Griechenland: Staatspleite für deutsche Banken kaum gefährlich, doch Steuerzahler drohen 87 Milliarden Verlust

Frankfurt/Main (dpa) - Die deutschen Banken haben sich weitgehend aus Griechenland zurückgezogen. Beim Schuldenschnitt im Frühjahr 2012 verzichteten Banken, Versicherungen und Hedgefonds auf die Hälfte ihrer Forderungen. Athen wurden somit gut…
Titelbild
Wenn Athen pleitegeht, sind die deutschen Banken fein raus: Sie haben sich weitgehend aus Griechenland zurückgezogen. Dem deutschen STeuerzahler drohen 87 Milliarden euro Verlust.Foto: Daniel Reinhardt/Archiv/dpa
Epoch Times2. Juni 2015

Die deutschen Banken sind fein raus, falls es in Griechenland zum „Graccident“ kommt: Im Falle einer griechischen Staatspleite sind für sie die direkten Gefahren „vergleichsweise gering“. Das schätzte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret kürzlich gegenüber der „Bild“-Zeitung: „Die deutschen Banken haben in ihren Büchern beispielsweise nur noch Forderungen von 2,4 Milliarden Euro gegenüber griechischen Banken, Unternehmen und dem Staat. Das Risiko ist also überschaubar, dennoch kann es immer anders laufen als gedacht.“, berichtete DPA.

Aktuell haben sich die Banken weitgehend aus Griechenland zurückgezogen. Beim Schuldenschnitt im Frühjahr 2012 verzichteten sie auf die Hälfte ihrer Forderungen. Athen wurden somit gut 100 Milliarden Euro erlassen, die sie nicht mehr an Banken, Versicherungen und Hedgefonds zurückzahlen müssen. Seither haben viele Institute ihr finanzielles Engagement in dem kriselnden Euroland weiter zurückgefahren.

Deutschland drohen 87 Milliarden Verlust

Anders sieht es jedoch für den deutschen Steuerzahler aus: Ein maximales Verlustrisiko von 87 Milliarden Euro besteht für den deutschen Staat, falls gewährte Rettungsgelder nicht zurückgezahlt werden – über 36 mal so viel, wie für die deutschen Banken. Dies ermittelte das Münchner ifo Institut Ende März. Die Prognose gilt für den Fall einer Staatspleite Griechenlands und einem gleichzeitigen „Grexit“, dem Austritt des Landes aus der Eurozone.

In diesen 87 Milliarden sind unter anderem die 15,2 Milliarden Euro enthalten, die Deutschland im Rahmen des ersten Hilfspakets Griechenland über seine Förderbank KfW als Kredit zur Verfügung stellte.

"Grexit" wäre die beste Lösung

Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, rät Griechenland zu einem Konkurs und dem Austritt aus der Eurozone. Wenn das Land im Euro bleibe, werde es um ein drittes Hilfspaket und immer neue Unterstützungen nicht herumkommen. Griechenland würde dadurch für die anderen EU-Länder zu einem Fass ohne Boden. "Das Land ist konkursreif und wird doch immer weiter mit öffentlichen Mitteln finanziert", beschrieb Sinn die Lage Griechenlands laut N-TV am 5. März.

Sinn vertritt in der deutschen Expertenlandschaft keine Mehrheitsmeinung, steht aber auch nicht alleine da. Er hat Griechenland schon wiederholt einen Austritt aus der Währungsunion nahegelegt. Neben Deutschland würde Frankreich bei einem Griechenland-Konkurses plus "Grexit" das höchste Verlustrisiko tragen: 64,6 Milliarden Euro würden die Franzosen verlieren, gefolgt von Italien mit 56,4 und Spanien mit 38,4 Milliarden Euro. Falls Griechenland pleitegehen aber im Euro bleiben würde, wären die Risiken sogar noch höher.

Im Jahr 2011 hatte Sinn bereits prognostiziert, dass Deutschland im schlimmsten Euro-Krisenfall eine Belastung von 400 beziehungsweise 465 Milliarden Euro drohe. "Die Euro-Krise wird für die deutschen Steuerzahler potenziell immer teurer", zitierte ihn damals Finanzen.net.

(dpa / rf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion