Huthi: „Russische und chinesische Schiffe greifen wir nicht an“
Die Huthi-Rebellen im Jemen haben erneut ein US-Handelsschiff angegriffen. Die vom Iran unterstützte Miliz erklärte in der Nacht zu Freitag, im Golf von Aden den Tanker „Chem Ranger“ mit Raketen attackiert zu haben. Während die Rebellen angaben, dass das Schiff getroffen worden sei, hieß es seitens des US-Militärs, die Raketen hätten ihr Ziel verfehlt.
Die für die Region zuständige Kommandozentrale der US-Streitkräfte, Central Command (Centcom) bestätigte den Beschuss der „Chem Ranger“ durch zwei Anti-Schiffs-Raketen der Huthis.
Das Schiff sei jedoch nicht getroffen worden. „Die Besatzung hat beobachtet, wie die Raketen nahe des Schiffs im Wasser einschlugen“, erklärte das Regionalkommando auf X, früher Twitter. Es habe keine Verletzten und keine Schäden an dem Schiff gegeben. „Das Schiff hat seine Fahrt fortgesetzt.“
Ein indisches Kriegsschiff nahm sich der Sache an
Den Angaben zufolge fährt der Tanker unter der Flagge der Marshallinseln, befindet sich in Besitz einer US-Reederei und wird von einer griechischen Firma betrieben. Laut der spezialisierten Website Marine Traffic handelt es sich um einen Chemietanker, der sich auf dem Weg von Dschiddah in Saudi-Arabien nach Kuwait befand.
Die britische Sicherheitsfirma Ambrey erklärte derweil, in der Region hätten sich Drohnen einem namentlich nicht genannten Chemietanker genähert, der unter der Flagge der Marshallinseln fährt. Eine der Drohnen sei rund 30 Meter von dem Schiff entfernt im Wasser eingeschlagen.
Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben, ein indisches Kriegsschiff habe sich des Vorfalls angenommen. Ähnliche Angaben machte die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO).
Huthi: Russische und chinesische Schiffe greifen wir nicht an
Die Huthi-Rebellen greifen insbesondere seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas Schiffe im Roten Meer und auch im Golf von Aden an. Die schiitische Miliz sieht sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten „Achse des Widerstands“, zu der neben der Hamas auch die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon gehört.
Ein hochrangiger Vertreter der Huthi-Miliz sicherte russischen und chinesischen Schiffen eine sichere Durchfahrt zu. Neben „anderen Ländern“ sei ihr Schiffsverkehr in der Region nicht bedroht, sagte Mohammed al-Bukhaiti in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der russischen Zeitung „Iswestija“.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte die USA am Donnerstag aufgefordert, ihre „Aggression“ gegen die Huthis im Jemen zu stoppen, um eine diplomatische Lösung für die Angriffe auf die Handelsschiffe zu finden.
China ruft zum Ende der Angriffe der Huthi auf
China hat zu einem Ende der Angriffe der Huthi-Miliz im Jemen auf Handelsschiffe im Roten Meer aufgerufen. „Wir fordern ein Ende der Bedrohungen ziviler Schiffe, um den reibungslosen Ablauf der globalen Produktions- und Lieferketten und die internationale Handelsordnung aufrechtzuerhalten“, sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, am Freitag. Auch das Handelsministerium in Peking forderte die Wiederherstellung der Sicherheit im Roten Meer.
„Die oberste Priorität ist es, den Krieg im Gazastreifen so schnell wie möglich zu beenden, um zu verhindern, dass sich der Konflikt weiter ausweitet oder gar außer Kontrolle gerät“, fügte Mao hinzu.
Israel setzt Angriffe fort
Israel hat am Freitag seine Angriffe auf Ziele im Süden des Gazastreifens fortgesetzt. Augenzeugen und der palästinensische Rote Halbmond sprachen von Luftangriffen und Artilleriebeschuss in den frühen Morgenstunden in der Stadt Chan Junis.
Der palästinensische Rote Halbmond meldete „intensiven Artilleriebeschuss“ in der Nähe des al-Amal-Krankenhauses in Chan Junis. Laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium wurden bei den nächtlichen Angriffen mindestens 77 Menschen getötet. Die Angaben sind nicht verifizierbar.
Die größte Stadt im Süden des Gazastreifens ist derzeit eines der Hauptziele der israelischen Armee. Ihren Angaben zufolge halten sich dort viele hochrangige Führer der radikalislamischen Hamas versteckt.
