Griechische Inseln zwischen Boom und Belastung – Ministerium reagiert auf Touristenansturm
Mit den ersten kühleren Herbsttagen wächst bei vielen Menschen die Sehnsucht nach sonnigen Gefilden.
Griechenland befindet sich unter den Top 10 der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Im Jahr 2023 kamen über 4,7 Millionen Besucher aus Deutschland. Die Inseln Mykonos und Santorin werden in den Sommermonaten regelrecht von Touristen überrannt.
„2023 war ein Rekordjahr für den Tourismus in Griechenland, sowohl bei den Besucherzahlen als auch bei den Einnahmen, das voraussichtlich dieses Jahr noch übertroffen wird“, sagte die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni in einem Interview mit der „Welt“. Der Tourismus trägt fast 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Aktuell setze sie sich dafür ein, das touristische Angebot zu erweitern und die Attraktivität des Landes zu steigern. Das Ziel sei ein „qualitatives Wachstum“ des Tourismus.
1,3 Millionen Urlauber auf 15.500 Einwohner
Nach Angaben des Verbands griechischer Häfen brachten im vergangenen Jahr rund 800 Kreuzfahrtschiffe etwa 1,3 Millionen Passagiere auf die nur 15.500 Einwohner zählende Insel Santorin.
Natürlich bringe dieses Wachstum auch Herausforderungen mit sich, etwa im Hinblick auf die Belastung der Infrastruktur, so die Ministerin. Es gelte daher, das wirtschaftliche Potenzial des Tourismus mit der Belastung der Kommunen durch die vielen Gäste in Einklang zu bringen.
20 Euro-Gebühr für Kreuzfahrtpassagiere
In den vom Massentourismus am stärksten betroffenen Inseln Santorin und Mykonos wird für Kreuzfahrtpassagiere, die vom 1. Juni bis 30. September von Bord gehen, künftig eine Gebühr von 20 Euro eingeführt. Die Gebühr kommt nach Angaben der Ministerin sowohl den Gemeinden vor Ort als auch den beiden Ministerien für Tourismus und Schifffahrt zugute.
Kefalogianni betont jedoch, dass Griechenland kein Luxusreiseziel werden dürfe, sondern sein „gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“ beibehalten und Angebote „über das gesamte Spektrum“ machen müsse. Nach dem Motto:
Jeder, der Griechenland besuchen möchte, soll dazu die Möglichkeit haben.“
Urlaubssaison verlängert
Deswegen schaffe Griechenland Anreize für mehr Nachfrage in den Randmonaten und sogar im Winter.
Der Reiseanbieter TUI hat die Urlaubssaison verlängert, sodass Touristen noch bis zum 23. November auf Kreta und bis zum 9. November auf Rhodos und Kos Sonne tanken können.
Aber auch weniger bekannte Reiseziele sollen laut der Ministerin gefördert und durch thematische Angebote wie Bergwandern, Skifahren, Tauchen, Weintourismus und gastronomische, kulturelle und religiöse Erlebnisse ergänzt werden.
Hoffnung auf mehr Flüge nach Volos
Um alternativen Tourismus jenseits von riesigen Hotelanlagen und All-inclusive-Urlaub ging es auch beim ersten Deutsch-Griechischen Touristikforum, das ab dem 16. September fünf Tage lang in der malerisch gelegenen Hafenstadt Volos stattfand.
Organisiert wurde das Treffen von der Region Thessalien und der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer sowie der Gemeinde Volos. Die Teilnehmer diskutierten darüber, wie der Tourismus auf der anliegenden Pilion-Halbinsel angekurbelt werden kann.
Pilion gilt als Paradies für Naturfreunde, mit einem 200 Kilometer umfassenden Netz an Wanderwegen, Reit- und Kajakangeboten, Segelmöglichkeiten und einer Schmalspurbahn, mit der die Urlauber in rund 90 Minuten vom Küstenort Ano Lechonia zum Bergdorf Milies hinaufgebracht werden können.
Der „perfekte Mix aus Bergen, Buchten und malerischen Dörfern“ allein reiche jedoch nicht, um die Anzahl der deutschen Gäste zu erhöhen, stellten die Tourismusexperten fest.
„Volos benötigt eine bessere Fluganbindung und einen neuen Namen für den Flughafen: Central Greece Airport“, forderte Grigoris Tassios, Präsident der Tourismusorganisation von Chalkidiki, vor rund 60 Teilnehmern des Forums. Und außerdem seien mehr Flüge erforderlich.
Im Sommer 2022 waren Eurowings-Direktflüge von Düsseldorf und Stuttgart nach Volos möglich. Mit Condor konnte man aus München anreisen. Für das kommende Jahr ist bislang nur die Verbindung von Düsseldorf geplant. Aber es bestehe noch Hoffnung. Man sei mit den beiden Airlines im Gespräch, so Tourismusexpertin Thekla Kammenou.
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