Grönland im Fokus: Warum Donald Trump die arktische Insel kaufen will
Grönland gehört üblicherweise nicht zu den Ländern, die es regelmäßig auf die Titelseiten überregionaler Medien schaffen. Der bevorstehende Amtsantritt von Donald Trump als 47. US-Präsident hat dafür gesorgt, dass die Insel in aller Munde ist.
Gegen einen angemessenen Geldbetrag will der künftige Chef im Weißen Haus die 2,166 Millionen Quadratkilometer große Insel, die zu 80 Prozent von Eis bedeckt ist, von Dänemark erwerben. Allerdings sagte Trump auch, dass er die Ausübung wirtschaftlichen oder militärischen Drucks nicht ausschließe, um die Kontrolle der USA über Grönland zu erlangen. „Wir brauchen es für die nationale Sicherheit. Das betrifft die freie Welt. Ich spreche davon, die freie Welt zu schützen“, so Trump bei einer Pressekonferenz in Mar-a-Lago am Dienstag, 7. Januar.
Grönland und Dänemark: Von der Zwangsmodernisierung zur Autonomie
Lediglich etwa 56.000 Menschen leben auf der Insel, die erstmals vor etwa 4.400 Jahren durch Inuit besiedelt wurde. Mit gerade einmal 0,1 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Grönland das weltweit am dünnsten besiedelte Land mit deutlichem Abstand zu Westsahara und der Mongolei.
Nach der Ankunft des Norwegers Erik dem Roten im Jahr 982 etablierten Wikinger zwei Siedlungen auf der Insel, das heutige Qaqortoq und die heutige Hauptstadt Nuuk. Im 18. Jahrhundert wurde Grönland zur dänischen Kolonie. Erst war Grönland stark abgeschottet und sollte Dänemark lediglich mit tierischen Ölen versorgen. Im Jahr 1953 wurde die Insel offiziell Teil des Königreichs Dänemark und die Einwohner wurden zu dänischen Staatsbürgern. Die Regierung in Kopenhagen versuchte, dem Gebiet mit seiner traditionell lebenden Bevölkerung eine Modernisierung zu verordnen. Allerdings sorgten diese Maßnahmen für soziale Verwerfungen und weckten eher den Wunsch nach Autonomie. Diese wurde Grönland im Jahr 1979 gewährt und im Jahr 2009 ausgeweitet. Es entscheidet mittlerweile über alle Belange bis auf die Außen- und Sicherheitspolitik.
Nuuk liegt näher an New York als an Kopenhagen
Die Insel verfügt mittlerweile über eine eigene Regierung, und es gibt in Teilen der Bevölkerung nach wie vor eine starke Unabhängigkeitsbewegung. Allerdings lebt Grönland hauptsächlich von der Fischerei. Die Infrastruktur ist schlecht ausgebaut, die Siedlungsgebiete sind weit voneinander entfernt und die staatlichen Ausgaben übersteigen die Einnahmen deutlich.
Grönland ist nach wie vor in erheblichem Maße von Subventionen aus dem dänischen Staatshaushalt abhängig. Diese betragen jährlich mindestens 500 Millionen Euro. Das ist auch eines der Argumente, die Donald Trump heranzieht, wenn es um seine Ambitionen zur Angliederung der Insel an die USA geht.
Die im Südwesten der Insel gelegene, rund 20.000 Einwohner zählende Hauptstadt Nuuk liegt geografisch näher an New York als an Kopenhagen. Trump verweist aber vor allem auch auf die immensen Rohstoffe, über welche die Insel verfügt.
Klimawandel und Rohstoffe eröffnen Grönland Chancen
Zum einen handelt es sich dabei um Gold, Platin, Silber und Kupfer. Aber auch Lagerstätten für Eisen, Molybdän, Wolfram und Chrom warten auf ihre weitere Erschließung. Seltene Erden, die für die Produktion von Hightech-Produkten, aber auch Batterien für E-Autos gebraucht werden, werden in nicht zu knappem Ausmaß auf der Insel vermutet. Wer die Kontrolle darüber hat, verringert seine Abhängigkeit gegenüber China – das seinerseits versucht, in den Bergbau in Grönland einzusteigen.
