Gerichtsakten: Verdeckte Polizisten drängten Demonstranten in Richtung Kapitol
Drei Zivilpolizisten des Metropolitan Police Departments (MPD) in Washington, D.C. hatten sich am 6. Januar 2021 unter die Demonstranten an der Nordwestseite des US-Kapitols gemischt. Das geht aus jetzt veröffentlichten Gerichtsdokumenten hervor. Einer von ihnen soll über eine Barrikade geklettert sein und andere Demonstranten in Richtung des US-Kapitols geschoben haben. Ein anderer soll direkt hinter Ashli Babbitt gegangen sein und laut den Gerichtsakten vorhergesagt haben, dass „jemand erschossen werden würde“.
Neue Beweismittel des angeklagten William Pope aus Topeka, Kansas, zeigen auch, dass MPD-Beamte am 6. Januar vier bewaffnete Männer in Zivil angehalten haben. Diese Männer entpuppten sich später als Bundesagenten. Auf dem Video, das den von Pope eingereichten Unterlagen beigefügt ist, sind auch uniformierte MPD-Beamte zu sehen, die sagen: „Wir wurden reingelegt, [damit wir am 6. Januar scheitern]“.
Nachdem sich Pope nach dem Einbruch in das Kapitol dem FBI selbst gestellt hatte, wurde er am 12. Februar 2021 verhaftet und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Er und sein Bruder Michael wurden wegen ihrer Teilnahme an der Aktion unter anderem wegen ziviler Unruhen, Behinderung eines offiziellen Verfahrens, Betreten eines Gebäudes mit Zugangsbeschränkung, ordnungswidrigem Verhalten und anderen Punkten angeklagt.
Enthüllungen könnten Debatte neu entfachen
Die Informationen in den Gerichtspapieren könnten die Debatte über die Rolle der verdeckten Beamte und Agenten bei den Unruhen am 6. Januar neu entfachen. Gleichzeitig geben sie einen möglichen Aufschluss darüber, warum das US-Justizministerium und die Bundesrichter die Beweise bislang unter Verschluss und vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten haben.
„Dieses Video beweist eindeutig, dass verdeckte Polizeibeamte die Menschenmenge am 6. Januar dazu drängten, die Treppen und Gerüste zum Kapitol hinaufzusteigen“, schrieb Pope in einer seiner Stellungnahmen. „Die Regierung mag behaupten, dass es solche Vorfälle nicht gab. Aber die Fakten belegen, dass sie tatsächlich stattfanden.“
„Da man der Regierung nicht trauen kann, dass sie diese Fakten offenlegen, ist es umso wichtiger, dass die Verteidigung […] die Möglichkeit bekommt, die Beweise direkt zu prüfen“, so Pope weiter.
Die drei verdeckten MPD-Beamten näherten sich am 6. Januar gegen 13:40 Uhr von Nordwesten her dem Kapitol-Gelände, heißt es in einer der Stellungnahmen. Beamter 1, der ihre Reise filmte, stimmte in die Rufe der Menge ein: „Legt den Sumpf trocken!“
„Diese Typen werden erschossen“
Als eine Gruppe von Männern an ihnen vorbei in Richtung Kapitol rannte, sagte Beamter 2, der eine Trump-Mütze trug: „Diese Typen werden erschossen“, heißt es in dem Antrag.
Am Fuße der Treppe eines Gerüstes schloss sich Beamter 1 der Menge an und skandierte: „Wessen Haus [ist das]? Unser Haus!“
In seiner Stellungnahme schreibt Pope, wie der Beamte 1 über eine Barrikade kletterte: „Der Polizeibeamte 1 begann die Leute vor ihm anzuschreien: ‚Los, los, los!‘ Als sie auf Fahrradständer kletterten, schrie der Beamte 1 die Menge an: ‚Helft ihm hoch, helft ihm hoch!‘, gefolgt von ‚Schiebt ihn hoch, schiebt ihn hoch!'“
„Da er selbst auch Hilfe brauchte, um aufzustehen, bat der Beamte 1 einen Mann in der Nähe ihn hochzuschieben“, heißt es in der Stellungnahme weiter. „Der Mann hebt den Beamten 1 hoch und der Beamten 1 erwidert ‚Danke, Bruder‘.
In dem Antrag heißt es, der Beamte 1 habe Demonstranten vor sich hergeschoben, um zum Kapitol vorzudringen, und dabei gerufen: „Los, los, los, gehen wir!“ Die Menschen um ihn herum kletterten über die Barrikaden und Gerüste, die für die Amtseinführung des Präsidenten errichtet worden waren.
Direkt hinter Ashli Babbitt
Zu einem Zeitpunkt befanden sich die Beamten 2 und 3 fast direkt hinter der Trump-Unterstützerin Ashli Babbitt auf der Außentreppe. Das war rund eine Stunde, bevor Babbitt am Eingang zur Speaker’s Lobby niedergeschossen wurde, so Pope in einem Twitter-Post am 18. Februar.
„Warum hat die Regierung die Öffentlichkeit nicht darüber informiert, dass verdeckte MPD-Beamte am 6. Januar ‚Unser Haus!‘ riefen und die Demonstranten wiederholt aufforderten, die Stufen im Nordwesten des Kapitols hinaufzugehen?“, schrieb Pope auf Twitter unter dem Pseudonym @FreeStateWill. „Beamter 2 sagte, dass jemand erschossen werden würde und ging direkt hinter Ashli Babbitt hoch.“
Das Gericht hält das von verdeckten Ermittlern aufgenommene Video unter Verschluss.
Zugang zu Beweismitteln
Pope argumentierte in seiner Stellungnahmen, dass das Justizministerium versucht, ihn daran zu hindern, auf die vollständigen Datenbanken mit Beweisen vom 6. Januar zuzugreifen. Er muss sich aktuell gegen sieben Anklagen verteidigen, die von Bundesstaatsanwälten im Februar 2021 erhoben wurden. Er forderte den US-Bezirksrichter Rudolph Contreras auf, das Ministerium zu zwingen, ihm vollen Zugang zu den Beweismitteln zu gewähren.
In einem Antrag, der am 17. Februar bei Gericht eingereicht wurde, fügte Pope Auszüge von Bodycam-Videos mit Beweisen bei, die zuvor nicht öffentlich zugänglich waren.
Die Bodycam-Aufnahmen von drei MPD-Fahrradpolizisten – Tyquan Brown, Daniel Styles und Christopher Vanacore – zeigen, wie sie um 12:19 Uhr eine Gruppe von vier Männern und einer Frau anhalten, die während der Rede des damaligen US-Präsidenten Donald Trump an der Ellipse in Richtung Osten gehen. „Ist jemand bewaffnet?“, fragt Brown. „Wir sind alle bewaffnet“, sagen die Männer und fügen hinzu, dass sie Vollzugsbeamte seien. Die Frau war nicht bewaffnet.
Die vier Männer zeigen den MPD-Beamten ihre Polizeiausweise und dürfen dann weitergehen. Die Ausweise sehen alle sehr ähnlich aus, aber das Video hat keine ausreichende Auflösung, um zu erkennen, von welcher Behörde sie stammen. Brown schimpft mit einem der Männer und sagt: „Sie müssen sie ein bisschen besser verstecken“ – und zeigt auf seine verdeckte Pistole.
„Sie haben uns reingelegt“
Die Bodycam des MPD-Beamten Lawrence Lazewski zeigt, wie er und ein anderer MPD-Beamter die Überzeugung äußern, dass die Polizei am 6. Januar „reingelegt“ worden sei.
Nach fast 90 Minuten auf dem Polizeigelände an der Westfront des Kapitols zog sich Lazewski um 14:33 Uhr auf die obere Westterrasse zurück. Er näherte sich einer Gruppe von anderen Beamten, von denen einer in eine angeregte Diskussion verwickelt war.