Das israelische Militär teilte mit, seine Truppen kämpften so weit südlich, wie nie zuvor. „Die Soldaten haben Dutzende von Terroristen im Nahkampf und mit Hilfe von Panzerfeuer und Luftunterstützung eliminiert“, hieß es.
Differenzen zwischen Netanjahu und dem Weißen Haus
Derweil wurden einmal mehr Differenzen zwischen Israel und seinem wichtigen Verbündeten USA deutlich. Das Weiße Haus ging auf Distanz zu Äußerungen von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Dieser sagte am Donnerstag, Israel werde künftig Sicherheitskontrolle über „alle Territorien westlich des (Flusses) Jordan“ haben müssen, was der Vorstellung palästinensischer Souveränität entgegenstehe.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte dazu, die USA und Israel würden dies „offensichtlich unterschiedlich ansehen“. Zuvor hatte bereits US-Außenminister Antony Blinken gesagt, nötig sei ein Weg hin zu einem Palästinenserstaat. Sonst könne es keine „echte Sicherheit“ geben.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert seit mehr als drei Monaten an. Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte Israel am 7. Oktober in einem beispiellosen Großangriff überfallen, als Reaktion auf den Überfall griff Israel die Hamas an.
„Nichts rechtfertigt, was Israel getan hat“
Die UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete, Francesca Albanese, hat Israel Verstöße gegen das Völkerrecht beim militärischen Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen vorgeworfen. „Israel hat eine Reihe von Dingen getan, die höchst illegal, höchst rechtswidrig sind“, sagte die italienische Juristin am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Madrid.
Israel habe zwar das Recht auf Selbstverteidigung, müsse sich aber an das humanitäre Völkerrecht halten, „um Menschen zu schützen, die nicht aktiv an Kämpfen beteiligt sind“. Das seien „Zivilisten, Kriegsgefangene und die Kranken und Verwundeten.“
So müsse zwischen Kämpfern und der Zivilbevölkerung unterschieden werden, sagte Albanese weiter. „Stattdessen hat es mehr als 100 Tage unerbittlicher Bombardierungen gegeben.“ In den ersten beiden Kriegswochen seien 6000 Bomben pro Woche eingesetzt worden, und das in dicht besiedelten Gebieten.
Außerdem seien zahlreiche Krankenhäuser in dem Palästinensergebiet „geschlossen, bombardiert oder von der Armee eingenommen“ worden, sagte die UN-Sonderberichterstatterin weiter. Menschen würden sterben, weil es keine ausreichende medizinische Versorgung gebe.
Als „schockierend“ bezeichnete Albanese die Zahl der Kinder, denen Gliedmaßen amputiert werden mussten. In den ersten beiden Kriegsmonaten seien an tausend Kindern ohne Betäubung Amputationen vorgenommen worden. „Das ist eine Monstrosität.“
Albanese betonte, dass sie Gewalt von Seiten der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas „scharf“ verurteile. Sie sprach von Kriegsverbrechen und möglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, betonte aber zugleich: „Nichts rechtfertigt, was Israel getan hat.“
Mexiko und Chile: Kriegsverbrechen Aller untersuchen
Mexiko und Chile riefen am Donnerstag den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag auf, zu möglichen Kriegsverbrechen im Gazakrieg zu ermitteln. Dabei sei es unerheblich, ob solche Kriegsverbrechen von Israel oder von Palästinensern begangen worden seien, sagte der chilenische Außenminister Alberto van Klaveren.
Mit ihrem gemeinsamen Antrag wollen die beiden lateinamerikanischen Länder bereits 2021 eingeleitete Ermittlungen des IStGH zu möglichen Kriegsverbrechen in den Palästinensergebieten voranbringen. IStGH-Chefankläger Karim Khan hatte bereits im November gesagt, dass die Ermittlungen auch die Kampfhandlungen seit dem 7. Oktober umfassen.
Vor dem ebenfalls in Den Haag angesiedelten Internationalen Gerichtshof (IGH) hat Südafrika Israel des „Völkermords“ an den Palästinensern beschuldigt. Israel hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen.
Derweil wurden in der Schweiz nach Angaben der Nachrichtenagentur Keystone-SDA Anzeigen gegen den israelischen Präsidenten Isaac Herzog erstattet. Die Strafanzeigen kamen demnach von einer Gruppe namens Legal Action Against Crimes Against Humanity. Herzog nahm am Donnerstag am Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos teil. (afp)
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