Hamas-Chef starb offenbar durch Kopfschuss: Der Ablauf des Angriffs auf Sinwar
Hier eine Zusammenfassung der bisher vorliegenden Informationen zu dem Einsatz gegen den mutmaßlichen Drahtzieher des Hamas-Großangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023:
Wie Sinwar aufgespürt wurde
Nach Angaben des israelischen Militärs stießen Soldaten der 828. Brigade am Mittwoch bei einer Routinepatrouille in Rafah im Süden des Gazastreifens auf drei militante Palästinenser. Die Armee sei bereits in den vergangenen Wochen im Stadtteil Tel Sultan im Einsatz gewesen, um Hinweisen nachzugehen, dass sich dort vermutlich hochrangige Hamas-Führer aufhalten, sagte Armeesprecher Daniel Hagari.
Am Mittwoch hätten sie dann „drei Terroristen“ entdeckt, die von Haus zu Haus gingen. Die Soldaten eröffneten den Angaben zufolge das Feuer und trieben die Gruppe auseinander. „Sinwar stürmte allein in ein Gebäude, und unsere Streitkräfte inspizierten das Gebiet mit einer Drohne“, sagte Hagari.
Der Angriff auf Sinwar
Das Militär veröffentlichte Drohnenaufnahmen, die zeigen, wie der später als Sinwar identifizierte Mann alleine im ersten Stock eines teilweise zerstörten Gebäudes sitzt. Sein Gesicht ist mit einem Palästinensertuch verdeckt. Er sei durch Schüsse an einer Hand verletzt worden und habe einen Stock nach der Drohne geworfen, sagte Hagari. „Wir identifizierten ihn als Terroristen und schossen in das Gebäude hinein.“
Nach Angaben des staatlichen israelischen Senders Kan wurde das Haus von einem Panzergeschoss und zwei Granaten getroffen. Nach Informationen der „New York Times“ starb Sinwar schließlich an einem Kopfschuss. Laut Hagari hatte er eine Pistole und umgerechnet rund 10.000 Euro bei sich.
DNA-Tests bestätigen Sinwars Identität
Das Militär nahm nach dem Einsatz umgehend DNA-Tests sowie zahnärztliche Untersuchungen vor. Sie bestätigten, dass es sich bei dem Toten um Sinwar handelte. Am Donnerstag wurde seine Leiche dann zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Tel Aviv gebracht. Nach ersten Erkenntnissen war Sinwars allgemeiner Gesundheitszustand „gut, obwohl er lange Zeit in Tunneln verbracht hatte“, wie Kan berichtete. Er wies demnach mehrere Schussverletzungen auf, eine davon im Kopf.
Die Obduktion ergab laut der „New York Times“, dass Sinwar durch den Kopfschuss starb. Die Zeitung berief sich dabei auf den Direktor des israelischen Nationalen Instituts für Forensik, Chen Kugel. Demnach wurde Sinwar zunächst von Granatsplittern am Unterarm verletzt und danach von der Kugel im Kopf getroffen. Laut „New York Times“ war aber unter anderem weiter unklar, wer den Schuss zu welchem genauen Zeitpunkt abfeuerte und welche Waffe dabei benutzt wurde.
Keine Geiseln in Sinwars Nähe
Sinwar hatte sich seit dem Beginn des durch den Hamas-Überfall auf Israel ausgelösten Gaza-Krieges nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Armeeangaben und Medienberichten zufolge versteckte er sich im Tunnelsystem der Hamas unter dem Gazastreifen. Die Armee veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera, die zeigen sollen, wie Sinwar einen dieser Tunnel verlässt.
Es gab auch Berichte, wonach sich der Hamas-Chef mit mehreren der Geiseln umgeben haben soll, die von der Hamas aus Israel verschleppt worden waren. In dem Gebäude, in dem Sinwar schließlich getötet wurde, befanden sich nach Angaben des israelischen Militärs allerdings keine Geiseln. (afp)
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