Gaspipeline beschädigt: Finnland wirft China absichtliche Sabotage vor

Das Containerschiff „Newnew Polar Bear” soll Anfang Oktober die durch das Meer verlaufende Gaspipeline „Balticconnector“ durch einen Anker beschädigt haben. Finnlands Regierung geht von einem geplanten Sabotageakt aus.
Titelbild
Ein Foto des finnischen Grenzschutzes zeigt den mutmaßlich zum chinesischen Containerschiff „Newnew Polar Bear“ gehörigen Anker. Damit soll Sabotage an der Pipeline „Balticconnector“ geübt worden sein. Aufnahme vom 24. Oktober 2023 in Vantaa, Finnland.Foto: HEIKKI SAUKKOMAA/Lehtikuva/AFP via Getty Images
Von 2. Dezember 2023

Für Unruhe sorgte in Finnland und Estland Anfang Oktober die Beschädigung einer durch die Ostsee verlaufenden Gaspipeline. Die „Balticconnector“, die beide Länder verbindet, ist seit 2020 in Betrieb. Am 8. Oktober war ein plötzlicher Druckabfall zu verzeichnen. Auch ein Unterwasser-Telekommunikationskabel hatte Schaden genommen. Zu Beginn wurde Russland verdächtigt, in Reaktion auf die Sabotage der „Nord Stream“-Pipeline die Einrichtung beschädigt zu haben. Doch schon bald erregte ein Containerschiff aus China die Aufmerksamkeit der Vermittler.

Adlercreutz: „Alles deutet auf Sabotage hin“

Die Ermittlungen zu dem Vorfall sind noch nicht abgeschlossen. Für Finnlands Außenminister Anders Adlercreutz deutet jedoch immer mehr darauf hin, dass die Beschädigung nicht ohne Absicht erfolgte. Außerdem spreche vieles dafür, dass Chinas KP-Regime über einen Sabotageakt im Bilde gewesen sein müsste.

Gegenüber „Politico“ erklärte Adlercreutz am Donnerstag, 30. November, in Brüssel:

„Ich bin nicht der Kapitän. Aber ich gehe mal davon aus, dass man es bemerken würde, wenn man über Hunderte von Kilometern einen Anker hinter sich herzieht.“

Ähnlich äußerte sich der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur. Der Kapitän hätte unweigerlichen bemerken müssen, dass etwas nicht stimmte, als das Schiff über 180 Kilometer einen Anker hinter sich hergezogen hätte.

Alles würde darauf hindeuten, dass es Absicht gewesen sei, äußerte Adlercreutz. „Aber natürlich hat sich bisher noch keiner dazu bekannt.“

Peking müsse im Bilde gewesen sein

Während der Untersuchungen finnischer Behörden zu dem Vorfall wiesen die Spuren schon bald in die Richtung des chinesischen Containerschiffs „Newnew Polar Bear“. Dieses soll seinen Anker, der nicht weniger als 6.000 Kilogramm wiegt, über den Meeresgrund der Ostsee gezogen haben.

Dieser soll die Pipeline und das Kabel beschädigt haben. Die Einsatzkräfte fanden das Objekt nur wenige Meter von der Unglücksstelle entfernt auf. Die Behörden in Finnland und Estland haben einem Bericht der „Baltic Times“ zufolge an ihre chinesischen Kollegen eine Anfrage gerichtet. Sie forderten die Zustimmung zur Entsendung von Repräsentanten nach Peking, um eine Untersuchung durchzuführen.

Das Schiff befindet sich derzeit auf dem Weg zurück in Richtung China. Auch das macht die Angelegenheit aus Sicht von Adlercreutz suspekt. Und es spräche – neben der schnellen Rückkehr nach China – dafür, dass das KP-Regime im Bilde gewesen sein müsse:

„Wäre ich Kapitän eines Schiffes, das für etwas verantwortlich wäre, was nicht im Sinne der chinesischen Regierung ist, würde es mir Sorgen bereiten, nach China zurückzusteuern.“

Seit „Nord Stream“-Beschädigung steigt die Angst vor Sabotage kritischer Infrastruktur

Nach der noch ungeklärten Beschädigung beider Stränge der „Nord Stream“-Pipeline im September 2022 steigt die Sorge um die Sicherheit kritischer Infrastruktur unter Wasser. Adlercreutz fordert in diesem Kontext „besseren Schutz“ für diese – wie etwa durch eine bessere Überwachung verdächtiger Schiffe. Allerdings sei er sich über die Grenzen des Machbaren in diesem Bereich im Klaren.

Früh machten Spekulationen die Runde, wonach Russland in den Vorfall involviert sein könnte – als Retourkutsche für die Sabotage von Nord Stream. Der Kreml wies dies umgehend zurück. Schon bald wiesen die Spuren jedoch auf das Containerschiff aus China.

Dennoch will man im Baltikum von der Theorie einer russischen Verwicklung nicht gänzlich abrücken. Der „Barents Observer“ konstruiert eine Kette von Ereignissen und Verbindungen, die immer noch Raum lassen für Spekulationen eines russischen Racheakts.

Spekulationen über mögliche Verbindungen nach Russland

Die „Newnew Polar Bear“ segele unter der Flagge von Hongkong, sei aber mit Russland verbunden. Eine von der Allgemeinen Verwaltung des Nördlichen Seewegs ausgestellte Fahrgenehmigung sei an Torgmoll gerichtet. Dieses in Russland registrierte Unternehmen habe Büros in Moskau und Shanghai.

Kurz vor dem Auslaufen aus Archangelsk am 25. Oktober hätten die Schiffseigner eine aktualisierte Fahrgenehmigung für den Nördlichen Seeweg erhalten. Während eine frühere Genehmigung die Fahrt auf der abgelegenen und eisigen arktischen Route nur bis zum 31. Oktober erlaubt habe, gelte die neue Genehmigung bis zum 15. November.

Aus den Schiffsdaten gehe hervor, dass die „Newnew Polar Bear“ den fernöstlichen russischen Hafen Petropawlowsk am 14. September verlassen und am 3. Oktober in Kaliningrad angelegt habe. Drei Tage später traf es am nahe gelegenen Marinestützpunkt Baltiisk ein. Anschließend sei das Schiff nach St. Petersburg gefahren, wo es am 8. Oktober eingetroffen sei – dem gleichen Tag, an dem die Gaspipeline beschädigt worden sein soll. Am 13. Oktober war das Schiff wieder in Kaliningrad. Es fuhr noch am selben Tag weiter und kam am 21. Oktober in Archangelsk an.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion