Grönland wählt: Vorentscheidung über Unabhängigkeit und Partnerschaft mit den USA

Am Dienstag, 11. März, wählt Grönland ein neues Parlament. Der Ausgang der Wahlen könnte richtungsweisend sein für die Zukunft der autonomen Region, die derzeit noch zu Dänemark gehört. Ein Erfolg der Unabhängigkeitsbefürworter könnte der Beginn eines vollständigen Loslösungsprozesses der arktischen Insel sein.
Besondere Aufmerksamkeit erhält der Urnengang aufgrund der Äußerungen von US-Präsident Donald Trump in den vergangenen Monaten. Dieser hatte angedeutet, die Zukunft Grönlands könnte ein Beitritt zu den USA sein – oder zumindest eine enge Partnerschaft.
Grönland beherbergt Vielzahl an Rohstoffen und Seltene Erden
In einer Rede vor dem US-Kongress am 6. März und in mehreren Social-Media-Beiträgen unterstrich der Präsident die Vorteile, die Grönland aus einer Zugehörigkeit zu den USA erwüchsen. Die USA hatten bereits 1867 und 1946 Kaufangebote für Grönland vorgelegt.
Das Land ist reich an Bodenschätzen. Neben Gold, Platin, Kupfer, Zink, Nickel, Molybdän und Eisen werden auch Rubine und Diamanten vermutet. Die Infrastruktur für den Abbau ist jedoch kaum vorhanden, die Kosten sind hoch und viele Bergbauprojekte sind politisch umstritten.
Im Berg Kuannersuit werden auch bedeutende Vorkommen von Uran und Seltenen Erden vermutet. Diese sind unter anderem für Batterien und moderne Verteidigungssysteme wichtig.
Unabhängigkeitsbefürworter wollen erst mal eigenständig sein
Auch aufgrund seiner geopolitischen Lage ist Grönland von Interesse. Bereits jetzt betreiben die USA mit der Pituffik Space Base einen wichtigen Militärflugplatz im Nordwesten der Insel. Eine Kontrolle über Grönland herzustellen, ist auch vor dem Hintergrund wachsender Einflussversuche seitens des KP-Regimes in China von Bedeutung. Im Jahr 2019 hatte Peking Grönland zum potenziellen Partner seines Hegemonialprojekts der „Polaren Seidenstraße“ erklärt.
Trump hat mit einem Kaufangebot an Dänemark Investitionen in Aussicht gestellt. Bereits in seiner ersten Amtszeit als Präsident hatte er darauf hingewiesen, dass Dänemark pro Jahr fast 700 Millionen US-Dollar einbüße. Das Land habe hohe Kosten, um die grundlegende zivile Infrastruktur zu erhalten. Gleichzeitig entgingen dem Land potenzielle Erträge aus dem Abbau von Rohstoffen. Die USA würden zudem den militärischen Schutz Grönlands übernehmen.
Bislang zeigen sich selbst Befürworter der Unabhängigkeit Grönlands gegenüber der Trump-Idee reserviert. Premierminister Múte Bourup Egede, Vorsitzender der Partei Inuit Ataqatigiit, erklärte, Grönland gehöre seinen Einwohnern, nicht den Vereinigten Staaten oder Dänemark. Dennoch waren bereits die vorgezogenen Neuwahlen ein Resultat der Interessensbekundung Trumps an der Insel.
Bittere Erinnerungen an Fremdbestimmung durch Dänemark
Für die Unabhängigkeit Grönlands gibt es bereits jetzt eine deutliche Mehrheit in der Bevölkerung. Einer Verian-Umfrage vom Januar zufolge würden im Fall eines Referendums 56 Prozent der Bürger des Landes für eine Unabhängigkeit stimmen. Nur 28 Prozent wollen Teil Dänemarks bleiben, 17 Prozent sind unentschieden. Einen nahtlosen Übergang in die USA wünschen die Einwohner des Landes jedoch nicht. Derzeit lehnen es 85 Prozent ab, zu einem möglichen 51. Bundesstaat zu werden.
Grönland wurde 1721 dänische Kolonie und 1953 als administrativer Bezirk in Dänemark integriert. Seit einem Referendum im Jahr 1979 genießt die Insel erweiterte Selbstverwaltung, die im Jahr 2009 nochmals ausgebaut wurde.
Dänemark hatte nach dem Zweiten Weltkrieg eine umfassende „Modernisierung“ der Insel angestrebt, deren Bevölkerungsgruppen weithin von ihren traditionellen Lebensweisen geprägt waren. Auf ungeteilte Gegenliebe stieß dies nicht. Interessengruppen der indigenen Bevölkerung werfen der Regierung in Kopenhagen vor, auf diese Weise erst zu massiven Problemen wie Jugendarbeitslosigkeit oder Alkoholismus beigetragen zu haben.
Dänemark soll in den 1960er- und 1970er-Jahren außerdem zu Maßnahmen wie Zwangssterilisierungen gegriffen haben. Ende vergangenen Jahres gab es in Grönland Demonstrationen gegen die Inobhutnahmepolitik der dänischen Regierung. Während durchschnittlich nur 1 Prozent der ethnisch dänischen Kinder davon betroffen sind, sind es 5,6 Prozent der Inuit-Kinder.
Grönland könnte Status wie Palau oder die Marshallinseln anstreben
Ein endgültiger Unabhängigkeitsprozess würde eine weitere Volksabstimmung sowie die Zustimmung des dänischen Parlaments, des Folketing, erfordern. Beobachter erwarten jedoch, dass sich Dänemark diesem Wunsch letztlich nicht in den Weg stellen würde. In diese Richtung gingen auch Äußerungen führender dänischer Politiker im Vorfeld der Wahl.
Mit Blick auf eine mögliche Unabhängigkeit diskutiert man in Grönland schon jetzt, wie diese sich konkret umsetzen ließe. Der Vorsitzende der Pro-Unabhängigkeitspartei Naleraq, Pelé Broberg, schlägt eine freie Assoziation mit den USA vor. Ein solches Modell besteht bereits jetzt zwischen Washington und Staaten wie Palau oder den Marshallinseln.
Ein zentrales Problem für Grönlands Unabhängigkeit bleibt die Wirtschaft. Derzeit ist die Insel stark von der Fischerei abhängig. Andere Wirtschaftszweige, insbesondere der Bergbau, stecken noch in den Kinderschuhen. US-amerikanische Investitionen könnten hier hilfreich sein.
Experten raten USA zu frühzeitiger Reaktion auf mögliche Unabhängigkeit
Lawrence „Chip“ Muir, ein früherer Spitzenbeamter während der ersten Amtszeit Trumps, rät den USA im Gespräch mit der Epoch Times zur frühzeitigen Entsendung von Handelsgesandten im Fall eines Unabhängigkeitsprozesses. Auf diese Weise lasse sich wirtschaftliche Stabilität auf der Insel gewährleisten. Muir sagte:
„Politisches Risiko ist ein Faktor bei jeder Auslandsinvestition. Wenn die USA viel Geld in Grönland investieren, sollten die USA dazu beitragen wollen, dass der Schutz vor Risiken durch Verstaatlichung oder Gesetzesänderungen gewährleistet ist. Auf diese Weise können ihre Investitionen nicht durch grönländische Regierungsaktivitäten verloren gehen oder reduziert werden.“
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