„Hallo Nordkorea“: Ukraine sperrt russische Internetdienste – unter anderem VKontakte
Die Ukraine hat am Dienstag den Zugang zu mehreren russischen Internetdiensten gesperrt. Betroffen von den neuen Sanktionen im Zuge des Ostukraine-Konflikts sind beliebte soziale Netzwerke und eine Suchmaschine, wie aus einem Dekret von Präsident Petro Poroschenko hervorgeht. Die russische Regierung sprach von einer „unfreundlichen und kurzsichtigen“ Maßnahme, ukrainische Internetnutzer reagierten empört.
Bei den gesperrten Internetdiensten handelt es sich unter anderem um das soziale Netzwerk VKontakte. Das russische Facebook-Pendant hat in der Ukraine nach eigenen Angaben mehr als 15 Millionen Nutzer. Betroffen sind auch das Netzwerk Odnoklassniki und das E-Mail-Portal Mail.ru. Alle drei Dienste werden vom russischen Milliardär Alischer Usmanow kontrolliert. Betroffen ist zudem die russische Suchmaschine Yandex.
Die ukrainische Armee kämpft seit drei Jahren gegen prorussische Aufständische, die weite Gebiete im Osten des Landes kontrollieren. In dem Konflikt wurden bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, die Bemühungen um eine friedliche Lösung stecken fest. Kiew beschuldigt Moskau, die Separatisten militärisch zu unterstützen, Moskau bestreitet das.
Die ukrainische Regierung hat wegen des Konflikts bereits umfassende Sanktionen gegen Russland verhängt. Neben Einreisesperren wurden russische Filme und Serien aus dem ukrainischen Fernsehen und aus ukrainischen Kinos verbannt. Auch einige russische Bücher stehen auf einer schwarzen Liste.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, die Sperrung der Internetdienste sei ein weiteres Zeichen für die „unfreundliche und kurzsichtige Politik“ der Ukraine gegenüber Russland. Die Regierung in Kiew schränke damit aber auch das Recht der Ukrainer ein, sich zu informieren. Mit der Ausweitung der Sanktionen schade sie also auch dem ukrainischen Volk, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin.
Auch ukrainische Internetnutzer und die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisierten die Sperrung. VKontakte sei ein wichtiger Kommunikationskanal für ukrainische Kleinunternehmer, schrieb die Vertreterin von Reporter ohne Grenzen in der Ukraine, Oksana Romanjuk, auf Facebook. Millionen Ukrainer nutzten das Netzwerk, „um ein Sozialleben zu haben“. „Hallo Nordkorea“, schrieb der Fernsehmoderator Witali Prudjus bei Facebook mit Blick auf die strikte Zensur in dem stalinistisch geführten Land.
Einige ukrainische Internetnutzer wiesen darauf hin, dass Präsident Poroschenko bis zuletzt selbst ein eifriger Nutzer von VKontakte und Odnoklassniki gewesen sei: Seine Profile in den beiden Netzwerken hatte er zuletzt am Samstagabend beim Eurovision Song Contest (ESC) in Kiew aktualisiert. (afp)
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