G20-Gipfel in Neu-Delhi: Tiefe Risse wegen Ukraine-Konflikt

Bisher ist die Europäische Union mit ihren 27 Mitgliedstaaten die einzige Regionalorganisation in der G20-Gruppe. Das könnte sich bald ändern.
Charles Michel freut sich darauf, die AU als permanentes Mitglied der G20  willkommen zu heißen.
Charles Michel freut sich darauf, die AU als permanentes Mitglied der G20 willkommen zu heißen.Foto: Altaf Qadri/AP/dpa
Epoch Times8. September 2023

Bereits einen Tag vor Beginn des G20-Gipfels in Indien ist die Spaltung der Teilnehmer im Hinblick auf den Ukraine-Krieg deutlich zutage getreten. Der Konflikt werde „von den Amerikanern provoziert und angeheizt“, erklärte das russische Außenministerium am Freitag kurz vor der Landung von Außenminister Sergej Lawrow in Neu-Delhi. Der britische Premier Rishi Sunak kritisierte seinerseits das Fernbleiben des russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf.

Lawrow führt beim G20-Gipfel stellvertretend für Putin die russische Delegation an, weil der Präsident wegen eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshof dem Treffen fernbleibt. „Wir arbeiten eng mit allen Ländern der G20 zusammen, um gegen die Versuche zu kämpfen, die humanitären und wirtschaftlichen Probleme in der Welt ausschließlich durch den ‚Ukraine-Konflikt‘ zu erklären (…)“, erklärte das Außenministerium in Moskau.

Der Krieg in der Ukraine ist eines der zentralen Themen bei dem zweitägigen Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer am Samstag und Sonntag in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. Eine gemeinsame Haltung zu dem Krieg ist jedoch äußerst schwierig. Einige Länder, darunter Indien, haben die Invasion in der Ukraine bisher nicht klar verurteilt.

Neuer Handelskrieg zwischen China und den USA befürchtet

Neben Putin wird auch ein weiterer entscheidender Akteur dem Treffen in Indien fernbleiben. Chinas Staatschef Xi Jinping lässt sich von seinem Regierungschef Li Qiang vertreten. Einen Grund dafür nannte Peking nicht, doch in einer Zeit verschärfter handels- und geopolitischer Spannungen mit den USA und Indien könnte seine Abwesenheit auf einen möglichen Strategiewechsel hindeuten.

US-Präsident Joe Biden traf am Freitag in Neu-Delhi ein. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wollte am Freitagabend nach Indien reisen.

Derzeit mehren sich Hinweise, China wolle die Nutzung des vom US-Konzern Apple entwickelten iPhones in Behörden und staatlichen Unternehmen verbieten, was Sorgen hervorruft, dass es zu einem neuen Handelskrieg zwischen Washington und Peking kommen könnte. Der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, wollte die Berichte am Freitag nicht kommentieren. Fragen zu Chinas Motivation und zur Tragweite der Entscheidung müsse Peking beantworten, erklärte er.

Afrikanische Union: Streben nach G20-Mitgliedschaft

Den G20 gehören die 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie die Europäische Union an. Die Gruppe repräsentiert zwei Drittel der Weltbevölkerung sowie etwa 85 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts.

Die Gruppe könnte jedoch wachsen: Die Afrikanische Union hofft, bei dem Gipfel in Indien als neues permanentes Mitglied in die Staatengemeinschaft aufgenommen zu werden. Bislang ist Südafrika unter den G20 der einzige Vertreter des afrikanischen Kontinents.

Offen war nach Angaben von Diplomaten bis zuletzt noch, wann die Afrikanische Union offiziell Mitglied werden soll. Mögliche wäre eine erste reguläre Gipfelteilnahme bereits beim nächsten Gipfel in Brasilien oder beim Gipfel 2025 in Südafrika. (afp/dl)



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