„Hisbollah hat viele Feinde“ – Israel bestreitet Verwicklung in Pager-Anschläge

Experten auf der ganzen Welt haben den israelischen Geheimdienst hinter den Pager-Angriffen auf die Hisbollah in der vergangenen Woche vermutet. Bisher hat Israel zu den Angriffen geschwiegen. Der israelische Präsident bestreitet nun, dass Israel in irgendeiner Weise beteiligt war.
Titelbild
Der israelische Präsident Isaac Herzog zeigt ein Foto des zehn Monate alten Babys Kfir Bibas, das von der Hamas festgehalten wird. Die Aufnahme stammt von einer Sitzung des Weltwirtschaftsforums in Davos am 18. Januar 2024.Foto: Fabrice Coffrini/AFP via Getty Images
Von 24. September 2024

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Der israelische Staatspräsident Isaac Herzog gab dem britischen Nachrichtensender „Sky News“ ein Interview. In diesem bestritt er, dass sein Land etwas mit der Anschlagsserie auf die Hisbollah zu tun habe, bei der vergangene Woche Kommunikationsgeräte von Mitgliedern der Miliz im Libanon explodiert waren. Dabei kamen mindestens 37 Menschen ums Leben und rund 3.000 wurden verletzt.

In der Sendung „Sunday Morning with Trevor Phillips“ vom Sonntag sagte Herzog: „Zunächst einmal weise ich jede Verbindung zu dieser oder jener Quelle der Operation entschieden zurück.“

Der palästinensische Botschafter im Vereinigten Königreich, Husam Zomlot, der auch zu der Sendung eingeladen war, sowie Analysten nahmen seine Aussagen mit Skepsis auf.

Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah eskaliert in der Zwischenzeit weiter.

Israelische Luftangriffe auf die Miliz wurden in der Nacht auf Dienstag fortgesetzt, während Tausende Menschen aus ihren Häusern im Südlibanon flohen. Am Montag gab das libanesische Gesundheitsministerium bekannt, dass mindestens 492 Menschen getötet wurden – der tödlichste Tag im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah seit 2006. Die Hisbollah hat am Dienstagmorgen Dutzende Raketen auf den Norden Israels abgefeuert, wie die BBC berichtete.

Wie weit ist Israel bereit zu gehen?

Der israelische Präsident warnte auf „Sky News“, dass sich Israel in einer „gefährlichen Situation“ befinde und es „eindeutig das Potenzial für eine dramatische Eskalation“ gebe. Der Präsident betonte während des Gesprächs mehrmals das Recht des israelischen Staates auf Selbstverteidigung. Er wies jedoch jede Andeutung zurück, dass Israel zu Methoden wie die der Pager-Anschläge greifen würde.

Herzog betonte auch, dass Israel nicht an einem Krieg mit dem Libanon interessiert sei. Gleichzeitig sei der israelische Staat verpflichtet, die von der Hamas festgehaltenen Geiseln aus dem Gazastreifen zu befreien und zu garantieren, dass sich Anschläge wie der vom 7. Oktober nicht vom Libanon aus wiederholen könnten.

Iran stecke hinter den Angriffen der Hamas und der Hisbollah auf Israel, so Herzog. Teheran und die Gruppen, die es fördert, stellten auch eine Bedrohung für Europa dar. Denn laut ihrer Ideologie „halten sie euch für den Teufel“, so Herzog. Deshalb würde Israels Krieg gegen eine Organisation mit einem weitverzweigten Terrornetzwerk auch Europa sicherer machen.

Auf die Frage, wie weit Israel gehen würde, ob es möglich sei, den Iran anzugreifen, antwortete der Präsident, dass Israel von Anfang an klargestellt habe, dass es alles Notwendige tun werde, um seinen Staat und seine Bürger zu verteidigen.

„Sie sind bereit, alle möglichen Mittel einzusetzen?“, so die letzte Frage des Moderators.

„Jetzt fangen Sie an, sich in Theorien zu ergehen. Ich beabsichtige nicht, darauf zu antworten“, erwiderte Herzog.

Gegner der Hisbollah

Auf die Frage, ob die Pager-Anschläge von jemand anderem verursacht wurden, sagte Herzog: „Ich habe nichts anderes angedeutet, als zu sagen, dass es viele Feinde der Hisbollah gibt, und zwar ziemlich viele in diesen Tagen“. Die Hisbollah „ersticke und zerstöre den Libanon“ und richte dort immer wieder „verheerende Schäden“ an.

Mehrere westliche Länder, darunter die USA, Deutschland und Großbritannien, stufen die Hisbollah insgesamt oder zumindest ihren militärischen Flügel als Terrororganisation ein. Im Libanon haben die konfessionellen Spannungen zwischen der schiitischen Hisbollah und anderen Religionsgemeinschaften, insbesondere mit Sunniten und maronitischen Christen, seit Jahren zugenommen, so der „Global Conflict Tracker“ (cfr).

Der Libanon leide unter einer hohen Staatsverschuldung, Korruption, einer Flut von Flüchtlingen aus Syrien und einer schwachen politischen Führung – das Land ist seit fast zwei Jahren ohne Präsident.

Die cfr-Analysten schreiben auch, dass Libanon „zu einem stellvertretenden Schlachtfeld zwischen dem Iran, der die Hisbollah unterstützt, und Saudi-Arabien, das den ehemaligen Premierminister Saad Hariri und andere sunnitische Politiker unterstützt, geworden ist“.

Der Nahost-Korrespondent von Sky News, Alistair Bunkall, stellte fest, dass Herzogs Aussage, er bestreite eine Beteiligung Israels an den Pager-Anschlägen, nicht mit seinen Hintergrundgesprächen mit politischen und Sicherheitsvertretern in den vergangenen Tagen übereinstimme.

Bunkall merkt auch an, dass Herzog mit seiner Einschätzung, die Hisbollah habe noch andere Feinde, durchaus recht haben könnte. Aber niemand sonst hätte es gewagt, eine solche Operation durchzuführen, so die Experten, wegen der „Kollateralschäden“, die sie mit sich bringen würde.



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