Großflächig Ackerland vernichtet? Alberta stoppt Ausbau der Erneuerbaren
Die Regierung der westkanadischen Provinz Alberta friert alle Genehmigungen für größere Projekte im Bereich der erneuerbaren¹ Energien ein. Anlass dafür sind Bedenken einiger Landwirte, inwieweit sich diese Projekte negativ auf die direkte Umwelt auswirken.
In einer Regierungserklärung vom 3. August heißt es, dass die Kommission für Versorgungsunternehmen ein sechsmonatiges Verbot für die Genehmigung solcher Projekte verhängen wird. Betroffen sind Wind- und Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt.
In diesem Zeitraum wollen die Verantwortlichen die Bebauung landwirtschaftlicher Flächen und deren Auswirkungen auf die Landschaft überprüfen. Ebenso steht im Fokus, ob eine spätere Rekultivierung der bebauten Flächen gewährleistet wird. Das berichtet „Global News“.
Nathan Neudorf, Minister für Wirtschaftlichkeit und Versorgungswirtschaft, betonte in diesem Rahmen die besondere Verantwortung. „Wir sind stolz auf unsere führende Rolle bei der verantwortungsvollen Entwicklung erneuerbarer Energien und setzen uns für deren weiteres Wachstum ein.“
Viele Projekte in Planung
Laut der Website der Regierung von Alberta sind derzeit über 50 Großprojekte im Bereich der Erneuerbaren entweder geplant oder im Bau. Die geschätzten Kosten für diese Projekte belaufen sich auf über 12 Milliarden Dollar (11 Milliarden Euro) und es wird erwartet, dass noch viel mehr Investitionen anstehen.
Energiewirtschaftswissenschaftler Prof. Andrew Leach von der Universität von Alberta erklärte den Hintergrund näher. „Der Grund dafür ist, dass die erneuerbaren Energien in Alberta einen Aufschwung erlebt haben. Das Stromnetz ist bereit für neue Investitionen.“ Weiter sagte Leach: „Das zeigt, wie schnell die Energiewende voranschreitet. Und weil sich Alberta dafür bereit zeigte, ging es fast schneller als irgendjemand erwarten konnte.“
Die Prognosen für die Entwicklung der Solarenergie hätten sich allein zwischen Mai und Juni verdreifacht – von 2.000 auf 6.000 Megawatt. „Der Netzbetreiber war auf diesen Ansturm überhaupt nicht vorbereitet“, äußerte Leach.
Klima- und Umweltorganisationen kritisieren hingegen die Entscheidung der Regierung, den gut laufenden Ausbau der Wind- und Solarprojekte zu bremsen. Das Klimainstitut von Kanada reagierte umgehend: „Die Aussetzung der Genehmigungen ist ein störender Markteingriff, der Unsicherheit für Unternehmen schafft. Zudem schreckt es (Investoren) ab, obwohl sauberer Strom schnell zu einer wettbewerbsrelevanten Notwendigkeit wird.“
Neudorf teilte mit: „Wir wollen, dass mehr [Wind- und PV-Anlagen] gebaut werden. Wir wollen aber auch klare Leitlinien dafür aufstellen, wie und wo das geschieht.“
Tausende Hektar Ackerland gehen verloren
Der Kolumnist Cory Morgan fragte sich, was der ständige Zubau von immer mehr Freilandanlagen für die Landbewohner bedeutet, die in der Nähe dieser Megaprojekte leben.
Zunächst sei es ein riesiger Verlust von lebensfähigem Ackerland. Als Beispiel nannte Morgan das gerade fertiggestellte Travers-Solarprojekt im Süden von Alberta. „Es ist eines der größten Projekte seiner Art in Nordamerika und hat 3.200 Hektar Acker- und Weideland vernichtet“, sagte der Kolumnist. Zudem habe die lokale Tierwelt darunter gelitten. „Die ehemals offenen Flächen sind nun kilometerweit mit eng beieinander stehenden Solarmodulen bedeckt.“
Morgan wies darauf hin, dass eine Vollversorgung mit Wind- und PV-Anlagen ohnehin nicht funktioniere. „Wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht, braucht die Provinz immer noch eine andere Form der Energieversorgung. Eine zu große Abhängigkeit von erneuerbaren Energien könnte zu Stromausfällen führen, wenn nicht genügend konventionelle Erzeugungskapazitäten zur Verfügung stehen.“ Nicht immer sei das Wetter so, dass die Solar- und Windprojekte den Bedarf decken können.
Zudem sei die Speicherung des Stroms dieser Energiequellen schwierig. Es würden riesige Batteriefarmen mit giftigen Schwermetallen benötigt. „Wind- und Solarprojekte haben sich als hervorragende ergänzende Energieformen erwiesen, sind aber keine guten eigenständigen Quellen“, bilanziert Morgan.
Kritik an der Regierung
Der Kolumnist kritisierte auch die Regierung von Alberta. Sie habe keine gute Arbeit geleistet, um sicherzustellen, dass Unternehmen Projekte für Öl- und Gasbohrungen zurückgewinnen können. „Die Provinz ist übersät mit verwaisten und stillgelegten Bohrlöchern, die teuer saniert werden müssen.“
Öl- und Gasunternehmen machten ihre Bohrungen und förderten die Rohstoffe. Anschließend seien sie in den vergangenen Jahrzehnten oft von der Bildfläche verschwunden, ohne die Altlasten vollständig zu beseitigen. Viele der Energieunternehmen existieren nicht mehr. Die Kosten für die Sanierung trügen in vielen Fällen nun die Steuerzahler.
Auch die Grundbesitzer seien auf den Kosten sitzen geblieben. Sie könnten Teile ihrer Grundstücke wegen stillgelegter Öl- und Gasbohrungen nicht mehr nutzen. Zudem erhielten viele von ihnen nicht mehr die Gebühren, die ihnen ursprünglich bei der Entwicklung der Bohrungen und der Infrastruktur versprochen wurden. „Die Grundbesitzer sind zu Recht besorgt, wenn in ihrer Nähe große Wind- und Solarprojekte entstehen“, sagte Morgan.
Nach Ansicht von Morgan sollten Umweltschützer die Aussetzung von Genehmigung durch die Regierung von Alberta begrüßen. Es müsse zunächst sichergestellt werden, wie die Umweltauswirkungen solcher Großprojekte sind.
Gegebenenfalls müsste die Regierung Sanierungsmaßnahmen anordnen. „Leider lassen sie [die Umweltschützer] sich von ihrer Ideologie leiten und unterstützen eifrig Projekte für erneuerbare Energien, ohne sich um mögliche negativen Auswirkungen zu kümmern“, äußerte Morgan besorgt.
[1] Der Begriff „erneuerbare Energien“ hat sich zwar gesellschaftlich etabliert, nach dem Energieerhaltungssatz ist Energie aber grundsätzlich nicht erneuerbar. Sie kann nur umgewandelt werden.
(Mit Material von theepochtimes.com)
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