Freiwillige Helfer packen an: Bisher 213 Tote in Spanien – weitere Unwetterwarnung
Die Zahl der Toten nach den schweren Unwettern im Osten und Süden Spaniens steigt weiter – und viele Menschen gelten weiter als vermisst. Der Notdienst der am schwersten getroffenen Mittelmeerregion Valencia gab die jüngste Bilanz mit 213 Toten an, wie der staatliche Sender RTVE berichtete.
Das Wetterphänomen „Kalter Tropfen“ (DANA) ist weiterhin über Spaniens Mittelmeerküste vorhanden. Meteorologen haben die zweithöchste Warnstufe Orange verkündet. Diese gilt in Teilen der Region Valencia, unter anderem in der Provinz Castellón, wo heftige Regenfälle niedergehen könnten.
Die Bemühungen konzentrieren sich nun darauf, das Wasser aus den unterirdischen Bereichen, in denen Menschen eingeschlossen sein könnten, abzuleiten. Die Überschwemmungen haben umfangreiche Schäden an Infrastruktur und Eigentum verursacht.
Königspaar besucht Paiporta
Das spanische Königspaar traf am Sonntag zu einem Besuch im Katastrophengebiet ein. Felipe VI. und seine Frau Letizia besuchten am Sonntag gemeinsam mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez die besonders stark betroffene 27.000-Einwohner-Gemeinde Paiporta westlich der Küstenmetropole Valencia, wie auf Fernsehbildern zu sehen war.
Anschließend stand nach Angaben des Königshauses die Gemeinde Chiva auf ihrem Programm.
In einem Beitrag auf X heißt es: „Es gibt mehr Polizisten für den Besuch von König Felipe VI. als für die Reinigung der Straßen nach den Überschwemmungen in Spanien.“
🇪🇸 Il y’a plus de policier pour la visite du roi Felipe VI que pour le nettoyage des rues après les inondations en Espagne 😰 #Dana #Inundaciones #Jerez #Valence #Valencia #Espagne #Spain #castellon #Video pic.twitter.com/LshWh4GVl1
— Clique_Actu (@Clique_Actu) November 3, 2024
Freiwillige Helfer wie im Ahrtal
Tausende Freiwillige sind mittlerweile mit Schippe und Schaufel in den betroffenen Gebieten im Einsatz. Viele Einheimische haben begonnen, Aufräumarbeiten zu organisieren und Hilfsgüter zu verteilen. Die Bilder erinnern an das Ahrtal.
Die Fluten zerstörten Brücken und überfluteten Städte. Viele Gemeinden sind isoliert und haben keinen Zugang zu Wasser oder Lebensmitteln. Mittlerweile funktioniert die Stromversorgung meist wieder.
In einigen Gebieten verschwanden ganze Häuser, die Straßen sind mit dicken Schlammschichten bedeckt. Die Schnellstraße V-33 wurde vollständig überflutet.
Es gibt Berichte über Plünderungen, die Polizei hat 50 Personen festgenommen.
Der Flughafen von Valencia hat seinen Betrieb wieder aufgenommen, aber Reisende haben Schwierigkeiten, den Flughafen zu erreichen, da Zufahrtswege blockiert sind. Der Zugverkehr in der Region Valencia wurde bis auf Weiteres eingestellt.
Tausende Soldaten und Polizisten helfen
Die Bergungsarbeiten laufen am mittlerweile sechsten Tag nach der Katastrophe weiter. Regierungschef Pedro Sánchez hatte am Samstag angekündigt, das Militär vor Ort um weitere 5.000 Soldaten aufzustocken und auch 5.000 Polizisten zu entsenden.
Mittlerweile sind mehr als 3.600 Militärangehörige in den am schlimmsten betroffenen Ortschaften nahe der Großstadt Valencia im Einsatz, wie die spanische Zentralregierung in Madrid verkündete.
Vorher- und nachher-Vergleiche zeigen das Ausmaß der Verwüstungen
These before-and-after images capture the devastation from flooding in València where over 200 lives were lost in one of the country’s worst natural disasters 🇪🇸💔
(via: dailyoverview/IG)#Floods #Valencia #Spain pic.twitter.com/JIYqxMqo5L
— Annett Grimm (@_AGrimm) November 3, 2024
Straßen versperrt und mit Schlamm überzogen
Zuvor hatte es harte Kritik allen voran aus den betroffenen Ortschaften gegeben, die sich in den ersten Tagen auf sich allein gestellt sahen.
In vielen der etwa 15 besonders schlimm getroffenen Dörfer sind weiterhin Straßen von aufgetürmten Autos oder gestrandetem Hausrat versperrt und mit dickem Schlamm überzogen.
In dem Gebiet westlich und südlich der Stadt Valencia sorgte vorwiegend ein Fluss für einen Großteil der Zerstörung: Ein sonst eher trockenes Bachbett hatte sich mit den heftigen Regenfällen vom Dienstag in einen reißenden Strom verwandelte und war Richtung Meer durch mehrere Ortschaften gerast.
Der „Gota Fría“
Was war der Auslöser des Unwetters? Insbesondere im westlichen Mittelmeerraum und insbesondere im Herbst tritt der „Kalte Tropfen“ auf.
Auf Spanisch „Gota Fría“ oder „DANA“ (Depresión Aislada en Niveles Altos) genannt, sorgt das Wetterphänomen oft für heftige Unwetter. Er entsteht, wenn kalte Luft in der Höhe auf das noch warme Mittelmeer trifft und sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben.
Es ist ein Höhentief in der oberen Troposphäre, das sich von der nördlichen Höhenströmung abkoppelt und als isolierter „Tropfen“ kalter Luft südwärts wandert. Der Wetterdienst Aemet sprach von einem „historischen Unwetter“, dem schlimmsten solcher Art in diesem Jahrhundert in der Region Valencia.
Der „Gota Fría“ kann extreme Niederschlagsmengen in kurzer Zeit bringen, in der Vergangenheit wurden Regenmengen von bis zu 400 Liter pro Quadratmeter gemessen. Gewitter, Überschwemmungen, Erdrutsche sind typische Begleiter. Zudem begünstigen bestimmte geografische Faktoren, wie die Pyrenäen als nördliche Begrenzung die Unwetter.
A powerful force of water that destroys everything in its path. Impressive pictures of DANA in Valencia, Spain. It is isolated depression at high levels (DANA). The official report indicates that there are dead, but it is not yet known how many.
These are terrifying images of… pic.twitter.com/yhcoNc13BE— nikola 3 (@ronin19217435) October 30, 2024
Unzählige Straßen verwandelten sich blitzschnell in reißende Ströme. Gebäude und Felder wurden unter Wasser gesetzt. Straßen, Häuser und kleinere Brücken brachen weg. Bäume, Container, Autos, Lastwagen und Menschen wurden vom Wasser wie Spielzeug mitgerissen. Fahrzeuge wurden ineinander geschoben und zu Schrottbergen aufgetürmt. (dpa/red)
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