Griechische Marine soll Migranten zur Ausweisung ans Festland bringen
An der Insel Lesbos ist am Mittwoch ein Marineschiff eingetroffen, auf dem die griechische Regierung rund 500 Migranten unterbringen will. Wie der „Tagesspiegel“ berichtete, will Griechenland die Migranten ans Festland bringen und umgehend ausweisen.
Unter den Migranten, die in den vergangenen Tagen auf der Ägäis-Insel angekommen waren sind viele Familien mit kleinen Kindern, wie ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Athen sagte.
Innenminister Horst Seehofer hat sich für eine eventuelle Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge offen gezeigt. Mit einer „Koalition der Willigen“ in der EU will er das Problem der Kinder und Jugendlichen in griechischen Flüchtlingslagern lösen.
Die nordrhein-westfälische Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) sieht die Aufnahme von Kindern kritisch. „Diese Kinder haben doch Familien. Und niemand will die Familien trennen“, sagte Güler weiter. Von daher halte sie diesen Vorschlag „für nicht sehr durchdacht“. Das gelte auch für die in Deutschland diskutierte Kontingentlösung.
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir verlangte von der Bundesregierung mehr Druck auf Ankara. Die Türkei sei wirtschaftlich „in höchstem Maße abhängig von Europa“. Erdogan verstehe „die Sprache des Drucks“, sagte der Grünen-Politiker der „PNP“.
Europa und die Bundesregierung müssten Erdogan aber klarmachen: „Geflüchtete sind keine Verhandlungsmasse, wir werden uns auf diese menschenverachtenden Erpressungsversuche der türkischen Regierung nicht einlassen“.
Das internationale Kinderhilfswerk Terre des Hommes spricht sich für die bedingungslose Aufnahme von Flüchtlingen aus. Sie fordert die Bundesregierung auf, in einem ersten Schritt 5.000 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aufzunehmen.
„Ferner muss die Bundesregierung darauf dringen, dass sich möglichst viele EU-Mitglieder diesem Aufnahmeprogramm anschließen“, heißt es in einem Appell, über den die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet.
Die Insel Lesbos ist seit langem ein Hotspot der Flüchtlingskrise in Europa. Im für weniger als 3000 Menschen ausgelegten Flüchtlingslager Moria leben mehr als 19.000 Menschen.
Seit der türkischen Grenzöffnung zur EU in der vergangenen Woche haben tausende weitere Flüchtlinge versucht, die türkisch-griechische Grenze zu passieren.
Seit dem Wochenende hinderten griechische Grenzschützer mehr als 24.000 Menschen am Übertreten der Grenze. Nach Berichten des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) hielten auch Inselbewohner Flüchtlinge in Schlauchbooten davon ab, an Land zu gehen.(afp/nh)
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