Globales Elitetreffen: Drei deutsche Kanzlerkandidaten beim WEF 2025 in Davos

Augen, Ohren und Kameras aus aller Welt werden auch in diesem Jahr wieder auf den Schweizer Nobelort Davos schauen: Dort trifft sich beim Weltwirtschaftsforum (WEF) 2025 für fünf Tage die Weltelite aus Politik und Wirtschaft. Donald Trump, der nicht vor Ort ist, soll am Donnerstag zugeschaltet werden.
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Vor der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) am 20. Januar 2025 im Alpenresort Davos.Foto: Fabrice Coffrini/AFP über Getty Images
Von 20. Januar 2025

Fast 3.000 Führungskräfte aus über 130 Ländern und 350 Regierungschefs, darunter 60 Staats- und Regierungschefs und rund 1.600 Wirtschaftsvertreter, werden im Schweizer Bergort Davos erwartet. Das diesjährige Elitetreffen, das 55. seit der Gründung durch Klaus Schwab 1971, wurde unter den Titel „Collaboration for the Intelligent Age“ („Zusammenarbeit im intelligenten Zeitalter“) gestellt.

Während im vergangenen Jahr der inzwischen 85 Jahre alte WEF-Gründer Schwab noch „Vertrauen wiederherstellen“ wollte, tritt ab diesem Jahr zunehmend der neue WEF-Präsident Børge Brende in Erscheinung. Er kündigt die Who’s who der sogenannten Weltelite an, die bei der Konferenz in dem Alpenort teils hinter verschlossenen Türen Zukunftsthemen besprechen.

Schlüsselakteure im Fokus: Selenskyj, von der Leyen, Milei

Das WEF wird am Montag mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und dem chinesischen Vizepremier Ding Xuexiang eröffnet. Der israelische Präsident Isaac Herzog, der palästinensische Regierungschef der palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland, Mohammad Mustafa, und der De-facto-Außenminister der neuen syrischen Regierung, Asaad Hassan al-Shaybani, werden ebenfalls anwesend sein. Aus Deutschland soll Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag nach Davos reisen, um dort eine Rede vor dem Plenum des Weltwirtschaftsforums zu halten.

Der SPD-Politiker ist nicht der einzige deutsche Kanzlerkandidat mit Redebeitrag: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) steht am Mittwoch im Programm, Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz – angekündigt als deutscher Oppositionsführer im Bundestag – am Dienstagabend.

Außerdem wird auch der argentinische Präsident Javier Milei in Davos erwartet. Der war schon im vergangenen Jahr zum Weltwirtschaftsforum 2024 angereist – als einer der wenigen mit Linienflug – und hatte die Gelegenheit genutzt, die „sozialistische Agenda“ der Veranstaltung zu kritisieren.

Mileis Rede beim WEF 2024, damals als frisch gewählter Präsident Argentiniens, verbreitete sich im Internet rasend: Er betonte die Bedeutung des freien Unternehmertums und warnte vor den Gefahren des Kollektivismus und Sozialismus: „Die meisten Führer des Westens haben sich auf Methoden des Kollektivismus eingelassen, aber dieser habe noch nie etwas Gutes bewirkt“, sagte er den anwesenden Wirtschaftsführern und Staatsoberhäuptern. Seine Rede wurde vielfach als Kritik, auch an den Anwesenden beim WEF-Treffen, verstanden. Sein Schlusswort „Viva La Libertad Carajo!“ („Es lebe die Freiheit, verdammt!“) ging im Internet als Meme viral.

Ein weiterer zentraler Akteur des diesjährigen Forums ist Wolodymyr Selenskyj. Der ukrainische Präsident war auch 2024 in Davos und hatte in seiner Rede gefordert, „Putins Strategie und ihm“ ein Ende zu setzen sowie: „Wir müssen ihn zum Verlieren bringen.“ Er bekam 2024 Standing Ovations der Anwesenden. Angesichts der anhaltenden Spannungen in der Ukraine werden seine Ansprache in diesem Jahr und die geplanten Gespräche als mögliche Weichenstellung zum weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges wohl viel Augenmerk bekommen.

WEF und Weltöffentlichkeit gespannt auf Trump

Besondere Aufmerksamkeit gilt aber in diesem Jahr der bevorstehenden Amtszeit des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump. Trump wird am Donnerstag, 23. Januar, per Video zugeschaltet, hatte WEF-Präsident Børge Brende vergangene Woche angekündigt. Dies biete die Gelegenheit, „mehr über die politischen Prioritäten“ der neuen US-Regierung zu erfahren.

Trump, dessen offizielle Amtseinführung wie die WEF-Eröffnung, am Montag, den 20. stattfindet, hat während seiner ersten Amtszeit 2018 und 2020 am WEF teilgenommen. Laut Brende wird für dieses Jahr erwartet, dass weitere wichtige Mitglieder der neuen US-Regierung ebenfalls teilnehmen werden, aber bisher gebe es keine Bestätigung. Auf die Frage, ob Elon Musk unter ihnen sein könnte, antwortete der Norweger laut swissinfo.ch: „Wir wissen es nicht. Er ist auf jeden Fall willkommen.“ Epoch Times berichtete.

Das WEF selbst schreibt auf seiner Website zur aktuellen Veranstaltung und den Gästen:

Während wir also das ‚Rekordjahr‘ der Demokratie hinter uns lassen und auf das Jahr 2025 blicken, deuten die Verschiebungen weg von den etablierten Parteien auf das Ende einer Ära hin. Die Dringlichkeit, mit der sich die politischen Entscheidungsträger neu formieren müssen, zeigt, dass die Zusammenarbeit zwar immer wichtiger wird, aber auch eine immer größere Herausforderung darstellt.“

Dauergäste in Davos sind nicht nur Vertreter der sogenannten Politik- und  Wirtschaftselite, sondern auch die damit verquickten Organisationen. Das WEF hat in diesem Jahr eine Liste veröffentlicht, auf der die wichtigsten Akteure internationaler Interessengruppen angekündigt werden: Von António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, über Kristalina Georgieva, Chefin des Internationalen Währungsfonds, bis Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, oder NATO-Generalsekretär Mark Rutte sind die Strippenzieher vor Ort.

WEF gibt Raum für Spekulationen: Globale Elite und NGOs unter einem Dach

Entscheidungen, die in diesen hochrangigen Gesprächen getroffen werden, haben oft Auswirkungen auf die globale Politik und Wirtschaft. Genaue Details und der Grad der Einflussnahme sind allerdings kaum nachvollziehbar. Zu dieser vielfach geübten Kritik sind inzwischen auch Proteste gegen das Elitetreffen vor Ort Tradition.

Von einem großen „Mangel an Transparenz“ sprach auch die BASF-Erbin Marlene Engelhorn, eine prominente Protagonistin, die mit 300 weiteren am Wochenende vor dem Start des WEF mit Plakaten mit Aufschriften wie „Besteuert die Reichen“ protestierte. Die österreichische Millionärin sagte gegenüber AFPTV, das Weltwirtschaftsforum symbolisiere, „wie viel Macht wohlhabende Menschen wie ich haben“. Engelhorn, eine Nachfahrin des Gründers des deutschen Chemieriesen BASF, Friedrich Engelhorn, kritisierte außerdem die Umweltverschmutzung, die durch die zum Gipfel fliegenden Privatjets verursacht werde.

5.000 Polizisten und 1.000 zusätzliche Flüge

Die Polizei ist gegen die Demonstranten in Davos vorgegangen. Das Schweizer Parlament hatte zuvor 5.000 Armeeangehörige zur Unterstützung des Elitetreffens bewilligt, die die Gäste vor Ort schützen sollen. Zudem sollen sie Infrastruktur wie Stromleitungen bewachen und die Überwachung des Luftraums verstärken.

Der Flughafen Zürich verzeichnete bereits im vergangenen Jahr circa 1.000 „zusätzliche Flugbewegungen von Business-Jets und Staatsmaschinen sowie vermehrt politische und sicherheitsrelevante Helikoptertransporte“; er rechnet mit ebenso vielen in diesem Jahr. Schaulustigen biete der Flughafen „Spotter-Plätze“ auf den länger geöffneten Terrassen an und „den WEF-Gästen die Möglichkeit, ihre Flugzeuge mit einem Sustainable Aviation Fuel (SAF, nachhaltiger Treibstoff) zu betanken.



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