Für Umtausch von Dollar in Lira: Türkische Geschäftsleute bieten kostenloses Brot, Hochzeitsfeiern, Grabsteine

Hintergrund von Erdogans Aufruf, die vorhandenen US-Dollar in türkische Lira zu wechseln, ist der Absturz der Lira gegenüber Dollar und Euro in den letzten Monaten: Wurden zu Beginn des Jahres lediglich 2,9 Lira für einen Dollar fällig, waren es Anfang Dezember bereits mehr als 3,5 Lira.
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Präsident Erdogan, TürkeiFoto: ADEM ALTAN/AFP/Getty Images
Epoch Times7. Dezember 2016

Wer dieser Tage in der Türkei seine ausländischen Währungsreserven in türkische Lira umtauscht, der kann kostenlos eine Hochzeitsfeier, ein Essen oder einen Brotleib bekommen.

Sogar ein Grabstein lockt – wenn Grabsteine denn eine Verlockung sind. Mit diesen Anreizen wollen patriotische Geschäftsleute ihre Kunden dazu bringen, dem Aufruf des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu folgen, den zuletzt besorgniserregenden Verfall der Landeswährung durch den Umtausch ihrer Dollar- und Euro-Reserven in Lira aufzuhalten.

„Mit der Hilfe Gottes werden wir die Lira anheben und den Dollar vernichten“, sagt der Istanbuler Bäcker Gökhan Kuk. Er bietet ein kostenloses Brot für jeden an, der ihm den Beleg über den Umtausch von mindestens 250 Dollar vorweist. „Ich gewinne nichts mit dieser Initiative. Mein einziges Interesse ist es, mein Land zu unterstützen, wie der Präsident gebeten hat“, sagt Kuk in seinem Büro.

Wenige Geschäfte weiter bietet Bülent Baydeniz ein kostenloses Mahl für jeden, der 250 Dollar umgetauscht hat. „Nachdem ich den Präsidenten der Republik gehört habe, verstand ich, dass dies dem Land helfen könnte“, sagt der Verkäufer von Fleischpasteten. Im südtürkischen Gaziantep bietet ein örtlicher Geschäftsmann sogar eine kostenlose Hochzeit beim Umtausch von 10.000 Dollar, in Bursa wird einen Grabstein offeriert.

Die Bewegung beschränkt sich aber nicht auf kleine Geschäftsleute. Auch die Istanbuler Börse kündigte auf Erdogans Aufruf hin an, ihre ausländischen Währungsreserven in Lira umzutauschen. Die Religionsbehörde erklärte ihrerseits, dass Muslime künftig auf der islamischen Pilgerfahrt Hadsch nach Mekka statt in Dollar in Lira zahlen würden. Ein Regierungsfonds zur Unterstützung der Rüstungsindustrie tauschte ebenfalls im großen Stil Devisen um.

In sozialen Medien wird unter dem Hashtag #doviziniturkiyeicinboz (Tausch deine ausländische Währung für die Türkei) für die Kampagne geworben. Hintergrund von Erdogans Aufruf ist der Absturz der Lira gegenüber Dollar und Euro in den vergangenen Monaten: Wurden zu Beginn des Jahres lediglich 2,9 Lira für einen Dollar fällig, waren es Anfang Dezember bereits mehr als 3,5 Lira.

Der Präsident hat ungenannte Kräfte für den Verfall der Währung verantwortlich gemacht und die Verteidigung der wirtschaftlichen Stabilität zu einem nationalen Kampf erhoben – ähnlich wie den Kampf gegen die Putschisten vom 15. Juli. „Sie versuchen, einen Putsch durch Zinsen, Börsen und den Handel mit ausländischen Währungen zu erreichen“, sagte Erdogan am Sonntag, ohne die Schuldigen konkret zu benennen.

Der Staatschef hat wiederholt die Zentralbank zur Senkung der Leitzinsen aufgerufen, um die Wirtschaft zu stärken. Zudem sprach er sich dafür aus, den Handel mit Russland, China und dem Iran künftig in Lira abzuwickeln. Der Ökonom Atilla Yesilada von der Beratungsfirma Istanbul Analytics sagt aber, der Anteil dieser Länder am Handel mit der Türkei sei nicht „bedeutend“. „Die Hälfte unseres Handels ist mit der EU, und das wird sich nicht ändern.“

Zwar stieg der Wert der Lira am Mittwoch auf 3,42 Lira zum Dollar, doch zeigte sich Yesilada skeptisch, dass die aktuelle Kampagne längerfristigen Einfluss auf den Wechselkurs hat. „Das Problem ist, dass Erdogans Wähler meist aus den unteren Einkommensschichten stammen“ und damit kein großes Vermögen zum Umtauschen haben, sagt der Analyst. Da reiche Türken eher zusehen würden, dass sie ihr Geld ins sichere Ausland bringen, werde die Kampagne „keine riesigen Auswirkungen auf unsere Zahlungsbilanz oder den Wert der Währung haben“. (afp)



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