Großangriff der Hisbollah mit mehr als 320 Raketen – Israel ruft Ausnahmezustand aus
Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat nach eigenen Angaben als Vergeltung für die Tötung ihres Militärchefs Fuad Schukr Ende Juli einen Großangriff auf Israel gestartet. Die Hisbollah erklärte am 25. August 2024, sie habe über Nacht mehr als 320 Katjuscha-Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert.
Die Hisbollah nannte die Attacke die „erste Phase“ ihres Vergeltungsangriffs. Es handele sich um eine „erste Reaktion“ auf die Tötung Shukrs, der am 30. Juli einem israelischen Luftangriff in Beirut zum Opfer gefallen war.
Hisbollah: „Erste Phase erfolgreich abgeschlossen“
Die Hisbolla verkündet weiter: „Die erste Phase wurde mit vollem Erfolg abgeschlossen. Dies ist die Phase des Angriffs auf israelische Stützpunkte und Standorte, um den offensiven UAVs den Übergang zu ihrem gewünschten Ziel tief im Innern der Einheit zu erleichtern.“
Die Miliz feuerte nach eigenen Angaben auch zahlreiche Raketen auf „feindliche Stellungen und Kasernen“ sowie das Raketenabwehrsystem Iron Dome ab. Die Attacke auf Israel werde „einige Zeit in Anspruch nehmen“. Später teilte die Hisbollah mit, dass der Militäreinsatz für heute abgeschlossen und vollendet sei.
Am 24. August verübte die Hisbollah bereits 15 Angriffe auf israelische Militäreinrichtungen. Darunter sind die Miron-Basis, Za’ora, Kela auf den Golanhöhen, Nefh und die Ramot-Naftali-Basis. Die Hisbollah habe dabei ihre Aktionen mit der Hamas abgestimmt. Die Raketen lösten einige Brände aus.
Später am 25. August wurde bekannt, dass das Ziel der Hisbollah nach den Worten ihres Chefs Hassan Nasrallah ein Militärstützpunkt in der Nähe von Tel Aviv war. Das „Hauptziel des Einsatzes“ tief im Landesinneren sei der Stützpunkt Glilot gewesen, „die zentrale Basis des israelischen Militärgeheimdienstes“, sagte Nasrallah in einer Fernsehansprache. Der Militärstützpunkt Glilot liegt rund 100 Kilometer von der israelisch-libanesischen Grenze entfernt.
Israel verhängte den landesweiten Ausnahmezustand. Er gelte seit 6:00 Uhr Ortszeit (5:00 Uhr MESZ) für die kommenden 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant.
Kampfjets stiegen auf
Zur Selbstverteidigung greift Israel nun Ziele der Hisbollah im Süden Libanons an, um eine weitere große Attacke der pro-iranischen Hisbollah zu verhindern.
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari teilte am frühen Morgen mit, das dutzende Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe daher Ziele der Hisbollah im Libanon angriffen, „die eine unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel darstellen“. Das sei ein Akt der Selbstverteidigung. Israels Raketenabwehr, Marine und Luftwaffe seien beteiligt.
Angaben der israelischen Armee zufolge wurden rund 100 Kampfjets eingesetzt. Die getroffenen Raketenwerfer hätten sich im Südlibanon befunden. „Die meisten dieser Raketenwerfer waren auf Nordisrael gerichtet und einige waren auf Zentralisrael gerichtet“
An die Bewohner im Süden Libanons schrieb die israelische Armee: „Wir beobachten die Vorbereitungen der Hisbollah für groß angelegte Angriffe auf israelisches Gebiet.“ Und: „Sie sind in Gefahr. Wir greifen an und eliminieren die Bedrohung durch die Hisbollah.“
Sicherheitskabinett einberufen
Regierungschef Benjamin Netanjahu berief für Sonntagmorgen eine Sitzung des Sicherheitskabinetts ein, wie sein Büro mitteilte.
Netanjahu kündigte vor der Sitzung, „alles“ für die Sicherheit der Menschen im Norden Israels tun zu wollen. „Wir sind entschlossen, alles zu tun, um unser Land zu schützen und die Bewohner des Nordens sicher in ihre Häuser zurückzubringen“. Es gelte die „einfache Regel: Wer auch immer uns wehtut, dem tun wir weh“.
„Jeder, der sich in der Nähe von Gebieten aufhält, in denen die Hisbollah operiert, sollte diese sofort verlassen, um sich und seine Familie zu schützen“, erklärte die Armee im Onlinedienst Telegram.
Die schiitische Miliz bereite „direkt neben den Häusern libanesischer Zivilisten“ im Süden des Landes einen „umfassenden Angriff auf Israel vor“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari . „Die anhaltende Aggression der Hisbollah birgt die Gefahr, dass die Bevölkerung des Libanon, die Bevölkerung Israels und die gesamte Region in eine weitere Eskalation hineingezogen werden.“
Israel werde die Angriffe der Hisbollah auf Israels Zivilbevölkerung nicht dulden, warnte der israelische Armeesprecher.
Der israelische Verteidigungsminister Galant sprach nach Beginn der Angriffe im Südlibanon mit seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin, wie Galants Büro mitteilte. Die beiden hätten betont, wie wichtig es sei, eine regionale Eskalation zu vermeiden.
Die USA gelten als Schutzmacht Israels und hatten zuletzt zusätzliche Kriegsschiffe, Flugzeuge und auch ein mit Raketen bestücktes Atom-U-Boot in die Region verlegt – wohl auch, um Israel im Fall eines Angriffs durch Kräfte im Libanon oder den Iran unterstützen zu können.
Israelischer Rettungsdienst ruft höchste Bereitschaftsstufe aus
Angesichts der nach israelischen Angaben unmittelbaren Bedrohungslage an der Grenze zum Libanon rief der israelische Rettungsdienst landesweit die höchste Bereitschaftsstufe aus, wie die „Times of Israel“ berichtete.
Der israelische Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv leitete dem Bericht zufolge ankommende Flüge auf andere Flughäfen um. In den nächsten Stunden würden zudem keine Starts erfolgen, hieß es zunächst unter Berufung auf die israelische Flughafenbehörde. Eine Stunde später teilte die Armee mit, der Flughafen sei wieder geöffnet.
Huthi und Hamas begrüßen den Angriff
Die pro-iranischen Huthis im Jemen begrüßten den Hisbollah-Angriff. Sie kündigten zudem ihre eigene „definitive“ Antwort auf einen israelischen Angriff auf einen wichtigen jemenitischen Hafen im Juli an.
Die Huthis sehen sich ebenso wie die Hamas und die Hisbollah als Teil einer vom Iran unterstützten, gegen Israel gerichteten „Achse des Widerstands“. Deren erklärtes Ziel ist die Vernichtung Israels. Auch die Hamas begrüßte die Hisbollah-Angriffe und sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ für Israel.
US-Außenminister Lloyd Austin bekräftigte derweil laut Pentagon in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Yoav Gallant „das eiserne Bekenntnis der Vereinigten Staaten zur Verteidigung Israels gegen jegliche Angriffe des Iran und seiner regionalen Partner und Stellvertreter“.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor mehr als zehn Monaten beschießt die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmäßig Ziele in dem Nachbarland an.
Die im Gaza-Krieg vermittelnden USA, Ägypten und Katar hoffen, dass durch eine Einigung bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza auch eine Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran und damit ein Flächenbrand in Nahost verhindert werden kann. Die Gespräche darüber sollen heute in Kairo weitergehen. (dpa/afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion