Hunderte Festnahmen bei pro-palästinensischen Protesten an US-Elite-Universitäten

An mehreren Elite-Universitäten der USA sind nach pro-palästinensischen Protesten insgesamt hunderte Menschen festgenommen worden. Die in New York gelegene Columbia University stellte den Lehrbetrieb auf Online-Veranstaltungen um.
Palästinensische Unterstützer protestierten am vergangenen Donnerstag in der Nähe der Columbia University.
Palästinensische Unterstützer protestierten am vergangenen Donnerstag in der Nähe der Columbia University.Foto: Andrea Renault/ZUMA Press Wire/dpa
Epoch Times23. April 2024

Nach Polizeiangaben wurden alleine an der New York University (NYU) in der Nacht auf Dienstag 133 Menschen zeitweise in Polizeigewahrsam genommen. Die ebenfalls in New York gelegene Columbia University stellte zu Entschärfung der Lage den Lehrbetrieb auf Online-Veranstaltungen um. US-Präsident Joe Biden verurteilte derweil erneut „die antisemitischen Proteste“.

An der Columbia University wurden am Dienstag mehr als 100 Protestierende festgenommen, 47 weitere hatte die Polizei am Montag an der im Bundesstaat Connecticut gelegenen Universität Yale in Gewahrsam genommen. Diese waren Aufforderungen, sich zu entfernen, nicht nachgekommen. „Die Universität hat die Entscheidung getroffen, die Personen, die den Platz nicht verlassen wollten, mit Rücksicht auf die Sicherheit der gesamten Yale-Gemeinschaft festzunehmen“, erklärte die Universität. Proteste fanden auch am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an der University of Michigan statt.

Die Entscheidung, auf Online-Betrieb umzustellen, begründete Columbia-Präsidentin Nemat Shafik in einem offenen Brief mit zu vielen Fällen von „einschüchterndem und belästigendem Verhalten“ auf dem Campus. Alle Kurse würden daher nun „virtuell stattfinden“.

„Antisemitische Äußerungen, wie auch andere Äußerungen, mit denen Menschen verletzt und verängstigt werden sollen, sind inakzeptabel und es werden entsprechende Maßnahmen ergriffen“, fuhr sie fort. Die Umstellung auf den Online-Lehrbetrieb diene der Deeskalation und solle „uns allen die Möglichkeit zu geben, über die nächsten Schritte nachzudenken“.

In der vergangenen Woche hatten massive pro-palästinensische Proteste begonnen, bei denen die Universität aufgefordert wurde, sich von Unternehmen zu trennen, die Verbindungen nach Israel haben. Mehr als hundert Protestteilnehmer wurden festgenommen, nachdem die Universität am Donnerstag die Polizei auf den Campus gerufen hatte. Daraufhin schienen sich die Spannungen weiter zu verschärfen – am Wochenende war die Beteiligung noch größer.

Vor dem Beginn des jüdischen Pessach-Festes am Montagabend hatte der Rabbiner einer jüdischen Studentenorganisation an der Columbia University jüdischen Studierenden empfohlen, angesichts der Lage auf dem Campus lieber zu Hause zu bleiben. Die jüngsten Ereignisse hätten „deutlich gemacht“, dass die öffentlichen Sicherheitsdienste der Universität sowie die New Yorker Polizei „die Sicherheit jüdischer Studenten nicht garantieren können“, erklärte Rabbi Elie Buechler laut dem Sender CNN in einem Schreiben an etwa 300 Studenten.

US-Präsident Biden verurteilte am Montag erneut „die antisemitischen Proteste“. Er verurteilte „auch diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinensern los ist“, sagte er vor Journalisten, ohne dies weiter auszuführen. Bereits am Vortag hatte Biden nach antisemitischen Vorfällen im Zuge der Proteste den „unverhohlenen Antisemitismus“ an US-Hochschulen als „verwerflich und gefährlich“ kritisiert. Dieser habe „absolut keinen Platz auf dem Universitätsgelände oder irgendwo in unserem Land“, sagte er.

Seit dem beispiellosen Hamas-Angriff auf Israel und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen zeigt sich an US-Eliteuniversitäten eine tiefe Spaltung. Studenten, Professoren und die Verwaltung liefern sich untereinander erbitterte Auseinandersetzungen, die sich auch auf Onlinenetzwerke ausgeweitet haben. Dabei geht es um Vorwürfe des Antisemitismus, der Islamophobie und der Bedrohung der Meinungsfreiheit.

Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel verübt und dabei nach israelischen Angaben 1170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 34.100 Menschen getötet. Das harte Vorgehen Israels und die humanitäre Notlage in dem Palästinensergebiet stoßen international vermehrt auf Kritik. (afp)



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