Die Insel birgt auch Industrieminerale wie Kryolit, Graphit und Olivin, aber auch Edel-, Schmuck- und Naturwerksteine und Diamanten. Bereits jetzt existiert eine Rubin-Saphir-Mine. Zudem schätzt eine Behörde des US-Innenministeriums, dass Grönland etwa 22 Prozent der weltweit unentdeckten konventionellen Erdöl- und Erdgasvorkommen beherbergt.
Um unabhängig zu werden und auf eigenen Beinen zu stehen, hätte die Insel aufgrund ihres Reichtums an Bodenschätzen die besten Voraussetzungen. Der Klimawandel könnte die bewirtschaftbare Landfläche vergrößern. Allerdings fehlt es an Geld für die Infrastruktur und an Arbeitskräften für die Minen.
USA seit dem Zweiten Weltkrieg militärisch auf der Insel präsent
Berechnungen zufolge müsste Grönland Lizenzen für 20 Minen vergeben, um von dänischen Subventionen unabhängig zu werden. Um diese zu betreiben, wären 60.000 Arbeitskräfte aus dem Ausland erforderlich – mehr, als die Insel derzeit an Einwohnern hat.
Mehr als 120 mögliche Standorte befanden sich im Jahr 2013 in der Prüfung. Allerdings gibt es teilweise massive Konflikte darüber, welche Rohstoffe man überhaupt abbauen möchte. Einzelne Bevölkerungsgruppen und Fischer befürchten mögliche Umweltschäden, die sich auf die eigenen Wohnsiedlungen oder die eigene Existenzgrundlage auswirken könnten.
Grönland hat jedoch auch militärisch und sicherheitspolitisch eine wesentliche Bedeutung. Die USA hatten im Zweiten Weltkrieg erstmals Fuß auf Grönland gesetzt, als die Nazis das dänische Festland besetzten. Erst betrieben die Amerikaner dort Militär- und Funkstationen, nach dem Krieg behielten sie die sogenannte Thule Air Base. Amerika stationierte dort B-52-Langstreckenbomber und ein Frühwarnsystem für den Fall eines sowjetischen Atomschlags.
Im Kalten Krieg galt der Polarkreis als kürzester Weg für die Sowjetunion, um im Kriegsfall die USA mit Raketen zu erreichen. Die Thule Air Base galt als entscheidender Faktor, um dieser Gefahr entgegenzuwirken.
Erstes Kaufangebot 1867 – unmittelbar nach dem Erwerb Alaskas
Auch jetzt wird die Arktis für kommerzielle, aber auch militärische Schifffahrt immer bedeutsamer – auch, weil man aufgrund des Klimawandels mit einer besseren Schiffbarkeit rechnet. Russland, aber auch China haben zuletzt damit begonnen, auch militärisch stärker in der Arktis präsent zu sein.
Bereits 1867 hatte US-Außenminister William H. Seward Dänemark ein Kaufangebot für Grönland unterbreitet. Zuvor hatte er bereits Alaska erfolgreich von Russland erworben. Das Ansinnen hatte jedoch ebenso wenig Erfolg wie der zweite Versuch. Diesen hatten die USA im Jahr 1946 in Angriff genommen, geboten wurden 100 Millionen US-Dollar – was heute etwa 1,2 Milliarden US-Dollar entspräche.
Trumps erster Versuch: Unmut bei früherer Regierungschefin
Donald Trump deutete bereits im Jahr 2019 während seiner ersten Amtszeit Interesse an. Auf Grönland selbst ist das Interesse an einer wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Kooperation mit den USA groß. Allerdings ist die Position bezüglich des Kaufangebots vielfach reserviert.
Aleqa Hammond, die frühere Regierungschefin der Insel, klagte damals gegenüber BBC, Trump behandele Grönland „wie eine Ware, die man kaufen kann“. Vor allem nimmt sie Anstoß an der Art der Kommunikation des US-Präsidenten in dieser Frage:
„Er spricht nicht einmal mit Grönland – er spricht mit Dänemark darüber, Grönland zu kaufen.“
Wie die Stimmung in der Gesamtbevölkerung der Insel ist, lässt sich schwer beurteilen. Ein Beitritt zu den USA würde vor allem bezüglich der Erschließung der Rohstoffvorkommen Erleichterungen bedeuten. Trump hat für den Fall des Erwerbs Investitionen in Aussicht gestellt.
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