Großbritannien: Das Schattenkabinett von Labour-Chef Keir Starmer

Die größte Oppositionspartei hat in Großbritannien viel Einfluss – sie unterhält ein Schattenkabinett. Zudem darf sie Ausschüssen vorsitzen und bekommt deutlich mehr Redezeit im Parlament als kleinere Parteien. Wer arbeitet wo in jenem Schattenkabinett?
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Labour-Chef Sir Keir Starmer und Schattenkanzlerin Rachel Reeves stellen am 17. Juni 2024 im Hafen von Southampton die Pläne der Labour Party für grüne Investitionen vor. Ein grüner Investitionsplan soll 650.000 neue Arbeitsplätze schaffen.Foto: Carl Court/Getty Images
Epoch Times2. Juli 2024

Die-Labour Partei ist auf dem besten Weg, nach der Parlamentswahl am 4. Juli die nächste Regierung in Großbritannien zu stellen. Parteichef Keir Starmer wäre der erste sozialdemokratische Premier seit 14 Jahren in dem Land. Ein Überblick über die wichtigsten Posten in seinem Schattenkabinett:

Vize-Premierministerin: Angela Rayner

Angela Rayner ist eine Ausnahmeerscheinung in einem Land, in dem Politiker in der Regel in Oxford oder Cambridge studiert haben. Sie wuchs in einer Sozialwohnung in Nordengland auf, verließ die Schule ohne Abschluss und wurde mit 16 alleinerziehende Mutter. Sie habe „einen Doktortitel in ‚echtem Leben'“, sagt die 44-Jährige über sich selbst.

Rayner engagierte sich in der Gewerkschaft, ist seit 2015 Abgeordnete und seit 2020 stellvertretende Labour-Chefin. Mit ihren linken Positionen, den offenen Worten und dem nordenglischen Dialekt hebt sich Rayner deutlich von Starmer ab. Im Kabinett wäre sie vor allem für die Themen Wohnungsbau und regionale Ungleichheit zuständig.

Finanzen: Rachel Reeves

Die 45-jährige ehemalige Ökonomin der Bank of England wäre die erste Frau an der Spitze des Finanzressorts. Damit würde sie, wie sie selbst sagt, „die letzte gläserne Decke in der Politik“ durchbrechen. Reeves spielte eine zentrale Rolle bei der Neuausrichtung der Partei und ihrem Bestreben, wirtschaftliche Kompetenz zu verkörpern.

Labour sei jetzt „die natürliche Partei der Unternehmen“, wiederholt sie immer wieder und verspricht „eiserne Disziplin“ bei den öffentlichen Finanzen. Reeves propagiert eine aktive Rolle des Staates mittels Investitionen und will „die öffentlichen Dienste wieder aufbauen“. Sie stammt aus einer Londoner Lehrerfamilie, liebt Schach und gilt als schonungslose Macherin. In die Politik ging sie, als Tony Blair Premier war.

Auswärtige Angelegenheiten: David Lammy

Auf mehr als 40 Auslandsreisen in den vergangenen zwei Jahren hat sich David Lammy bereits in Diplomatie geübt. Nach dem Brexit müsse Großbritannien „die große Kunst der Strategie wiederentdecken“, sagt er. Der 51-jährige Anwalt will sich der EU wieder annähern, ansonsten sind keine großen Änderungen in der Außenpolitik unter Labour zu erwarten. Parteiintern wird der Labour-Führung vorgeworfen, zu israelfreundlich zu sein.

Lammys Vorfahren waren Sklaven aus dem südamerikanischen Guyana. Mit 27 Jahren wurde er als jüngster Abgeordneter ins Unterhaus gewählt. Er ist mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama befreundet. Möglicherweise wird Lammy es persönlich mit Trump zu tun bekommen, falls dieser erneut US-Präsident wird. Vorsorglich traf sich Lammy Presseberichten zufolge schon mit Trumps Beratern.

Verteidigung: John Healey

Für dieses Schlüsselressort angesichts des Krieges gegen die Ukraine ist der Labour-Veteran John Healey vorgesehen. Er wurde 1997, als Blair an die Macht kam, ins Parlament gewählt und arbeitete in verschiedenen Ministerien. In der Opposition war er für Wohnungsbau und Gesundheit zuständig, bevor er zur Verteidigung wechselte.

Wird der 64-Jährige Minister, muss er die von Labour angekündigte Erhöhung der Militärausgaben auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes umsetzen und sich um eine Armee kümmern, die in den vergangenen Jahren stark abspecken musste.

Inneres: Yvette Cooper

Yvette Cooper ist eine weitere Vertreterin der 1997 gewählten Blair-Generation. 2015 scheiterte sie mit ihrer Kandidatur für die Labour-Spitze. Mit ihren kämpferischen Reden im Unterhaus hat sie sich einen Namen als versierte Innenpolitikerin gemacht.

Als Chefin des Home Office wäre sie für die Migrationspolitik zuständig – eines der großen Wahlkampfthemen. Sie wird eine harte Linie im Kampf gegen irreguläre Einwanderung vertreten müssen. Das Vorhaben der derzeitigen Regierung, Flüchtlinge nach Ruanda abzuschieben, will Labour jedoch stoppen.

Gesundheit: Wes Streeting

Gewinnt Labour, fällt Wes Streeting die Mammutaufgabe zu, das durch Sparmaßnahmen und Pandemie ruinierte öffentliche Gesundheitssystem zu sanieren. Derzeit müssen selbst schwer Kranke teilweise monatelang auf eine Behandlung warten.

Der 41-Jährige litt vor drei Jahren selbst an Nierenkrebs. Streeting wuchs in armen Verhältnissen in einer Londoner Sozialwohnung auf und möchte eines Tages Premierminister werden. (afp/red)



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