Hamas lässt zwei weitere Geiseln im Gazastreifen frei, Islamischer Dschihad lässt eine Geisel frei

Ein Scheitern der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas konnte noch einmal abgewendet werden. Die Hamas hatte zunächst gedroht, die Geiselfreilassung auszusetzen, lenkte aber schließlich ein.
Islamisten umstellen Autos des Roten Kreuzes.
Islamisten umstellen Autos des Roten Kreuzes.Foto: Abdel Kareem Hana/AP/dpa
Epoch Times15. Februar 2025

Die Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad haben im Rahmen einer Waffenruhevereinbarung mit Israel drei weitere Geiseln freigelassen. Die vor mehr als 16 Monaten aus Israel entführten Männer wurden in Chan Junis im Gazastreifen an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben.

Es handelt sich um drei Männer im Alter von 29, 36 und 46 Jahren. Der 29-Jährige wurde von der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) festgehalten, die anderen beiden von der Hamas.

Im Gegenzug soll Israel nach palästinensischen Angaben 369 inhaftierte Palästinenser freilassen, darunter 333 im Gazastreifen nach dem 7. Oktober festgenommene Personen und 36 zu lebenslangen Haftstrafen verurteilte Personen.

Geiselübergabe live im Fernsehen

Während der live im Fernsehen übertragenen Geiselübergabe wurden die drei Männer von vermummten und bewaffneten Terroristen auf eine Bühne geführt und mussten dort auch in ein Mikrofon sprechen. Sie sahen auf den ersten Blick nicht so abgemagert aus, wie die in der Vorwoche freigelassenen Männer.

Hunderte Schaulustige hatten sich für die Freilassung der Israelis versammelt. Zu sehen waren auch Hamas-Mitglieder, die in und auf einem zerstörten Gebäude Position bezogen.

Wie bei den Freilassungen in den vergangenen Wochen sollten die drei zunächst zu einer Armeeeinrichtung in Südisrael gebracht und dort untersucht werden sowie ihre Familien treffen. Anschließen sollen die Männer in Krankenhäuser im Zentrum des Landes geflogen werden.

Die Islamisten hatten bereits bei den vorherigen Geiselfreilassungen versucht, sich trotz aller Zerstörungen während des Gaza-Kriegs als unbesiegt und handlungsfähig zu präsentieren. Ein Kriegsziel Israels war und ist es, die Hamas komplett zu zerschlagen.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Der Überfall war der Auslöser des Kriegs in dem abgeriegelten Küstengebiet, wo seither laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 48.200 Menschen getötet wurden. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.

Waffenruhe stand auf der Kippe

Die Hamas hatte die nun erfolgte Freilassung der Geiselgruppe zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Islamisten beschuldigten Israel, sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe zu halten. Israel wies dies entschieden zurück und drohte mit einem Neubeginn des Kriegs, sollten keine weiteren Geiseln freikommen. Sie sind das wichtigste Druckmittel der Hamas gegenüber Israel.

Die Islamistenorganisation lenkte nach Vermittlungsgesprächen in Ägypten schließlich ein und kündigte an, die drei Verschleppten doch wie vereinbart freilassen zu wollen. Ein Scheitern der fragilen Waffenruhe konnte noch einmal abgewendet werden.

US-Präsident Donald Trump hatte der Hamas zuvor ein Ultimatum gestellt, um die Freilassung aller verbliebenen Geiseln zu erzwingen. Trump drohte, es werde die „die Hölle losbrechen“, falls die Hamas die Geiseln nicht bis Samstagmittag freilasse. Die Entscheidung über die Konsequenzen liege jedoch letztlich bei Israel, sagte er. Dem Abkommen entsprechend sollten, wie nun geschehen, drei weitere Geiseln freigelassen werden.

Nun noch 73 Geiseln im Gazastreifen – 37 am Leben

Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar haben Islamisten im Gazastreifen inzwischen in mehreren Runden 19 Geiseln im Rahmen des Deals freigelassen. Zusätzlich kamen fünf aus Israel entführte Thailänder unabhängig der Vereinbarung frei.

Das mehrstufige Abkommen zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass während einer ersten, sechswöchigen Phase nach und nach insgesamt 33 Geiseln im Austausch gegen 1.904 palästinensische Häftlinge freikommen.

Die übrigens 14 Entführten, darunter acht Tote, sollen in den kommenden zwei Wochen übergeben werden. Der nächste Austausch von Geiseln gegen Häftlinge ist für das kommende Wochenende vorgesehen.

Insgesamt werden derzeit nun noch 73 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Nach israelischen Angaben sind 36 von ihnen nicht mehr am Leben. Palästinensische Terroristen hatten die meisten von ihnen während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 in Israel in den Gazastreifen entführt.

Zusätzlich hält die Islamistenorganisation die Leiche eines 2014 getöteten Soldaten sowie zwei weitere israelische Männer seit vielen Jahren fest. Die zwei Langzeitgeiseln sollen israelischen Medienberichten zufolge ebenfalls noch in der ersten Phase des Abkommens freikommen.

Israels Regierung könnte bei Zustandekommen der zweiten Phase zerbrechen

Eine zweite Phase der Vereinbarung soll zu einem endgültigen Ende des Kriegs und zur Freilassung der restlichen, noch lebendigen Geiseln führen. Die Verhandlungen darüber haben Berichten zufolge, anders als vorgesehen, bisher nicht ernsthaft angefangen. Einige Beobachter in Israel sehen den Grund bei der israelischen Führung, die die Gespräche verzögere.

Die rechtsreligiöse Regierung des Landes könnte zerbrechen, sollte die zweite Phase des Abkommens vereinbart werden. Denn Israels rechte Koalitionsparteien verlangen eine Fortsetzung der Kämpfe gegen die Hamas.

Die Leichen der getöteten Verschleppten sollen in einer dritten Phase zurückgeführt werden, in der auch der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen soll. (dpa/red)



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