Ifo-Chef Sinn: „Votum dürfte zu Austritt Griechenlands führen“
Hans-Werner Sinn, Präsident des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), erwartet, dass Griechenland nach dem „Nein“-Votum am Sonntag die Euro-Zone verlassen wird. „Das Ergebnis des Referendums wird vermutlich zum Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone führen, auch wenn die griechische Regierung mit der Entlassung des Finanzministers Varoufakis nun Verhandlungsbereitschaft signalisiert hat“, sagte Sinn der „Welt“. „Den Austritt haben die meisten Griechen mit ihrem Votum zwar nicht beabsichtigt, aber doch in Kauf genommen.“
Der Ökonom erwartet, dass Griechenland gar keine andere Wahl haben werde, als die Währungsunion zu verlassen und die Drachme wieder einzuführen. Die anderen Euro-Partner würden sich mit einem weiteren Rettungspaket nicht beeilen, sagt Sinn; in der Zwischenzeit werde sich jedoch die Situation vor Ort verschlimmern. „Ich glaube nicht, dass die Staatengemeinschaft jetzt das nötige dritte Rettungspaket schnell aus dem Boden stampfen wird. Und wenn sich das hinzieht, wird Griechenland gezwungen, eine eigene Währung einzuführen. Der Staat ist ja nicht mehr zahlungsfähig.“ Wenn die Banken geschlossen und die Kapitalverkehrskontrollen in Kraft blieben, könnte es innerhalb weniger Tage und Wochen zu Versorgungsengpässen in Griechenland kommen. „Ohne eine Drachme-Einführung würde es Szenen geben wie bei der Staatspleite von Argentinien, wo es tagelange Straßenkämpfe gab und die Geschäfte geplündert wurden“, warnte Sinn. Der Ifo-Präsident wies zudem darauf hin, dass die Milliarden, für die Deutschland in der Griechenland-Rettung geradesteht, kein Grund seien, den sogenannten Grexit zu verhindern. „Die 87 Milliarden Euro sind jetzt schon verloren, nicht erst durch den Austritt“, sagte Sinn. „Wenn überhaupt, bietet nur der Austritt den Gläubigern die Möglichkeit, irgendetwas von dem Geld wiederzusehen, weil nur der Austritt und die Abwertung für Griechenland den Exportüberschuss erzeugen kann, mit dem die Kredite zurückgezahlt werden könnten.“
(dts Nachrichtenagentur)
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