Griechische Inseln zwischen Boom und Belastung – Ministerium reagiert auf Touristenansturm

Egal, ob riesige Hotelanlagen mit All-inclusive-Verpflegung am Strand oder ein abgelegenes Ferienhaus – es gibt viele Möglichkeiten, seinen Urlaub in Griechenland zu gestalten. Um dem Massentourismus gerecht zu werden, sollen die touristischen Angebote weiter ausgebaut werden.
Titelbild
Touristen sammeln sich im Dorf Oia auf der griechischen Insel Santorin, um den Sonnenuntergang am 20. Juli 2024 zu beobachten.Foto: Aris Oikonomou/ AFP via Getty Images
Von 26. September 2024

Mit den ersten kühleren Herbsttagen wächst bei vielen Menschen die Sehnsucht nach sonnigen Gefilden.

Griechenland befindet sich unter den Top 10 der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Im Jahr 2023 kamen über 4,7 Millionen Besucher aus Deutschland. Die Inseln Mykonos und Santorin werden in den Sommermonaten regelrecht von Touristen überrannt.

„2023 war ein Rekordjahr für den Tourismus in Griechenland, sowohl bei den Besucherzahlen als auch bei den Einnahmen, das voraussichtlich dieses Jahr noch übertroffen wird“, sagte die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni in einem Interview mit der „Welt“. Der Tourismus trägt fast 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.

Aktuell setze sie sich dafür ein, das touristische Angebot zu erweitern und die Attraktivität des Landes zu steigern. Das Ziel sei ein „qualitatives Wachstum“ des Tourismus.

1,3 Millionen Urlauber auf 15.500 Einwohner

Nach Angaben des Verbands griechischer Häfen brachten im vergangenen Jahr rund 800 Kreuzfahrtschiffe etwa 1,3 Millionen Passagiere auf die nur 15.500 Einwohner zählende Insel Santorin.

Blick auf ein Kreuzfahrtschiff vor Fira, der Hauptstadt der Insel Santorin. Foto: vololibero/iStock

Natürlich bringe dieses Wachstum auch Herausforderungen mit sich, etwa im Hinblick auf die Belastung der Infrastruktur, so die Ministerin. Es gelte daher, das wirtschaftliche Potenzial des Tourismus mit der Belastung der Kommunen durch die vielen Gäste in Einklang zu bringen.

20 Euro-Gebühr für Kreuzfahrtpassagiere

In den vom Massentourismus am stärksten betroffenen Inseln Santorin und Mykonos wird für Kreuzfahrtpassagiere, die vom 1. Juni bis 30. September von Bord gehen, künftig eine Gebühr von 20 Euro eingeführt. Die Gebühr kommt nach Angaben der Ministerin sowohl den Gemeinden vor Ort als auch den beiden Ministerien für Tourismus und Schifffahrt zugute.

Kefalogianni betont jedoch, dass Griechenland kein Luxusreiseziel werden dürfe, sondern sein „gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“ beibehalten und Angebote „über das gesamte Spektrum“ machen müsse. Nach dem Motto:

Jeder, der Griechenland besuchen möchte, soll dazu die Möglichkeit haben.“

Urlaubssaison verlängert

Deswegen schaffe Griechenland Anreize für mehr Nachfrage in den Randmonaten und sogar im Winter.

Der Reiseanbieter TUI hat die Urlaubssaison verlängert, sodass Touristen noch bis zum 23. November auf Kreta und bis zum 9. November auf Rhodos und Kos Sonne tanken können.

Die Stadt Agios Nikolaos im östlichen Teil von Kreta. Foto: VladimirSklyarov/iStock

Aber auch weniger bekannte Reiseziele sollen laut der Ministerin gefördert und durch thematische Angebote wie Bergwandern, Skifahren, Tauchen, Weintourismus und gastronomische, kulturelle und religiöse Erlebnisse ergänzt werden.

Hoffnung auf mehr Flüge nach Volos

Um alternativen Tourismus jenseits von riesigen Hotelanlagen und All-inclusive-Urlaub ging es auch beim ersten Deutsch-Griechischen Touristikforum, das ab dem 16. September fünf Tage lang in der malerisch gelegenen Hafenstadt Volos stattfand.

Organisiert wurde das Treffen von der Region Thessalien und der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer sowie der Gemeinde Volos. Die Teilnehmer diskutierten darüber, wie der Tourismus auf der anliegenden Pilion-Halbinsel angekurbelt werden kann.

Pilion gilt als Paradies für Naturfreunde, mit einem 200 Kilometer umfassenden Netz an Wanderwegen, Reit- und Kajakangeboten, Segelmöglichkeiten und einer Schmalspurbahn, mit der die Urlauber in rund 90 Minuten vom Küstenort Ano Lechonia zum Bergdorf Milies hinaufgebracht werden können.

Blick auf das Dorf Damouchari, 50 Kilometer von Volos entfernt. Foto: PanosKarapanagiotis/iStock

Der „perfekte Mix aus Bergen, Buchten und malerischen Dörfern“ allein reiche jedoch nicht, um die Anzahl der deutschen Gäste zu erhöhen, stellten die Tourismusexperten fest.

„Volos benötigt eine bessere Fluganbindung und einen neuen Namen für den Flughafen: Central Greece Airport“, forderte Grigoris Tassios, Präsident der Tourismusorganisation von Chalkidiki, vor rund 60 Teilnehmern des Forums. Und außerdem seien mehr Flüge erforderlich.

Im Sommer 2022 waren Eurowings-Direktflüge von Düsseldorf und Stuttgart nach Volos möglich. Mit Condor konnte man aus München anreisen. Für das kommende Jahr ist bislang nur die Verbindung von Düsseldorf geplant. Aber es bestehe noch Hoffnung. Man sei mit den beiden Airlines im Gespräch, so Tourismusexpertin Thekla Kammenou.



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