Geheimakten: Russland soll sich mit taktischen Atomwaffen gegen China-Invasion vorbereitet haben

Durchgesickerte Militärpapiere zeigen, dass Russland auf eine militärische Invasion durch China vorbereitet ist und sogar mit einem Atomschlag reagieren würde. Moskau hingegen bezweifelt die Echtheit der Dokumente.
Titelbild
Russische Kriegsschiffe im Marinestützpunkt Kronshtadt, Russland, am 25. Juli 2022. Symbolbild.Foto: OLGA MALTSEVA/AFP via Getty Images
Von 1. März 2024

Wladimir Putins Streitkräfte haben den Einsatz taktischer Atomwaffen in einem frühen Stadium eines Konflikts mit China geprobt. Das geht aus durchgesickerten russischen Militärakten hervor, die Trainingsszenarien für eine Invasion durch Peking enthalten.

Die geheimen Papiere, die der „Financial Times“ von westlichen Quellen zugespielt wurden, wurden zwischen 2008 und 2014 erstellt. Experten zufolge sind sie jedoch auch heute noch für das russische Militär relevant.

Aus Sicht von William Alberque, Direktor für Strategie, Technologie und Rüstungskontrolle am US-amerikanischen Internationalen Institut für Strategische Studien, halte Russland auch heute noch an ihrer Strategie zum Einsatz von Atomwaffen in den Dokumenten fest.

Seit dem Kriegsspielen habe sich Moskau zwar Peking weiter angenähert und Truppen aus dem Osten in die Ukraine verlegt, allerdings baue es seine östlichen Verteidigungsanlagen weiter aus. Russland sei wahrscheinlich besorgt, dass China versuchen könnte, die Ablenkung Moskaus auszunutzen, „um die Russen aus Zentralasien zu drängen“.

„Russland verstärkt und übt weiterhin seine nuklearfähigen Raketen im Fernen Osten nahe der Grenze zu China“, sagte der Direktor gegenüber der Zeitung. „Viele dieser Systeme haben nur die Reichweite, China zu treffen.“

Ziel des frühzeitigen Einsatzes einer taktischen Atomwaffe bei einer Invasion sei, zu verhindern, dass Russland in einen ausufernden Krieg verwickelt würde und sich die USA einschalten könnten. „Sie sprechen davon, ihre Gegner ‚auszunüchtern‘. […] Im Kampf eine niedrigere ‚Dosis‘ Atomwaffen ein[zu]setzen, um eine Eskalation zu verhindern“, so Alberque weiter.

Kriterien für Nuklearschlag

Die insgesamt 29 geheimen Militärakten enthalten neben Kriegsszenarien auch Schulungsmaterial für Militäroffiziere, in denen Kriterien für einen potenziellen Nuklearschlag aufgeführt sind. Diese Schwelle sei laut Alexander Gabuev, Direktor des Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin, „ziemlich niedrig, wenn das gewünschte Ergebnis nicht mit konventionellen Mitteln erreicht werden kann“.

Solche Kriterien sind unter anderem die Landung eines Feindes auf russischem Gebiet, die Niederlage von Einheiten, die für die Sicherung von Grenzgebieten zuständig sind, oder ein drohender feindlicher Angriff mit konventionellen Waffen.

Weitere Kriterien sind die Zerstörung von 20 Prozent der russischen ballistischen Raketen-U-Boote, 30 Prozent seiner atomgetriebenen Angriffs-U-Boote, drei oder mehr Militärkreuzer, drei Flugplätze oder ein gleichzeitiger Treffer auf Haupt- und Reserve-Kommandozentralen an der Küste.

Auf Nachfrage der Zeitung sagte ein Kremlsprecher am Mittwoch: „Die Hauptsache ist, dass die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen absolut transparent ist und in der Doktrin festgeschrieben ist. Was die erwähnten Dokumente angeht, bezweifeln wir stark deren Echtheit.“



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