Hydraulikexperte: Staudammsprengung hat militärischen Vorteil für Russland

Zerstörung bringt Putins Truppen einen strategischen Vorteil. Die 40.000-Einwohner-Stadt Cherson könnte durch die Fluten vermutlich unbewohnbar werden.
Das vom ukrainischen Präsidialamt über AP veröffentlichte Videostandbild zeigt Wasser, das durch einen Durchbruch im Kachowka-Staudamm fließt.
Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms führte zu schweren Überschwemmungen in der Südukraine.Foto: Uncredited/Maxar Technologies/AP/dpa
Von 6. Juni 2023

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Wer ist für die Sprengung des Kachowkaer Staudamms am Dnepr in der Südukraine verantwortlich? Während sich die Kriegsparteien Russland und Ukraine gegenseitig beschuldigen, sieht der chinesische Ingenieur und Hydraulikexperte Dr. Wang Weiluo im Ruhrgebiet bei beiden Kontrahenten Motive.

Überschwemmtes Land wäre militärisch unbrauchbar

Das nun überschwemmte Land im südlichen Teil der Ukraine sei für rund drei Monate eine Sumpflandschaft, auch wenn das Wasser abgeflossen sei. Militärisch also unbrauchbar, Panzer können dort nicht fahren, ebenso wenig können Soldaten anderes Kriegsgerät auf dem aufgeweichten Boden transportieren. Damit, so Wang weiter, hätten die Russen einen Teil der ukrainischen Offensive unterbunden und sich einen militärischen Vorteil verschafft.

Doch auch für die Ukrainer könnte die Sprengung des riesigen Damms, der 18 Milliarden Kubikmeter Wasser aufgestaut hat, strategische Vorteile bringen. So versorgt der Dnepr die Menschen auf der Krim mit Trinkwasser. Die Sprengung könnte nun für Versorgungsengpässe und für einen psychologischen Bedrohungseffekt bei den Krim-Bewohnern sorgen. „Das zeigt ihnen, wie nah der Krieg“ ist, sagt Wang im Gespräch mit Epoch Times.

Große Mengen Sprengstoff nötig

Nach einem genauen Studium von Bildern und Filmmaterial, das im Internet auf zahlreichen Plattformen kursiert, kommt der Ingenieur, der sein Studium an der Technischen Universität in Dortmund absolviert hatte, aber zu dem ganz persönlichen Schluss, dass der Anschlag auf die Russen zurückzuführen sei.

Der Staudamm sei aus Zement errichtet, daher brauche es große Mengen an Sprengstoff, um ihn zum Bersten zu bringen. Da das Gebiet von den Russen kontrolliert wird, hätten seiner Ansicht nach ukrainische Streitkräfte kaum Möglichkeiten gehabt, die Sprengung zu organisieren. Auch hätte die Ukraine bereits vor einem Jahr befürchtet, dass die Russen den Damm sprengen könnten.

Sprengungen von Dämmen sind laut Wang durchaus gängige Kriegsmethoden. Sie seien sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch im Korea-Krieg als strategische Mittel genutzt worden.

Von den Fluten soll auch die Stadt Cherson bedroht sein. Dort leben rund 40.000 Menschen. Eine vollständige Zerstörung droht, die Häuser der Stadt wären laut Dr. Wang nicht mehr bewohnbar.

Bereits am 11. November 2022 zeichnete eine Überwachungskamera eine starke Explosion auf dem Damm auf. Dabei wurden die Straße und die Eisenbahnlinie beschädigt, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“. Der Damm selbst hielt der Detonation jedoch weitgehend stand. Satellitenbilder zeigten lediglich einen geringfügigen Abfluss des Wassers. Damals machten Experten mehrheitlich die sich zurückziehenden Russen für die Sprengung verantwortlich.

Scholz spricht von einer „neuen Dimension“

„Russische Terroristen.“ Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gibt es keinen Zweifel, wer den „Anschlag“ auf den Staudamm Kachowka verübt hat. Auf seinem Twitter-Kanal veröffentlichte Selenskyj ein Video, das zeigt, wie sich die Wassermassen den Weg durch eine überflutete Ortschaft bahnen. Sein Tweet beinhaltet keine weiteren Informationen, stattdessen kämpferische Parolen, die einmal mehr einen ukrainischen Sieg im Konflikt mit Russland ankündigen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Sprengung des Staudamms als „neue Dimension“ im Ukraine-Krieg bezeichnet. Gleichzeitig betonte er erneut, dass Deutschland die Ukraine so lange unterstützen werde, wie dies nötig sei.

Laut „Stern“ kühlt der Dnepr das Wasser des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja. Das AKW liegt 140 Kilometer flussaufwärts vom Unglücksort, an dem der Staudamm zerstört wurde. Die Internationale Atomenergiebehörde sieht allerdings derzeit keine unmittelbare Gefahr. Dr. Wang Weiluo ist auch dieser Meinung.



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