„Sie haben uns eine Falle gestellt“, sagte der Beamte. „Das ist es, was sie getan haben. Sie haben uns reingelegt.“
„Sie haben [die Einheit] 64 reingelegt, absolut, und dann bitten sie euch alle, zwei Stunden später zu kommen. Sie haben uns reingelegt.“
Lazewski entgegnete: „Sie brauchten jeden sofort“, woraufhin der andere Beamte sagte: „Nee, sofort, sie haben uns [Schimpfwort] reingelegt. Wir haben keine [Schimpfwort].“
Wenige Augenblicke später sagte ein nicht identifizierter Beamter: „Nimm dieses verdammte [Schimpfwort]“ und winkte angewidert mit der Hand in Richtung Kapitol.
Gegen 14:40 Uhr – eine halbe Stunde nach dem ersten Vordringen von Demonstranten in das Kapitol – näherte sich Lazewski außerhalb des Gebäudes einem anderen MPD-Beamten. Auf dem Weg dorthin hörte er, wie eine Gruppe von Beamten über den Einsatz von CS-Reizgas entlang der Barrikaden an der Westseite diskutierte. Viele Beamte waren nicht mit Gasmasken ausgerüstet.
„Ich wusste nicht, dass wir deshalb kommen, sonst hätte ich dafür gesorgt, dass wir alle unsere Masken haben“, sagte der Beamte zu Lazewski.
„Mir war nicht klar, wie schlimm … sie haben uns reingelegt“, sagte Lazewski.
„Das haben sie“, erwiderte der andere Beamte.
„Wir hatten keine Chance, das zu gewinnen“, sagte Lazewski. „Jetzt haben wir mindestens vier Truppen, die einfach nur erschöpft sind.“
Die Demonstration geht weiter
Das Video der Bodycam des MPD-Offiziers Terry Thorne zeigt, wie er die Demonstranten auf dem Weg von Trumps Rede um 12:30 Uhr die Constitution Avenue hinunter zum Kapitol anfleht, „die Demonstration fortzusetzen“.
„Lasst uns weitermachen“, sagt Thorne und winkt die Demonstranten von einer Seitenstraße weg. „Lasst uns die Demo fortsetzen. Lasst uns weitermachen. Leute, lasst uns den Marsch fortsetzen.“
Die Bodycam des MPD-Beamten Anthony Alioto hat die Polizeiaktionen an der Westseite des Kapitols aufgenommen. Sie zeichnete auf, wie der Beamten Daniel Thau viermal einen Taser gegen Demonstranten einsetzte. Auch feuerte er unzählige Munition in die Menge sowie eine 40-mm-Granate auf Demonstranten.
In Aliotos Video ist zu sehen, wie Thau Pfefferspray einsetzt, das teilweise in die Gesichter der Beamten zurückgeweht wird. „Hey Danny“, sagt Alioto. „Achte auf die Windrichtung!“
Chaos im Kapitol
Officer Luke Fosketts Bodycam zeigt einen Auszug aus dem Chaos im Kapitol. Er wendet sich an einen Vorgesetzten der Kapitolpolizei und fragt: „Wo können wir anfangen?“
„Ich weiß es nicht“, antwortet der Mann. „Sie wollen darüber reden, dass wir im Grunde keine Ahnung haben. Wir haben keine Anweisung. Niemand kommt an das [Schimpfwort] Funkgerät.
„Ich habe die Kommandozentrale angerufen und sie wissen lassen, dass ihr hier bei uns seid. Wenigstens seid ihr ausgewiesen.“
Die Polizisten in diesem Bereich des Kapitols suchten nach einem Mann, der möglicherweise bewaffnet war. Jemand fragte den Leiter der Kapitolpolizei, wie sie verdeckte Ermittler erkennen könnten.
„Sie tragen ein Armband. Ihre Pistolen haben einen Bonbonstreifen auf dem Lauf“, sagte er. „Ich kenne die Farbe des Armbands nicht, aber sie werden irgendwo ein Armband haben.“
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Undercover DC Police Officer Pushed Protesters Toward Capitol, Climbed Over Barricade: Court Filing (deutsche Bearbeitung nh)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion