„Gelbwesten“ gehen in Frankreich wieder auf die Straße – Vereinzelte Ausschreitungen und 200 Festnahmen
Nach langer Pause ist die Protestbewegung der „Gelbwesten“ in Frankreich wieder auf die Straße gegangen. In Paris nahmen rund tausend Menschen und damit deutlich weniger als erwartet an zwei Protestzügen durch die Stadt teil. Vereinzelt kam es dabei zu Zusammenstößen mit der Polizei. Diese meldete bis zum Nachmittag knapp 200 vorläufige Festnahmen.
In der ganzen Stadt, insbesondere aber auf den Champs-Elysées und den angrenzenden Straßen, war ab dem Morgen ein großes Polizeiaufgebot im Einsatz. Die Polizeipräfektur hatte Versammlungen auf dem bekannten Boulevard sowie rund um Regierungs- und Parlamentsgebäude untersagt. Sie rechnete mit bis zu 5000 Demonstranten, darunter bis zu tausend, die als gewaltbereit galten.
Bei einer Kundgebung im Nordwesten der Hauptstadt wurden am Nachmittag vereinzelt Auseinandersetzungen gemeldet. Einige Demonstranten steckten nach Angaben eines AFP-Fotografen Mülleimer sowie ein Fahrzeug in Brand und warfen unter anderem Bänke um. Polizisten gingen ihrerseits mit Tränengas gegen Demonstranten vor, die sich nicht an die genehmigte Protest-Route hielten.
Polizisten als „Nazi-Bande“ bezeichnet
Die Polizei nahm bis zum Nachmittag nach eigenen Angaben 193 Menschen vorläufig fest; die meisten von ihnen, weil sie Messer und andere verdächtige Gegenstände wie Schraubenzieher, Eispickel oder Drahtzangen bei sich trugen. 54 Menschen wurden laut Staatsanwaltschaft in Gewahrsam genommen. Eine der Führungsfiguren der Bewegung, Jérôme Rodrigues, hatte zuvor zu „vollständigem zivilen Ungehorsam“ aufgerufen.
Bei der Kundgebung im Nordwesten von Paris wurde der Kabarettist Jean-Marie Bigard ausgebuht und als „Kollaborateur“ beschimpft, nachdem er sich vergangene Woche von Rodrigues distanziert hatte. Dieser hatte zuvor Polizisten als „Nazi-Bande“ bezeichnet.
Auch in anderen Großstädten Frankreichs waren Kundgebungen angekündigt. In Toulouse wurden die Proteste von den Behörden mit Verweis auf die hohen Corona-Infektionszahlen untersagt.
Regierung schränkt Gebrauch gefährlicher Munition durch Polizei ein
Die „Gelbwesten“-Bewegung war vor fast zwei Jahren entstanden. Bei Massenprotesten gegen die Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron kam es immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei. Einige Demonstranten erlitten durch Gummimunition und Blendgranaten massive Verletzungen.
Im Vorfeld der neuerlichen Proteste schränkte die Regierung nun den Gebrauch gefährlicher Munition durch die Polizei ein: Innenminister Gérald Darmanin kündigte am Freitag strengere Regeln für den umstrittenen Einsatz von Gummimunition bei Demonstrationen an. Zudem sollten ab dem Wochenende im Notfall nur Blendgranaten mit geringerem Verletzungsrisiko eingesetzt werden. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion