„Ich glaube, dass er ermordet wurde“: Ghislane Maxwell über Jeffrey Epsteins Tod
Ex-Prominente und verurteilte Sexhändlerin Ghislaine Maxwell macht mit einem jüngsten Interview aus dem Gefängnis auf sich aufmerksam. Gegenüber dem britischen Sender „Talk TV“ sagte sie am Montag (23. Januar), dass sie glaubt, dass ihr Ex-Partner und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ermordet wurde. Der wegen Sexhandel mit Minderjährigen Angeklagte saß im Metropolitan Correctional Center in New York City in Untersuchungshaft und wurde im August 2019 tot in seiner Zelle aufgefunden.
Die Gerichtsmedizin stufte seinen Tod offiziell als Selbstmord durch Erhängen ein. Allerdings gab es im Nachhinein zahlreiche Spekulationen über die Todesursache. Demnach soll ein von Epsteins Bruder beauftragter Gerichtsmediziner, der bei der Autopsie dabei war, Frakturen im Nacken gefunden haben. Das sei sehr „ungewöhnlich bei Selbstmord durch Erhängen“ und würde eher auf eine Strangulierung hindeuten, sagte der Gerichtsmediziner damals.
„Ich war schockiert“
Maxwell, Epsteins Komplizin, verbüßt derzeit eine 20-jährige Haftstrafe in einem Gefängnis in Florida. Sie hatte Mädchen für Epstein angeworben und ihm dabei geholfen, sie sexuell zu missbrauchen. Gegenüber „Talk TV“ sagte sie nun: „Ich glaube, dass er ermordet wurde. Ich war schockiert. Dann habe ich mich gefragt, wie es passiert ist, denn soweit es mich betrifft … Ich war mir sicher, dass er in Berufung gehen wird.“
Viele Kritiker haben auf Epsteins Verbindungen zu einflussreichen Personen hingewiesen, von denen einige ebenfalls in Sexhandel und Missbrauch von Minderjährigen verwickelt sein könnten. Solche Personen hätten ein Interesse daran gehabt, ihn zum Schweigen zu bringen. Maxwell hatte früher bereits zu Protokoll gegeben, dass einem ihrer Mithäftlinge Geld angeboten wurde, um sie zu ermorden. Dieser hätte sie „im Schlaf erwürgen sollen“, wie es in den Gerichtsunterlagen heißt.
„Der Vorfall spiegelt die brutale Realität wider, dass es zahlreiche Gefängnisinsassen gibt, die nicht zögern würden, Frau Maxwell zu töten – sei es für Geld, Ruhm oder einfaches Ansehen auf der Straße“, schrieben die Anwälte in der Klageschrift, die sie vor der Verurteilung ihrer Mandantin eingereicht hatten.
Das Gericht verurteilte die Sexualstraftäterin am 28. Juni 2022 zu 20 Jahren Gefängnis. Sie verbüßt ihre Zeit im FCI Tallahassee, einem Gefängnis mit niedriger Sicherheitsstufe in Florida. Während sich Maxwell über „Ratten“ und „ranziges Essen“ im Gefängnis in Brooklyn beschwerte, soll sie nun Zugang zu einer „großen Auswahl an Hobbyhandwerk und Musik für Insassen sowie Zirkeltraining, Gartenarbeit, Aerobic und Fitness für über 50-Jährige“ haben, wie die britische „Daily Mail“ berichtete.
Ungelöste Frage
Epsteins Tod hat nicht nur viele Fragen, sondern auch eine Welle der Empörung ausgelöst. Viele fragten sich, weshalb ein so prominenter Häftling nicht besser bewacht wurde. Insbesondere in einem Gefängnis, in dem so berüchtigte Verbrecher wie der mexikanische Drogenbaron „El Chapo“ und der Wall-Street-Betrüger Bernie Madoff „ohne Zwischenfälle ein- und ausgingen“.
Epstein wurde etwa einen Monat vor seinem Tod wegen potenzieller Selbstmordgefahr rund um die Uhr überwacht, nachdem er am 23. Juli mit Prellungen am Hals auf dem Boden seiner Zelle gefunden worden war. Später kam er in einen Hochsicherheitstrakt, wo er alle halbe Stunde kontrolliert werden sollte, was aber so nicht passierte.
Die Staatsanwaltschaft beschuldigte Epsteins Wärter, Tova Noel und Michael Thomas, ihre Pflichten in der besagten Nacht verletzt zu haben. Statt alle halbe Stunde nach dem Insassen zu sehen, hätten sie im Internet gesurft oder geschlafen. Die Staatsanwaltschaft stellte die Verfahren im Januar 2022 gegen Noel und Thomas ein. Zur Strafe mussten sie 100 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten und in dem Fall mit dem Justizministerium zusammenarbeiten.
Gerichtsmedizinerin: „Die Ursache ist Selbstmord durch Erhängen“
Die leitende Gerichtsmedizinerin Dr. Barbara Sampson hatte Epsteins Tod nach „sorgfältiger Prüfung“ als Selbstmord durch Erhängen eingestuft. Der von Epsteins Bruder beauftragte Gerichtsmediziner Dr. Michael Baden hingegen vertrat die Ansicht, dass Epstein auch ermordet worden sein könnte. Baden arbeitete in den 1970er-Jahren als leitender Gerichtsmediziner in New York.
Laut seiner Aussage seien Epsteins Halsknochenverletzungen typisch bei Mordopfern, so was habe er noch bei keinem Selbstmordopfer gesehen. Allerdings konnte Baden Selbstmord nicht ausschließen. Anderen Medizinern zufolge seien Verletzungen des Zungenbeins bei Selbstmorden durch Erhängen zwar eher die Ausnahme, kämen aber manchmal vor, – vor allem bei älteren Menschen. Epstein war zum Zeitpunkt seines Todes 66 Jahre alt.
Nach Badens Stellungnahme erklärte Sampson, dass man aus einem einzigen Beweisstück oder einer ungewöhnlichen Verletzung keine Schlussfolgerungen ziehen sollte. „Ich stehe fest hinter unserer Feststellung der Todesursache und der Todesart von Herrn Epstein“, sagte sie im Oktober 2019. „Die Ursache ist Selbstmord durch Erhängen.“
Ex-Generalstaatsanwalt versprach, „schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten“ auf den Grund zu gehen
Der damalige Generalstaatsanwalt (Justizminister) William Barr räumte damals ein, dass es in dem Gefängnis in Manhattan „schwerwiegende Unregelmäßigkeiten“ gegeben hatte. Der Generalinspektor des Justizministeriums sollte der Sache auf den Grund gehen und Rechenschaft ablegen, versprach er. Diese Untersuchung dauert bis heute noch immer an. Einen offiziellen Bericht dazu gibt es noch nicht.
Jerry Nadler, der damalige Vorsitzende des Justizausschusses des Parlaments und Doug Collins, das damalige ranghöchste Mitglied, schrieben nach Barrs Äußerungen einen Brief an die für die Gefängnisverwaltung zuständigen Behörde. Sie stellten darin 23 Fragen zum Fall Epstein und wiesen sie auf Mängel bei den Insassenprotokollen hin. Außerdem erkundigten sie sich über getroffene Maßnahmen zur Suizidprävention.
Die Behörde gab kurz darauf einen Bericht (PDF) mit weiteren Einzelheiten zum Fall heraus. Demnach beschrieb eine Assistentin des Gefängnisses Epstein als „verstört, traurig und ein wenig verwirrt“, als er am 6. Juli 2019 in der Justizvollzugsanstalt eintraf. Er habe ihr gegenüber zwar versichert, er fühle sich gut. Allerdings soll er „benommen und zurückgezogen gewirkt haben“, schrieb sie in einer E-Mail.
Nach einer Einschätzung des Selbstmordrisikos im Fall Epstein am 23. Juli wurde der Gefangene dem Bericht zufolge auf Selbstmordwache gesetzt. Nur einen Tag später wurde die Selbstmordwache abgezogen und Epstein unter psychologische Beobachtung gestellt. Dem Bericht zufolge habe Epstein Schwierigkeiten gehabt, sich an seine Umgebung hinter Gittern zu gewöhnen. Er litt unter Schlafstörungen und machte sich Sorgen um seine Sicherheit.
Schlechte Aussichten für Epstein
Einen Tag vor seinem Tod kamen neue Beweise ans Licht, wodurch sich Epsteins Aussichten für seinen Gerichtsprozess weiter verschlechterten und die auch einige seiner Mitarbeiter betrafen. „Der Mangel an bedeutenden zwischenmenschlichen Beziehungen, der vollständige Verlust seines gesellschaftlichen Status auch unter seinen Mitarbeitern sowie die Vorstellung, möglicherweise sein Leben im Gefängnis zu verbringen, waren wahrscheinlich Faktoren, die zu Herrn Epsteins Selbstmord beitrugen“, heißt es in dem Bericht.
Neben den Versäumnissen des Wachpersonals in der Nacht von Epsteins Tod wurden dem Bericht zufolge noch andere Fehler gemacht. So kreuzte jemand, der ein Formular für die psychologische Betreuung Epsteins ausfüllte, fälschlicherweise ein Kästchen an, das besagte, dass er nicht wegen eines Sexualdelikts verurteilt worden war. Stattdessen wurde er fälschlicherweise als Schwarzer identifiziert. Zudem gab es eine Reihe von unvollständigen Einträgen beim Epstein-Protokoll bezüglich der Inanspruchnahme von Leistungen wie Duschen und Mahlzeiten.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Ghislane Maxwell on Jeffrey Epstein’s Death: ‘I Believe That He Was Murdered’“ (deutsche Bearbeitung nh)
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