Gegenoffensive der Ukraine chancenlos – USA hofften auf „ukrainischen Mut und Einfallsreichtum“
Die USA sind seit Beginn des Krieges im Februar 2022 der Hauptlieferant von Kriegsmaterial für die Ukraine. Bis heute haben sie Militärhilfe in Höhe von mehr als 43 Milliarden US-Dollar geliefert oder zugesagt. Nachdem bekannt wurde, dass die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte nur langsam vorankommt, hat das Pentagon ein neues Militärhilfspaket im Wert von 400 Millionen Dollar (rund 362 Millionen Euro) angekündigt.
Für die Biden-Regierung sei seit Beginn der Gegenoffensive klar gewesen, dass die Ukraine nicht gewinnen könne. Das geht aus einem Bericht des „Wall Street Journal“ hervor. Der Zeitung zufolge hätten sie gehofft, „dass der ukrainische Mut und Einfallsreichtum den Sieg davontragen würden“.
Demnach wussten die westlichen Militärs, dass die Ukraine „weder über die nötige Ausbildung noch über die Waffen – von Granaten bis hin zu Kampfflugzeugen – verfügte, um die russischen Streitkräfte zu vertreiben“. Dies hindere sie jedoch nicht daran, die Offensive fortzusetzen.
Großer Durchbruch der ukrainischen Truppen immer unwahrscheinlicher
Seit Juni ist der Ukraine kein entscheidender Durchbruch gelungen, obwohl sie mehrere Dörfer eingenommen hat. Tödliche Minenfelder, ausgedehnte Befestigungen und die russische Luftwaffe haben einen nennenswerten Vormarsch der ukrainischen Truppen weitgehend verhindert. Der Feldzug droht in eine Pattsituation abzugleiten, die Menschenleben und Ausrüstung kostet, ohne dass sich die Lage ändert.
Die Meinung, dass die Ukraine keine Aussicht auf einen Sieg habe, vertritt auch der ehemalige UN-Waffeninspektor Scott Ritter. Dieser hatte kürzlich mitgeteilt, dass die vorhandene Munition der Ukraine bei weitem nicht ausreiche – und das, obwohl die USA bereits alles an die Ukrainer geliefert hätten.
Laut Ritter verbraucht die Ukraine in weniger als einem Monat den US-amerikanischen Vorrat an Artilleriegeschossen eines ganzen Jahres. Russland sei der Ukraine weit überlegen, was Kriegsmaterial und Soldaten betreffe. Er rechnet sogar damit, dass die ukrainische Armee zusammenbrechen wird.
Auch das „Wall Street Journal“ prognostiziert, dass ein groß angelegter Durchbruch der ukrainischen Truppen in diesem Jahr immer unwahrscheinlicher wird. Für Washington und seine Verbündeten könnte dies bedeuten, dass sich der Krieg noch sehr lange hinzieht. Um Kiew eine Chance auf den Sieg zu geben, sei eine „umfangreiche neue Infusion hoch entwickelter Waffen und mehr Training“ erforderlich.
Militärhistoriker: „Waffen aus dem Westen für ganz andere Szenarien gebaut“
Mit einem lang andauernden Krieg rechnet auch der Militärhistoriker Sönke Neitzel. In einem ZDF-Interview sagt er, dass die Ukrainer zwar alles versuchen würden, was möglich sei, auch würden sie „verschiedene Taktiken“ anwenden. „Sie haben es mit gepanzerten Kräften versucht, mit Infanterie an der ganzen Frontbreite“, so Neitzel.
Allerdings hätten die vom Westen gelieferten Waffen bisher nicht erheblich zu einer Kräfteverschiebung zugunsten der Ukraine beigetragen. Das liege daran, dass diese „zum Teil für ganz andere Szenarien gebaut worden“ seien. Teilweise müssten sie auch nachgerüstet werden.
Für Neitzel ist „eigentlich nicht klar, wie die Ukraine einen wirklich zählbaren, politisch verwertbaren Erfolg erzielen will“. Neben Kriegsmaterial benötigt sie seiner Meinung nach vor allem auch mehr Soldaten.
„Zermürbende Pattstellung“
Wenn die USA der Ansicht sind, dass die Ukraine nicht gewinnen könne, stellt sich die Frage, warum sie ein weiteres Militärhilfspaket angekündigt haben. Samuel Charap, Politikwissenschaftler bei der gemeinnützigen und überparteilichen RAND Corporation, empfiehlt den USA und ihren Verbündeten, den Krieg eher früher als später auf dem Verhandlungswege zu beenden.
In der Juni-Ausgabe von „Foreign Affairs“ warnte er ebenfalls, dass der Krieg in der Ukraine nicht zu gewinnen sei. Stattdessen betonte er, dass die Kämpfe in einer zermürbenden Pattstellung festgefahren seien. Seiner Meinung nach hat „keine der beiden Seiten die Fähigkeit – selbst mithilfe von außen – einen entscheidenden militärischen Sieg über die andere zu erringen“.
Oberst Reisner: „Abnutzungskriege werden geführt, bis Ressourcen ausgehen“
Markus Reisner, Oberst der Garde des österreichischen Bundesheeres, hat den Ukraine-Krieg bereits im März dieses Jahres als „Abnutzungskrieg“ bezeichnet. In einem Bericht von „heute.at“ wurde Reisner folgendermaßen zitiert: „Das Problem ist, dass Abnutzungskriege leider die Herausforderung haben, dass sie geführt werden, bis einer Seite die Ressourcen ausgehen oder die Bevölkerung nicht mehr bereit ist, das Leid des Krieges mitzutragen.“
Wie der Bundesheer-Offizier damals äußerte, sei die Ukraine in ihrer gesamten Verteidigungsstrategie von den Waffenlieferungen des Westens abhängig. Doch „[w]as der Westen der Ukraine liefert, ist zu viel, um zu sterben, und zu wenig, um zu leben.“
Reisner kritisierte das Vorgehen. Seiner Meinung nach liege das an Problem an der „Furcht“. Die westlichen Entscheidungsträger hätten Angst vor einer möglichen irrationalen Handlung des russischen Präsidenten, wenn seine Armee in die Enge getrieben würde, so der Garde-Oberst. Dabei wies er auf den möglichen Einsatz von Atomwaffen hin.
Trotz vieler Prognosen unterschiedlicher Experten ist nicht abzusehen, wie sich die Lage weiter entwickelt. Knapp 17 Monate dauert der Krieg mittlerweile an.
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