Heftige Gefechte bei Geisel-Rettungseinsatz – Jubel in Tel Aviv

Es gibt nun einige Details über den Einsatz zur Befreiung von vier israelischen Geiseln im Gazastreifen. Israelische Spezialeinheiten führten die Rettungsaktion am helllichten Tag durch.
Ein Hubschrauber mit den geretteten israelischen Geiseln kommt im Sheba Medical Center an.
Ein Hubschrauber mit den geretteten israelischen Geiseln kommt im Sheba Medical Center an.Foto: Ilia Yefimovich/dpa
Epoch Times9. Juni 2024

Nach der Befreiung von vier israelischen Geiseln im Gazastreifen werden immer neue Einzelheiten des Einsatzes bekannt. Israelische Spezialeinheiten drangen am Samstag am helllichten Tag in das Flüchtlingsviertel Nuseirat im Zentrum des Küstenstreifens ein.

Bei den befreiten Geiseln handelt es sich nach Armeeangaben um die 26-jährige Noa Argamani, den 22-jährigen Almog Meir Jan, den 27-jährigen Andrey Kozlov und den 41-jährigen Schlomi Ziv. Die vier Israelis waren den Angaben zufolge beim Großangriff der terroristischen Hamas am 7. Oktober auf ein Musikfestival im Süden Israels verschleppt worden.

Die vier Israelis seien bei guter Gesundheit, teilte die Armee mit. Sie veröffentlichte Aufnahmen vom emotionalen Wiedersehen der befreiten Geiseln mit ihren Angehörigen. An einem Strand in Tel Aviv brach Jubel aus, als der Bademeister die Befreiung der Geiseln bekannt gab.

Panzerfäuste der Hamas gegen israelische Armee

Nach Angaben der Armee wurden die vier Geiseln am Samstag aus einem Wohngebiet der Flüchtlingssiedlung Nuseirat befreit. Armeesprecher Daniel Hagari sagte, die Israelis seien in zwei Wohnungen in verschiedenen Gebäuden festgehalten worden. In den drei- und vierstöckigen Häusern hätten sich neben Bewachern auch Zivilisten aufgehalten.

In der Wohnung, in der die drei Männer festgehalten wurden, gerieten die Befreier unter Beschuss, wie Hagari sagte. Ein Polizist sei während der Gefechte schwer verletzt worden und später seinen Verletzungen erlegen. Auch während ihres Rückzugs seien die Israelis „von Terroristen angegriffen“ und mit Panzerfäusten beschossen worden.

Ein Rettungsfahrzeug mit den Geiseln sei unter heftigen Beschuss geraten und steckengeblieben, berichteten israelische Medien am Sonntag. Laut Militärsprecher Hagari griffen Truppen vom Boden, von See und aus der Luft „Gefahrenquellen“ in Nuseirat an.

Ziel sei es gewesen, dem Rettungsteam den Abzug aus der Gefechtszone zu ermöglichen. Hagari wies Vorwürfe zurück, die Truppen seien getarnt in humanitären Hilfsfahrzeugen oder über den US-Pier nach Nuseirat eingedrungen.

Die Hamas erklärte, bei den israelischen Angriffen in Nuseirat seien 274 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt worden. Ein Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas erklärte am Sonntag, bei der Befreiungsaktion seien auch mehrere israelische Geiseln getötet worden. Die Angaben der militanten Palästinenserorganisation können nicht unabhängig überprüft werden.

Mit Hubschrauber ausgeflogen

Die vier Geiseln wurden letztlich mit Hubschraubern nach Israel geflogen. Die Armee veröffentlichte ein Video, in dem zu sehen war, wie die 26-jährige Noa Argamani in einen Hubschrauber am Strand des Gazastreifens gebracht wurde.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte, die Befreiungsaktion zeige, „dass Israel nicht vor dem Terrorismus kapituliert“ und weiter mit „Kreativität und Mut“ handeln werde, um die Geiseln nach Hause zu bringen.

„Noa, Almog, Andrey und Schlomi: Wir sind sehr überglücklich, euch zu Hause willkommen zu heißen“, erklärte der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant. Das Forum der Geiselfamilien nannte die Befreiung einen „wundersamen Triumph“ und rief die israelische Regierung auf, sich für die Freilassung der verbliebenen Geiseln einzusetzen.

Als erstes eine Bestattung

Der Vater von Almog Meir Jan, eine der vier von der israelischen Armee aus dem Gazastreifen geretteten Hamas-Geiseln, ist wenige Stunden zuvor gestorben. Almog werde noch am Sonntag an der Bestattung seines Vaters teilnehmen, erklärte das Forum der Geisel-Familien. Die Trauerfeier solle im Familienkreis stattfinden und sei für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

„Almog bedankt sich für all die Unterstützung und Liebe, die er bekommen hat. Er bittet aber darum, seine Privatsphäre während der Trauer zu respektieren“, erklärte das Familien-Forum. Die Schwester des Verstorbenen hatte zuvor die schreckliche Koinzidenz der Ereignisse bekannt gemacht.

„Mein Bruder starb vor Trauer und konnte die Rückkehr seines Sohnes nicht erleben“, sagte Dina Jan dem Radiosender Kan. „Am Abend vor der Rückkehr von Almog erlitt mein Bruder einen Herzinfarkt.“ Sie habe Yossi Jan bewusstlos in seinem Haus entdeckt, als sie ihm die gute Nachricht von der Geiselbefreiung habe überbringen wollen. „Wir freuen uns sehr über Almogs Rückkehr, aber wir sind sprachlos und das Gehirn kann das einfach nicht verstehen“, sagte Dina Jan.

In Tel Aviv versammelten sich tausende Demonstranten und verlangten ein Ende des Kriegs. Es werde nicht möglich sein, alle verbliebenen Geiseln bei Militäreinsätzen zu befreien, sagte Michael Levy, dessen Bruder Or sich noch immer in der Gewalt der Hamas befindet.

Scholz: Wichtiges Zeichen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte die Befreiung der vier Israelis „ein wichtiges Zeichen der Hoffnung“ für die Angehörigen der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprach ebenfalls von einem „Hoffnungsschimmer“.

US-Präsident Joe Biden versicherte bei einem Besuch in Frankreich, sich weiter für eine Freilassung aller Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen einzusetzen. US-Außenminister Antony Blinken, der am Montag erneut zu einem Besuch in der Region erwartet wird, appellierte an die Hamas, dem von Biden in der vergangenen Woche vorgestellten Waffenruhe-Plan zuzustimmen.

Am Sonntag setzte die israelische Armee ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Vier Mitglieder einer Familie seien bei einem Luftangriff auf ihr Haus in der Stadt Gaza getötet worden, sagten Ärzte des Al-Ahli-Krankenhauses. Auch im zentralen Gazastreifen und in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens berichteten Anwohner über neue israelische Angriffe.

116 Geiseln befinden sich nach Angaben der israelischen Armee noch in der Gewalt der Hamas. 41 von ihnen sollen bereits tot sein.

Am Samstag nahmen die USA nach tagelanger Unterbrechung wegen Sturmschäden die Lieferung von Hilfsgütern über eine Anlegestelle an der Küste des Gazastreifens wieder auf. Dabei seien knapp 492 Tonnen Hilfsgüter für die Bevölkerung im Gazastreifen geliefert worden, erklärte das US-Militär. (afp/dpa/red)



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