steuergeldern
Ein Fleck verunziert ihren Lebenslauf: Im Dezember 2016 sprach sie ein Pariser Gericht schuldig, weil sie als Finanzministerin fahrlässig zur Veruntreuung französischer Staatsgelder in Höhe von 400 Millionen Euro beigetragen hatte. Das Gericht verzichtete in dem Fall um den Verkauf von Adidas durch den Geschäftsmann Bernard Tapie allerdings auf eine Strafe.
Wenn Lagarde im November für acht Jahre die EZB-Leitung von dem Italiener Mario Draghi übernimmt, ist sie die erste, die zuvor keine nationale Zentralbank leitete. Ökonomen erwarten keine radikale Kehrtwende zu Draghi, der die EU mit einer ultralockeren Zinspolitik und dem massiven Kauf von Staatsanleihen durch die Krisenjahre steuerte.
In Frankfurt wird sie auf Bundesbank-Chef Jens Weidmann treffen, der ebenfalls als Anwärter für die EZB-Spitze galt. Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, bedauert zwar, dass Weidmann leer ausgegangen ist. Lagarde sei aber eine „sehr gute Besetzung“, betont er. (afp)
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