G20 minus eins: Merkel verpasst wegen Flieger-Panne den Gipfel-Auftakt
Der G20-Gipfel in Buenos Aires beginnt am Freitag ohne Bundeskanzlerin Angela Merkel. Während die meisten Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer am Donnerstag nach und nach in Argentinien eintrafen, musste die Kanzlerin die Nacht wegen einer Flugzeugpanne in Bonn verbringen. Die bedeutenden Arbeitssitzungen zur Lage der Weltwirtschaft und zum konfliktreichen Thema Handel wird Merkel verpassen, auch wichtige bilaterale Gespräche stehen durch ihre Verspätung auf der Kippe.
Die Kanzlerin und ihre Delegation strandeten am Donnerstagabend auf dem Weg nach Buenos Aires: Technische Probleme an der Regierungsmaschine „Konrad Adenauer“ zwangen die Crew kurze Zeit nach dem Start in Berlin zunächst zur Umkehr und zur ungeplanten Landung auf dem Flughafen Köln-Bonn. Ebenfalls an Bord war Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD).
Nach einer Weile war klar, dass es für die deutsche G20-Delegation nicht weitergehen würde. Der „Spiegel“ berichtete, eine Stunde nach dem Start sei bei dem A340 der Luftwaffe das komplette Kommunikationssystem mit dem Boden ausgefallen. Nur mit einem Satellitentelefon an Bord sei es der Crew gelungen, Kontakt zur Flugleitstelle aufzunehmen und die Landung auf dem Flughafen in Köln-Bonn zu planen.
Nach einer Nacht in Bonn sollen Merkel und Scholz am Freitag mit einem Linienflug von Madrid nach Buenos Aires fliegen, wie es aus Regierungskreisen hieß. Dabei werde Merkel nur noch von einer „sehr kleinen Delegation“ begleitet. Den Großteil des Programms am Freitag dürfte sie verpassen. Geplant ist nun, dass Merkel am frühen Abend landet und auf jeden Fall am Abendessen teilnimmt.
Auch einige bilaterale Gespräche wie ein Treffen mit Argentiniens Präsident Mauricio Macri oder US-Präsident Donald Trump waren am Freitag geplant. Ob die bilateralen Begegnungen ausfallen oder im Verlauf des noch bis Samstag dauernden Gipfels nachgeholt werden können, war zunächst unklar.
Der US-Präsident traf am Donnerstagabend (Ortszeit) zusammen mit seiner Frau Melania am Ezeiza-Flughafen in Buenos Aires ein. Dort wurden beide von Argentiniens Außenminister Jorge Faurie und Vize-Regierungschef Emilio Monzo begrüßt. „Wir werden sehr produktiv sein“, schrieb Trump nach seine Ankunft im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Wichtigster Vertreter der Bundesregierung in Buenos Aires bis zum Eintreffen Merkels ist ihr wirtschafts- und finanzpolitischer Berater Lars-Hendrik Röller. Merkels „Sherpa“ verhandelt seit Jahren vor und während internationaler Gipfel mit seinen Kollegen aus den anderen Ländern die Gipfelerklärungen. Dafür war Röller schon vorab nach Buenos Aires gereist.
Gerade beim Thema Handel ist unklar, ob die G20 sich auf eine gemeinsame Erklärung verständigen können. Hintergrund ist vor allem der heftige Handelskonflikt zwischen den USA und China. Seit Monaten überziehen sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt mit Strafzöllen und Drohungen.
Mit Spannung wird daher ein Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping erwartet, das am Rande des Gipfels stattfinden soll.
Ein Gespräch mit Russlands Staatschef Wladimir Putin sagte Trump nach einigem Hin und Her hingegen kurz vor Gipfelbeginn per Twitter ab. Die Entscheidung begründete der US-Präsident mit der Rolle Russlands bei der letzten Eskalation im Ukraine-Konflikt.
Der Kreml reagierte betont gelassen: Dann habe der Präsident eben ein „paar zusätzliche Stunden in seinem Programm für nützliche Gespräche“, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Eins davon soll ein Treffen mit Merkel sein. (afp)
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