Hisbollah feuert 140 Raketen auf Israel ab – Hisbollah-Milizenchef bei „gezieltem Angriff“ in Beirut getötet

Am Freitag griff das israelische Militär den Süden Beiruts an, kurz zuvor hatte ebenfalls am Freitag die Hisbollah 140 Raketen auf Israel abgefeuert. Schon in der Nacht auf Freitag hatten israelische Kampfjets Ziele der Hisbollah im Libanon angegriffen. International wächst die Sorge um eine Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der pro-iranischen Terrormiliz Hisbollah.
Menschen versammeln sich nach einem israelischen Angriff in Libanons Hauptstadt Beirut.
Menschen versammeln sich nach einem israelischen Angriff in Libanons Hauptstadt Beirut.Foto: Bilal Hussein/AP
Epoch Times20. September 2024

Im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah haben beide Seiten ihre Angriffe intensiviert.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen „gezielten Angriff“ in Beirut ausgeführt. Dies teilten die israelischen Streitkräfte am Freitag mit. Weitere Angaben zur Art des Angriffs oder dessen Ziel wurden zunächst nicht gemacht.

Weiter hieß es in der Armeeerklärung lediglich, dass es derzeit „keine Änderung in den Anweisungen“ des für den Zivilschutz zuständigen israelischen Heimatfrontkommandos gebe.

Aus Sicherheitskreisen im Libanon erfuhr AFP, dass ein israelischer Luftangriff am Freitag eine Hochburg der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Süden der libanesischen Hauptstadt getroffen habe. Der anonymen Quelle zufolge erfolgte der Angriff nahe der in einem Beiruter Vorort gelegenen Al-Kaem-Moschee.

Hisbollah-Militärchef bei israelischem Angriff in Beirut getötet

Nach Hisbollah-Angaben ist bei diesem israelischen Angriff einer der derzeit ranghöchsten Militärchefs der pro-iranischen Miliz getötet worden. Der Kommandeur der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan, Ibrahim Akil, sei bei dem Angriff am Freitag im Süden der libanesischen Hauptstadt getötet worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Hisbollah-Kreisen.

Vor der gezielten Tötung des Hisbollah-Militärchefs Fuad Schukr durch die israelische Armee im Juli in Beirut galt Akil demnach als „zweithöchster Kommandeur“.

Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, nach ersten Informationen seien durch den israelischen Angriff im Süden von Beirut mindestens drei Menschen getötet und 17 verletzt worden.

Hisbollah feuerte 140 Raketen ab

Rund 140 Raketen seien am Freitag binnen einer Stunde aus dem Libanon auf Israel abgefeuert worden, teilte die israelische Armee mit. Die Hisbollah erklärte, sie habe „Salven von Katjuscha-Raketen“ auf Militärstützpunkte in Israel abgefeuert.

Bei den Angriffen am Freitag nahm die Hisbollah nach eigenen Angaben mindestens sechs „Armee-Hauptquartiere“ und Stützpunkte in Israel ins Visier, unter ihnen eine wichtige „Luftverteidigungsbasis“.

Nacht auf Freitag: Flugzeugangriffe auf Hisbollah-Ziele

Zuvor hatten israelische Kampfjets in der Nacht zum Freitag nach Armeeangaben „etwa hundert Abschussrampen und zusätzliche terroristische Infrastruktur“ im Libanon angegriffen. Nach Angaben der Hisbollah wurden dabei zwei ihrer Kämpfer getötet.

Es handelte sich um einen der schwersten israelischen Luftangriffe im Süden des Landes seit dem Aufflammen der Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah infolge des Gazakrieges im vergangenen Oktober.

Spannungen zwischen Parteien stiegen nach dem Explodieren der Pager

Die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah hatten sich deutlich zugespitzt, nachdem am Dienstag und Mittwoch hunderte Pager und Walkie-Talkies der Miliz gleichzeitig explodiert waren. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen wurden 37 Menschen getötet und fast 3.000 verletzt.

Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah machte Israel für die Attacken verantwortlich und drohte mit Vergeltung. Israel äußerte sich nicht zu den Explosionen, kündigte aber an, den Kampf gegen die mit der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen verbündete Hisbollah fortzusetzen.

Hisbollah-Anführer Nasrallah hatte am Donnerstag als Reaktion auf die Explosionen der Pager und Funkgeräte einen „schweren Schlag“ gegen seine Miliz eingeräumt. Israel habe damit „alle roten Linien überschritten“, erklärte er in einer Fernsehansprache.

Er drohte Israel mit „harter Vergeltung“. Die Schutzmacht der Hisbollah, der Iran, drohte Israel ebenfalls mit einer „vernichtenden Antwort der Widerstandsfront“.

