Globale Vernetzung geplant: Bis 2030 sollen alle Schulen ans Internet

Die Digitalisierung an Schulen schreitet weiter voran. Ein internationales Projekt hat es sich zum Ziel gemacht, weltweit alle Schulen bis zum Jahr 2030 mit dem Internet zu vernetzen. Die Herausforderungen sind groß.
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Für viele Schüler Afrikas ist das Arbeiten mit dem Internet eine Besonderheit (Symbolbild).Foto: Yanick Folly /AFP via Getty Images
Von 4. August 2024

Niemand weiß genau, wie viele Schulen es auf der Welt gibt. Und Schule ist nicht gleich Schule. Von digitaler Hightech-Ausrüstung mit Whiteboards und iPads in Deutschland bis zu maroden Schulgebäuden in Afrika, wo Kinder dicht gedrängt auf der Erde sitzen und nicht einmal einen Bleistift besitzen, ist alles dabei.

Die Internationale Fernmeldeunion und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) haben es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 alle Schulen weltweit ans Internet anzuschließen. Damit wollen sie jungen Menschen Zugang zu Informationen, Chancen und Wahlmöglichkeiten bieten. Kein leichtes Unterfangen.

„Fast die Hälfte der geschätzten sechs Millionen Schulen weltweit sind noch nicht ans Internet angeschlossen. Das verwehrt rund 500 Millionen Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Online-Bildung“, erklärte Alex Wong, Co-Leiter des Projekts, in einem auf swissinfo.ch veröffentlichten Interview.

Wong studierte an den Universitäten in Toronto und Harvard und war von 2000 bis 2018 Mitglied des Exekutivkomitees des Weltwirtschaftsforums, wo er mehrere Führungspositionen innehatte. Im Rahmen des Projekts Giga, dessen Hauptsitz in Genf besteht, setzt er sich derzeit dafür ein, dass die notwendigen Internetvoraussetzungen in den Schulen geschaffen werden. Wie wichtig eine digitale Vernetzung sei, habe die COVID-Krise gezeigt.

„Heute stellen wir fest, dass Kinder, die während der Pandemie keinen Zugang zum Internet hatten, nicht nur in der Bildung, sondern auch bei der Teilhabe an der Gemeinschaft und bei der Sicherung von Arbeitsplätzen für die Zukunft einen Rückstand aufweisen“, erklärt er.

Vor allem Entwicklungsländer und abgelegene Gebiete seien unverhältnismäßig stark von dieser „digitalen Kluft“ betroffen. Während in Ländern mit hohem Einkommen etwa 90 Prozent der Bevölkerung regelmäßig einen Internetzugang haben, liegt ihr Anteil in Ländern mit niedrigem Einkommen bei nur etwa 40 Prozent.

Internet, ein einkommensabhängiger Faktor

Die Frage des Internets ist laut Wong zudem eine Kostenfrage. In ärmeren Ländern machen die Kosten durchschnittlich von 8,6 Prozent bis zu 20 Prozent des Einkommens aus. In Ländern mit hohem Einkommen hingegen geben die Menschen im Schnitt nur rund 0,4 Prozent ihres monatlichen Einkommens fürs Internet aus.

„Von den 2,6 Milliarden Menschen, die weltweit keinen Zugang zum Internet haben, sind die meisten Frauen und Mädchen“, so Wong weiter.

Derartige Ungleichheiten sollen mit dem Projekt Giga behoben werden. Durch die Anbindung der Schulen ans Internet sollen die Kinder digitale Kompetenzen entwickeln und Zugang zu Online-Lerninhalten erhalten.

Schulen als Ankerpunkte

Ebenso könnten Schulen zu Ankerpunkten für den Internetzugang in den umliegenden Gemeinden werden. Denn einerseits könne die Internetverbindung in der Schulzeit in den Klassenräumen und andererseits nach Schulschluss im nahe gelegenen Dorf genutzt werden, möglicherweise über ein WLAN-Netzwerk. Ein solches Modell biete den Vorteil, dass etwa 90 Prozent der Kosten für die Netzanbindung durch andere Nutzer außerhalb der Schule gedeckt werden.

Zu den Unterstützern des Projekts gehören unter anderem die Musk Foundation des Milliardärs Elon Musk und die IT-Unternehmen Dell und Meta sowie Regierungen.

Seit dem Start des Projekts im Jahr 2019 wurden über 2,1 Millionen Schulen weltweit kartiert. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) wurden Satellitenbilder ausgewertet und Schulen identifiziert, darunter in Ghana, Kenia, Niger, Ruanda und Sierra Leone.

Die nachstehende Giga-Vernetzungskarte zeigt die bereits erfassten Schulen. Grüne Punkte stehen für Schulen mit Internet, rote Punkte für nicht angeschlossene Schulen und blaue Punkte für Schulen, deren Internetstatus unbekannt ist.

Eine interaktive Weltkarte des Projekts Giga zeigt den Kontinent Afrika und die bislang vom System erfassten Schulen. Foto: Screenshot GigaMaps

Ein langer Weg zum Internet

Bis heute ist Giga in 34 Ländern aktiv. Doch die Programme befinden sich noch im Anfangsstadium. Größte Herausforderung sei der Zugang zu den Daten über die Schulstandorte und deren Vernetzung, sagt Wong.

Im zweiten Schritt werden Infrastruktur und erforderliche Investitionen modelliert, die für eine Netzanbindung notwendig sind.

„In einer späteren Phase unterstützen wir die Regierungen dabei, die Finanzierung zu sichern und in Zusammenarbeit mit dem Privatsektor Verträge über die Anbindung der Schulen mit Dienstleistern abzuschließen“, so Wong.

Jährlicher Internetzugang für 3.200 Franken

Um die Internetverbindung in den Schulen auch langfristig sicherzustellen, setzt Giga nicht nur auf angepasste Technologien, sondern bietet auch Unterstützung und Schulen für lokales Personal an. Dank kontinuierlicher Überwachung der Internetverbindung sollen Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden können.

Durch Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Internetanbietern wird versucht, günstige und langfristige Verträge für Schulen auszuhandeln. Um einer Schule den bestehenden Internetzugang zu sichern, fallen laut UNICEF Kosten von etwa 3.200 Schweizer Franken (rund 3.400 Euro) an. Um Schulen neu anzuschließen, wird mit 7.100 Franken, rund 7.500 Euro, gerechnet.

Projekt umfasst keine Lerninhalte

Welche Lerninhalte und Plattformen den Schülern nach dem Internetanschluss zur Verfügung gestellt werden, ist nicht Inhalt des Projekts. Bei Giga gehe es nur um die grundlegende Vernetzung.

Mit den inhaltsbezogenen Fragen und dem Schutz von Kindern im Internet würden sich viele andere UNO-Agenturen wie UNICEF und UNESCO befassen. Klar sei jedoch schon jetzt, dass die Bewahrung lokaler Inhalte für die UNO von entscheidender Bedeutung sei, so Wong.

Er hat keinen Zweifel daran, dass die Gewährleistung eines sicheren und erschwinglichen Internetzugangs für alle Menschen bis 2030 ein universelles Ziel ist.

Insgesamt wurden bislang laut UNICEF 5.800 Schulen vernetzt und damit 2,4 Millionen Schülern der Zugang zum Internet ermöglicht.



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