Genug Energie für 150 Jahre: US-Energiebehörde fördert Recycling nuklearer Brennelemente
Bürokratische und ideologische Hürden haben den Sektor der US-Kernenergie in den letzten 50 Jahren ausgebremst. Inzwischen sind der Bau von Kernkraftwerken und Wiederaufbereitungsanlagen sowie der Abbau von Uran in den USA praktisch zum Stillstand gekommen. Die Gründe dafür lagen in den Ängsten der Öffentlichkeit nach den Reaktorschmelzen in Tschernobyl (1986), Three Mile Island (1979) und Fukushima (2011). Auch die Besorgnis über die Toxizität abgebrannter Brennelemente und deren mögliche Wiederverwendung in Atomwaffen spielten eine Rolle.
„Erst in den letzten drei oder vier Jahren haben wir diesen einzigartigen Moment, in dem es eine starke parteiübergreifende Unterstützung für die [US-]Kernenergie gibt“, sagte Ed McGinnis gegenüber The Epoch Times. Er ist CEO von Curio, einem Unternehmen, das plant, Brennstoff in den USA innovativ zu recyceln. Diese parteiübergreifende Unterstützung sei notwendig, um insbesondere den Nuclear Waste Policy Act (das Atommüllgesetz) zu ändern. Erst danach sei es möglich, „diese wertvolle nationale Ressource neu zu betrachten und einen nachhaltigen Recycling-Ansatz zu verfolgen“, so Mcginnis.
Bis Ende nächsten Jahres wolle er den Nachweis eines Konzepts für den vorhandenen Atommüll erbringen. Wenn die rechtlichen und regulatorischen Hürden beseitigt sind, könne innerhalb des nächsten Jahrzehnts mit dem kommerziellen Recycling von Atommüll in großem Maßstab in den USA begonnen werden.
Abfallproblem der Brennelemente lösen
Kernbrennstoff treibt Reaktoren fünf Jahre lang an, bevor er verbraucht ist. Während dieses Zeitraums werden nur etwa vier Prozent des Materials für den Spaltprozess verwendet.
Der Rest kühlt vor Ort für mehrere Jahre in Abklingbecken vor Ort ab. Anschließend kommt er auf unbestimmte Zeit in Trockenbehälter. Auch diese befinden sich meist auf dem Gelände der Kraftwerke. Inzwischen haben sich rund 85.000 Tonnen Atommüll in den USA angesammelt.
„Wenn wir das Abfallproblem nicht lösen, werden die Energieversorger nicht an die Tür klopfen und einen Haufen Reaktoren bestellen“, sagte McGinnis. „Wenn sie einen Reaktor kaufen“, müssten sie automatisch auf ihrem Gelände Atommüll lagern.
Der Auftragsbestand stagniere aufgrund des Mangels an Dienstleistungen und Technologien, die die Versorgungsunternehmen benötigten. „Sie brauchen den Reaktor, sie brauchen den Brennstoff und sie brauchen auch das Abfallmanagement“ der Brennelemente, sagte McGinnis.
Neue Recycling-Methoden
McGinnis arbeitete von 1991 bis 2021 beim US-Energieministerium (DOE, Department of Energy). Danach wechselte er in eine Spitzenposition des Start-up-Unternehmens Curio. Das Unternehmen entwickelte seine eigene „ökologisch nachhaltige“ Recyclingtechnologie namens NuCycle. Diese berücksichtigt auch Fragen der Nichtverbreitung von Atomwaffen.
Im Oktober 2022 kündigte das US-Energieministerium im Rahmen seines Programms zur Umwandlung verbrauchter Kernbrennstoffe in Energie Zuschüsse in Höhe von 34 Millionen Euro an. Curio erhielt in diesem Rahmen 4,5 Millionen Euro für die Entwicklung eines Recyclingprogramms im kommerziellen Maßstab auf der Basis von NuCycle.
„NuCycle verändert das derzeitige Paradigma über ‚nuklearen Abfall‘, indem es diesen als einen Vermögenswert betrachtet und die kommerziellen Voraussetzungen für das UNF-Recycling in den USA schafft“, heißt es in einer Pressemitteilung des DOE. UNF steht für „Used Nuclear Fuel“ (gebrauchter Kernbrennstoff).
Recyclingunternehmen sagen, dass das, was sie als „leicht verbrauchten Kernbrennstoff“ bezeichnen, von großem Wert sei. Die fünfjährige Spaltung erzeuge eine Reihe sehr wertvoller und gefragter Isotope.
McGinnis nennt hier „Isotope zur Krebsbekämpfung, für andere medizinische Zwecke, Isotope für die Industrie, Isotope für die nationale Sicherheit, für Weltraumbasen und sogar einige nicht-radioaktive Isotope, die einen enormen Wert haben.“ Außerdem könnten die abgebrannten Brennelemente den Energiebedarf Amerikas für die nächsten 150 Jahre decken, wenn sie recycelt würden.
Durch das Recycling ließen sich 96 Prozent des verbrauchten Kernbrennstoffs wieder in neuen Kernbrennstoff umwandeln oder für andere Zwecke nutzen. Die verbleibenden vier Prozent werden in Glas versiegelt und in Metallbehältern für etwa 300 Jahre gelagert, bis sie auf die ursprüngliche geringe Radioaktivität des abgebauten Urans zurückgehen.
Im Vergleich dazu liegen die derzeitigen Lagerungszeiten für nicht recyceltes UNF zwischen 10.000 und 100.000 Jahren.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „US Plans to Start Recycling Nuclear Waste“. (deutsche Bearbeitung jw)
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