Globales Echo auf Bidens Rückzug: Eine Mischung aus Respekt und Zurückhaltung

US-Präsident Biden will im November nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren. Deutsche Politiker zollen ihm für diese Entscheidung Respekt. Auch der Kreml meldet sich zu Wort.
Jill Biden reagierte mit Herzchen auf der Plattform X. (Archivbild)
Für seine Entscheidung, sich aus dem US-Präsidentschaftsrennen zurückzuziehen, erntet Biden Respekt.Foto: Susan Walsh/AP/dpa
Epoch Times21. Juli 2024

International haben Politiker US-Präsident Joe Biden Respekt für seinen Rückzug aus dem Rennen um eine weitere Amtszeit gezollt. Auch in Deutschland erfährt Biden für seine Entscheidung viel Wertschätzung.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hob die Verdienste des scheidenden Präsidenten hervor. „Mein Freund Joe Biden hat viel erreicht: für sein Land, für Europa, die Welt“, so Scholz. Dank ihm sei die transatlantische Zusammenarbeit eng, die NATO stark, die USA ein „guter und verlässlicher Partner für uns“. Sein Entschluss, nicht noch einmal zu kandidieren, verdiene Anerkennung, so der Kanzler.

CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf der Plattform X, Biden habe mehr als fünf Jahrzehnte lang dem amerikanischen Volk gedient. „Seine heutige Entscheidung verdient größten Respekt“.

Kreml zeigt sich zurückhaltend

Der Kreml will unterdessen die Lage nach Bidens Rückzug nach den Worten eines Sprechers „genau beobachten“.

Kremlsprecher Dmitri Peskow erinnerte daran, dass Russlands Präsident Wladimir Putin Biden als berechenbaren Kandidaten eingestuft habe, der für Russland vorzuziehen sei. Aber: „Die Wahl ist noch vier Monate entfernt, und das ist eine lange Zeit, in der sich viel ändern kann“, sagte Peskow mit Blick auf die US-Wahl im November „Wir müssen geduldig sein und genau beobachten, was als Nächstes passiert.“ Priorität für Russland habe, die Ziele des Ukrainekrieges zu erreichen.

Der Vorsitzende der Staatsduma Russlands, Wjatscheslaw Wolodin, forderte, Biden nunmehr zur Verantwortung zu ziehen. „Biden hat Probleme in der ganzen Welt und in seinem eigenen Land, den Vereinigten Staaten, geschaffen.“ Biden sollte nun „zur Rechenschaft gezogen werden: für den entfesselten Krieg in der Ukraine, die Zerstörung der Wirtschaft europäischer Länder, die Sanktionspolitik gegen Russland und andere Länder.“ Aus russischer Sicht trägt der Westen die Schuld am Krieg in der Ukraine.

Musk: Zeitpunkt von Biden-Rückzug war in Washington bekannt

Tech-Milliardär Elon Musk will über den Rückzug Joe Bidens aus dem US-Präsidentschaftsrennen Bescheid gewusst haben. „Ich habe letzte Woche gehört, dass er sich genau zu diesem Zeitpunkt zurückziehen würde. Das war in DC allgemein bekannt“, schrieb Musk auf der Plattform X, die ihm gehört. Musk kommentierte den Online-Diskurs um Bidens Rückzug mit etlichen weiteren Beiträgen bei X.

Reaktionen auch von vielen deutschen Politikern

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang erklärte auf X: „Joe Biden hat als Präsident seinem Land auf beeindruckende Art und Weise gedient. Und er tut es auch mit diesem Schritt. Mein größter Respekt!“ Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen schrieb auf X, Biden habe „seinen Fehler, erneut zu kandidieren, spät, aber nicht zu spät korrigiert.“ Auch das verdiene größten Respekt. „Die Demokratische Partei hat nun die Chance, den Wahlkampf noch einmal zu drehen.“

Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner schrieb bei X, es sei ein „erwarteter Paukenschlag in den USA“. Am Ende sei dies alternativlos und notwendig, um den republikanischen Kandidaten Donald Trump doch noch zu besiegen.

„Oft schwierige Entscheidungen getroffen“

Spitzenpolitiker aus Tschechien und Polen würdigten Bidens Verdienste. „Lieber Präsident Joe Biden, Sie haben oft schwierige Entscheidungen getroffen, dank derer Polen, Amerika und die Welt sicherer sowie Demokratie und Freiheit stärker sind“, schrieb der polnische Ministerpräsident Donald Tusk bei X. Er sei überzeugt, dass sich Biden davon auch bei seiner jetzigen Entscheidung habe leiten lassen. Es sei für den US-Demokraten „vielleicht die schwierigste im Leben.“

„Das ist zweifellos die Entscheidung eines Staatsmanns, der seinem Land jahrzehntelang gedient hat“, schrieb der tschechische Regierungschef Petr Fiala bei X. „Es ist ein verantwortungsvoller und persönlich sicher nicht leichter Schritt, der aber deshalb umso mehr Anerkennung verdient“, führte der liberalkonservative Politiker aus. Er drücke den USA die Daumen, dass aus der Wahl im November ein guter Präsident hervorgehe.

Top-Republikaner Johnson fordert Biden zu Rücktritt auf

Auch Trump äußerte sich umgehend über den Rückzug seines Rivalen. Der Amtsinhaber sei „nicht geeignet“ gewesen, um erneut als Präsident zu kandidieren und sei „sicherlich nicht geeignet“, um das Präsidentenamt auszufüllen, schrieb der 78-Jährige auf seiner Onlineplattform Truth Social. Trump hatte am 13. Juli ein Attentat knapp überlebt und wurde kurz darauf beim Parteitag der Republikaner offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt.

Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, fordert Biden dazu auf, unverzüglich sein Amt niederzulegen.

Zwei pinke Herzen von Ehefrau Jill

Jill Biden kommentierte den Rückzug ihres Ehemannes mit einem Emoji. Die First Lady repostete über ihren privaten Account auf der Plattform X den entsprechenden Beitrag von US-Präsident Joe Biden mit zwei pinken Herzen. Die Enkeltochter von US-Präsident Biden, Naomi Biden, erklärte, sei „einfach nur stolz“ auf ihren Großvater. Er sei nicht nur der „effektivste Präsident unserer Zeit“ gewesen – und werde es auch weiterhin sein, schrieb die 30-Jährige auf X. „An die Amerikaner, die ihm immer den Rücken gestärkt haben: Bleibt weiter hoffnungsvoll.“ Naomi Biden ist die Tochter von Bidens Sohn Hunter Biden.

Biden „ein großer Amerikaner“

Der führende Demokrat im US-Senat, Chuck Schumer, erklärte, Biden sei nicht nur ein großartiger Präsident, sondern auch ein wirklich bemerkenswerter Mensch. „Seine Entscheidung war gewiss nicht leicht, aber er hat wieder einmal sein Land, seine Partei und unsere Zukunft an die erste Stelle gesetzt“, schrieb Schumer in einer Stellungnahme. Der heutige Tag zeige, dass Biden „ein wahrer Patriot und großer Amerikaner“ sei.

Biden ist der erste Präsident in der Geschichte der USA, der seine Kandidatur aufgrund von Bedenken bezüglich seiner geistigen und körperlichen Fitness aufgibt. Nur wenige Präsidenten vor ihm zogen sich nach nur einer Amtszeit zurück, zuletzt war dies bei Lyndon Johnson im Jahr 1968 der Fall. (dpa/afp/red)



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