Sacharow-Preis für grausam missbrauchte IS-Opfer und Kämpferinnen für die Rechte der Jesiden
Sie haben die Grausamkeiten der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) am eigenen Leib erfahren: Die jungen Jesidinnen Nadia Murad und Lamia Hadschi Baschar, die am Dienstag den Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments erhielten, wurden wie viele andere Frauen ihrer Religionsgemeinschaft im Norden des Irak verschleppt, misshandelt, vergewaltigt und zu Sexsklavinnen gemacht.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) würdigte die beiden Frauen bei der Preisverleihung in Straßburg als „Heldinnen, die unbeschreibliche Gräueltaten erlitten haben“. Das Schicksal der beiden jungen Frauen, die der religiösen Minderheit der Jesiden angehören, steht stellvertretend für das tausender Frauen dieser kurdischsprachigen Glaubensgruppe im Irak: Im August 2014 fielen IS-Kämpfer in ihr Dorf Kocho ein, ermordeten zahlreiche Männer und entführten Frauen und Kinder.
Wie andere Mädchen und Frauen wurden die damals 21 Jahre alte Murad und die nur 16 Jahre alte Baschar nach Mossul verschleppt – nachdem zuvor mehrere Mitglieder ihrer Familie vor ihren Augen ermordet worden waren. Dann wurden die jungen Frauen an Männer verkauft, die sie vergewaltigten und misshandelten.
Murad gelang es nach drei Monaten, ihren Peinigern zu entkommen. Über Griechenland gelangte sie nach Deutschland, wo sie heute im Exil lebt. Seither prangert die junge Frau unermüdlich die Verbrechen an den Jesiden an. Im September wurde sie zur UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Opfer von Menschenhandel ernannt.
In ihrer Rede zur Preisverleihung in Straßburg forderte Murad am Dienstag, die Anführer des IS vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu stellen: „Der Name des IS kann verschwinden, aber seine Wirkung wird fortdauern, solange die Justiz nicht Recht spricht.“
Noch tragischer ist das Schicksal von Lamia Hadschi Baschar. Sie blieb 20 Monate lang in der Gewalt von IS-Milizen. „Wir wurden vergewaltigt, vom IS verkauft und wieder weiterverkauft“, berichtete sie bei der Preisverleihung in Straßburg. Dennoch habe sie nie an Rache gedacht.
Nach mehreren misslungenen Fluchtversuchen konnte Baschar schließlich mit zwei Freundinnen fliehen. Auf dem Weg zur Stadt Kirkuk trat eine der jungen Frauen auf eine Landmine und wurde getötet. Baschar kam mit dem Leben davon, erlitt aber schwere Verbrennungen im Gesicht und verlor ein Auge. Heute lebt sie bei ihrer Schwester im Süden Deutschlands.
Murad warf der internationalen Gemeinschaft wiederholt vor, die Augen vor dem Schicksal der Jesiden zu verschließen. Diese seien Opfer eines Völkermordes, sagte sie am 10. Oktober bei einer anderen Preisverleihung im Europarat: „Doch die freie Welt reagiert nicht.“ (afp)
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