Größter Schaden bei geringstem Nutzen: Asiens Lockdown hat nichts als Armut gebracht
Durch Südostasien zieht sich eine Spur der wirtschaftlichen Verwüstung, berichtet „Welt“. Indien, das viele Jahre Wachstumstreiber in Asien war, meldet einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 23,9 Prozent im zweiten Quartal. Und in den meisten anderen Ländern der Region soll es ähnlich aussehen.
Dabei hatten die Länder nach dem enormen Anstieg der Corona-Infektionszahlen im Juni mit sehr strengen Lockdowns reagiert. Doch das scheint nicht zu helfen, die Infiziertenzahlen explodieren weiter.
Für Südostasien bedeutet das, dass weite Teile der Bevölkerung in eine extreme Armut abrutschen. Von baldiger Erholung der Lage kann keine Rede sein.
Größter Schaden bei geringstem Nutzen
„Auf Indien entfällt mittlerweile mehr als ein Viertel der täglichen globalen Infektionen, was bedeutet, dass eine der strengsten Ausgangssperren, die von einem Land verhängt wurden, zu einem der ungünstigsten Ergebnisse beim Verhältnis von geretteten Leben zu Wohlstandseinbußen geführt hat“, zitiert „Welt“ den Investmentbanker und Ökonom Kunal Kundu. Indiens Lockdown hätte für den Gesundheitsschutz nichts gebracht und obendrauf habe er die wirtschaftliche Krise offenbar erheblich verschärft, meint er.
Auch die Philippinen sollen trotz eines strengen Lockdowns schwer von Wirtschaftseinbussen betroffen sein. Dort wurden Menschen sogar teilweise verhaftet oder erschossen, wenn sie sich nicht an die Anordnungen hielten, berichtet „Welt“ weiter. Geholfen habe es nicht. Die täglichen Infektionszahlen hätten sich laut dem Blatt von Monat zu Monat verdoppelt. Gleichzeitig sei das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal nach Regierungsangaben um 16,5 Prozent eingebrochen. Ähnlich wie in Indien hätten hier die Eindämmungsversuche den größten Schaden beim geringsten Nutzen verursacht.
Schwer getroffen hat die Krise auch Malaysia, Singapur und Thailand. Die Wirtschaft brach dort zwischen 12 und 18 Prozent ein. Thailand habe es zwar geschafft, den Virus erfolgreich einzudämmen, indem es seine Grenzen rigoros dicht gemacht hat. Allerdings macht der Tourismus dort 15 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, eine rasche Änderung der Situation ist nicht in Sicht.
70-100 Millionen Menschen rutschen in absolute Armut ab
Pakistan, Vietnam und Bangladesch sollen demnach relativ gut durch die Krise gekommen sein. Inwieweit man den Zahlen vertrauen kann, vor allem auch in Vietnam, wo es keine freie Presse gibt, bleibt fraglich.
Nicht abzustreiten bleibt, dass die Krise einen erheblichen Schaden auf die Weltwirtschaft ausgeübt hat. Laut „Welt“ habe die Weltbank schon im Juni geschätzt, dass bei einem Einbruch der Wirtschaft in diesem Jahr um fünf Prozent 71 Millionen Menschen weltweit in die absolute Armut abrutschen werden. Das bedeutet, sie haben weniger als 1,90 Dollar am Tag zur Verfügung. Unter einem Negativszenario von einem BIP-Rückgang um acht Prozent wären es sogar 100 Millionen.
Der größte Teil der Betroffenen lebt in Südostasien, man rechnet dort mit 38 bis 52 Millionen Menschen. Der Anteil der Region sei sogar noch höher, wenn man eine Einkommensgrenze von 3,20 oder 5,50 Dollar anlegt. (nmc)