Fünf Lawinen-Tote in Tirol: Experten beklagen Leichtsinn

Dutzende Lawinen gehen in Tirol ab. Eine davon wird fünf Wintersportlern zum Verhängnis. Der Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes zeigt sich erschüttert - und wütend.
Rettungskräfte in Sölden sind am Lawinenkegel im Einsatz.
Rettungskräfte in Sölden sind am Lawinenkegel im Einsatz.Foto: Zoom.Tirol/APA/dpa
Epoch Times4. Februar 2022

Bei einem Lawinenabgang im österreichischen Bundesland Tirol sind nach Angaben der Polizei fünf Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück ereignete sich abseits der Piste im Gebiet von Spiss, einem Ort an der Grenze zur Schweiz. Ein Opfer wurde verletzt in die Schweiz geflogen.

Bei einem weiteren Lawinenunglück nahe Sölden – ebenfalls im ungesicherten Gelände – wurden laut Polizei fünf Menschen erfasst. Vier von ihnen mussten verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Zum genauen Hergang, der Herkunft und dem Alter der Opfer konnte die Polizei zunächst keine weiteren Angaben machen.

Folgenschwerster Lawinentag der Wintersaison

Aufgrund des vielen Neuschnee kam es am Donnerstag und Freitag nach Angaben des Lawinenwarndienstes zu fast 60 Lawinen allein in Tirol. Der Freitag war der bis dahin folgenschwerste Lawinentag in dieser Wintersaison.

Der Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes, Rudi Mair, sagte angesichts der zahlreichen Vorfälle: „Es macht mich traurig, aber ich bin auch erschüttert und wütend, dass alle Warnungen nichts nützen.“ Seit Tagen werde auf die kritischen Verhältnisse hingewiesen. Skitouren und Variantenabfahrten erforderten aktuell besonders viel Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr.

Laut Österreichs Lawinenwarnsystem herrscht nach dem Neuschnee, der regional zwei Meter hoch ist, in weiten Teilen der Berge erhebliche Gefahr – die dritte Stufe auf der fünfteiligen Risikoskala. Bei dieser mittleren Gefahrenlage passieren für gewöhnlich die meisten Lawinenunfälle.

Glück im Unglück hatte eine deutsche Skifahrerin, die im Tiroler Skigebiet Glungezer verschüttet wurde. Sie konnte dank einer raschen Suchaktion ihrer Begleiter nach 15 Minuten lebend geborgen werden. Sie wurde laut Polizei in einer Tiefe von 1 bis 1,5 Metern gefunden.

Die Frau war bewusstlos, doch ihre Atmung und ihr Kreislauf funktionierten noch. „Auf jeden Fall ist es ein totaler Glücksfall, wenn man 15 Minuten lang überlebt“, sagte der Polizeisprecher. Die Frau, die in Innsbruck lebt, wurde verletzt in ein Krankenhaus geflogen.

Die Frau und ihre Kollegen waren mit elektronischen Ortungsgeräten, Lawinensonden und Schaufeln gut ausgerüstet in dem Skigebiet unterwegs. Die rasche Bergung durch Begleiter ist laut Experten von entscheidender Bedeutung, da die Überlebenschancen von Verschütteten unter dem Schnee binnen kurzer Zeit rasch sinken. (dpa/red)



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