Als „Widerstandsfront“ oder „Achse des Widerstands“ versteht sich eine militärische Koalition gegen Israel bestehend aus dem Iran und seinen regionalen Verbündeten, darunter die Hisbollah, die islamistische Palästinenserorganisation Hamas und die jemenitischen Huthi-Rebellen.

Der libanesischen Vertretung bei den Vereinten Nationen zufolge wurden die Kommunikationsgeräte der Hisbollah mit Sprengstoff versehen, bevor sie in das Land gelangten. Woher die Geräte stammen, ist bis jetzt noch unklar.

Der libanesische Außenminister Abdullah Bou Habib sprach von einem „eklatanten Angriff auf die Souveränität und Sicherheit des Libanon“ und warnte vor einem „größeren Krieg“.

Angst vor Flächenbrand im Nahen Osten

Das militärische Vorgehen Israels vergrößert die Sorge vor einer möglichen Bodenoffensive im Süden des Nachbarlands. Der jüdische Staat will die Hisbollah wieder aus dem Grenzgebiet verdrängen, damit die grenznahe Region im Norden wieder sicher wird.

Mit diplomatischem und militärischem Druck möchte Israel erreichen, dass rund 60.000 geflüchtete Menschen wieder in ihre Häuser und Wohnungen im Norden des Landes zurückkehren können. Eine UN-Resolution sieht vor, dass die Hisbollah sich aus dem Grenzgebiet bis zum 30 Kilometer entfernten Litani-Fluss zurückziehen muss.

Hisbollah will erst mit Ende des Krieges im Gazastreifen Angriffe auf Israel stoppen

Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah kündigte in einer landesweit übertragenen Rede am Donnerstag an, den Beschuss Nordisraels fortzusetzen. Israel könne erst dann wieder Menschen in Sicherheit in den Norden zurückkehren lassen, wenn der Krieg im Gazastreifen gestoppt werde.

Die Hisbollah handelt nach eigener Darstellung aus Solidarität mit der islamistischen Hamas in dem Küstengebiet. Beide Gruppen werden von der Islamischen Republik Iran unterstützt, deren Staatsführung Israel als Erzfeind betrachtet.

Israels Verteidigungsminister Galant kündigt weitere Angriffe an

Israels Verteidigungsminister Joaw Galant kündigte an, Israel werde die Angriffe auf die Hisbollah fortsetzen. „Die Serie unserer Militäraktionen wird weitergehen“, sagte er. „Mit der Zeit wird die Hisbollah einen wachsenden Preis zahlen.“

Der fast tägliche gegenseitige Beschuss hat sich zu einem niedrigschwelligen Krieg entwickelt. Im Libanon wurden nach amtlichen Angaben bereits etwa 600 Menschen getötet, die meisten davon Hisbollah-Mitglieder. In Israel kamen nach offiziellen Angaben zufolge 48 Menschen durch die Angriffe der proiranischen Miliz ums Leben, darunter Soldaten, aber auch viele Zivilisten.

Da die Hisbollah ihren Beschuss Israels mit dem Gazakrieg verknüpft, bemühen sich internationale Vermittler um eine Feuerpause. Die Verhandlungen, bei denen die USA, Ägypten und Katar zwischen Israel und der Hamas vermitteln, drehen sich jedoch seit Monaten im Kreis.

Ranghohe US-Beamte räumten inzwischen in privaten Gesprächen ein, dass sie während der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden, die im Januar enden wird, keine Einigung zwischen Israel und Hamas mehr erwarten, berichtete das „Wall Street Journal“. „Eine Einigung steht nicht unmittelbar bevor“, sagte einer der US-Beamten. „Ich bin mir nicht sicher, ob es je zustande kommt.“

Israels Armee untersucht Vorfall im Westjordanland

Israels Armee untersucht einen Vorfall, bei dem Soldaten im Westjordanland die Leichen von mutmaßlichen palästinensischen Militanten von einem Dach gestoßen haben. Das Militär sprach von einem „schwerwiegenden Vorfall“, der nicht mit den Werten der israelischen Armee und den Erwartungen an ihre Soldaten übereinstimme.

Videos, die in sozialen und israelischen Medien verbreitet wurden, zeigen, wie drei Soldaten die bei einem Armeeeinsatz am Donnerstag nahe Dschenin getöteten Personen von einem Dach werfen beziehungsweise treten. Die Aufnahmen sorgten auch in Israel für Entsetzen.

Die Hamas und andere Gruppen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober vergangenen Jahres den Süden Israels überfallen, mehr als 1.200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Das Massaker war Auslöser des Krieges. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive in Gaza. Derzeit hat die Hamas nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt. Viele der Entführten dürften allerdings nicht mehr am Leben sein. (afp/dts/dpa/red)



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