Freiwillige Helfer packen an: Bisher 213 Tote in Spanien – weitere Unwetterwarnung

In den Katastrophengebieten in Spanien geht die Suche nach Vermissten weiter. Vor allem in Tunneln und überfluteten Tiefgaragen ist sie besonders schwierig. Es werden noch mehr Tote befürchtet.
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Freiwillige versammeln sich in Valencia, bevor sie sich auf den Weg machen, um in den von den Überschwemmungen verwüsteten Gebieten am 2. November 2024 ehrenamtlich zu helfen.Foto: Jose Jordan/AFP via Getty Images
Epoch Times3. November 2024

Die Zahl der Toten nach den schweren Unwettern im Osten und Süden Spaniens steigt weiter – und viele Menschen gelten weiter als vermisst. Der Notdienst der am schwersten getroffenen Mittelmeerregion Valencia gab die jüngste Bilanz mit 213 Toten an, wie der staatliche Sender RTVE berichtete.

Das Wetterphänomen „Kalter Tropfen“ (DANA) ist weiterhin über Spaniens Mittelmeerküste vorhanden. Meteorologen haben die zweithöchste Warnstufe Orange verkündet. Diese gilt in Teilen der Region Valencia, unter anderem in der Provinz Castellón, wo heftige Regenfälle niedergehen könnten.

Mitglieder der Feuerwehr vor Autos und Trümmer in einem Tunnel an der Grenze der Gemeinden Benetusser und Alfafar. Foto: David Ramos/Getty Images

Die Bemühungen konzentrieren sich nun darauf, das Wasser aus den unterirdischen Bereichen, in denen Menschen eingeschlossen sein könnten, abzuleiten. Die Überschwemmungen haben umfangreiche Schäden an Infrastruktur und Eigentum verursacht.

Königspaar besucht Paiporta

Das spanische Königspaar traf am Sonntag zu einem Besuch im Katastrophengebiet ein. Felipe VI. und seine Frau Letizia besuchten am Sonntag gemeinsam mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez die besonders stark betroffene 27.000-Einwohner-Gemeinde Paiporta westlich der Küstenmetropole Valencia, wie auf Fernsehbildern zu sehen war.

Anschließend stand nach Angaben des Königshauses die Gemeinde Chiva auf ihrem Programm.

In einem Beitrag auf X heißt es: „Es gibt mehr Polizisten für den Besuch von König Felipe VI. als für die Reinigung der Straßen nach den Überschwemmungen in Spanien.“

Freiwillige Helfer wie im Ahrtal

Tausende Freiwillige sind mittlerweile mit Schippe und Schaufel in den betroffenen Gebieten im Einsatz. Viele Einheimische haben begonnen, Aufräumarbeiten zu organisieren und Hilfsgüter zu verteilen. Die Bilder erinnern an das Ahrtal.

Freiwillige verteilen am 2. November 2024 Trinkwasser in Massanassa in der Region Valencia. Spanien wird 10.000 weitere Soldaten und Polizisten in die von den Überschwemmungen verwüstete Region im Osten Valencias entsenden. Foto: Jose Jordan/AFP via Getty Images

Die Fluten zerstörten Brücken und überfluteten Städte. Viele Gemeinden sind isoliert und haben keinen Zugang zu Wasser oder Lebensmitteln. Mittlerweile funktioniert die Stromversorgung meist wieder.

In einigen Gebieten verschwanden ganze Häuser, die Straßen sind mit dicken Schlammschichten bedeckt. Die Schnellstraße V-33 wurde vollständig überflutet.

Helfer in der Stadt Paiporta in Ostspanien. Foto: Manaure Quintero/AFP via Getty Images

Es gibt Berichte über Plünderungen, die Polizei hat 50 Personen festgenommen.

Der Flughafen von Valencia hat seinen Betrieb wieder aufgenommen, aber Reisende haben Schwierigkeiten, den Flughafen zu erreichen, da Zufahrtswege blockiert sind. Der Zugverkehr in der Region Valencia wurde bis auf Weiteres eingestellt.

Angehörige des spanischen Militärs helfen am 2. November 2024 bei den Aufräumarbeiten nach den tödlichen Überschwemmungen in der Stadt Benetusser. Foto: Manaure Quintero/AFP via Getty Images

Tausende Soldaten und Polizisten helfen

Die Bergungsarbeiten laufen am mittlerweile sechsten Tag nach der Katastrophe weiter. Regierungschef Pedro Sánchez hatte am Samstag angekündigt, das Militär vor Ort um weitere 5.000 Soldaten aufzustocken und auch 5.000 Polizisten zu entsenden.

Mittlerweile sind mehr als 3.600 Militärangehörige in den am schlimmsten betroffenen Ortschaften nahe der Großstadt Valencia im Einsatz, wie die spanische Zentralregierung in Madrid verkündete.

Vorher- und nachher-Vergleiche zeigen das Ausmaß der Verwüstungen

Straßen versperrt und mit Schlamm überzogen

Zuvor hatte es harte Kritik allen voran aus den betroffenen Ortschaften gegeben, die sich in den ersten Tagen auf sich allein gestellt sahen.

In vielen der etwa 15 besonders schlimm getroffenen Dörfer sind weiterhin Straßen von aufgetürmten Autos oder gestrandetem Hausrat versperrt und mit dickem Schlamm überzogen.

Portugiesische Feuerwehrleute sind in der Stadt Paiporta mit einem Leichenhund am Flussufer unterwegs. Foto: Jose Jordan/AFP via Getty Images

In dem Gebiet westlich und südlich der Stadt Valencia sorgte vorwiegend ein Fluss für einen Großteil der Zerstörung: Ein sonst eher trockenes Bachbett hatte sich mit den heftigen Regenfällen vom Dienstag in einen reißenden Strom verwandelte und war Richtung Meer durch mehrere Ortschaften gerast.

Fahrer des Lebensmittel-Lieferdienstes Glovo sind am 1. November 2024 mit ihren Fahrrädern unterwegs, um kostenlos Lebensmittel auszuliefern. Foto: Jose Jordan/AFP via Getty Images

Der „Gota Fría“

Was war der Auslöser des Unwetters? Insbesondere im westlichen Mittelmeerraum und insbesondere im Herbst tritt der „Kalte Tropfen“ auf.

Auf Spanisch „Gota Fría“ oder „DANA“ (Depresión Aislada en Niveles Altos) genannt, sorgt das Wetterphänomen oft für heftige Unwetter. Er entsteht, wenn kalte Luft in der Höhe auf das noch warme Mittelmeer trifft und sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben.

Es ist ein Höhentief in der oberen Troposphäre, das sich von der nördlichen Höhenströmung abkoppelt und als isolierter „Tropfen“ kalter Luft südwärts wandert. Der Wetterdienst Aemet sprach von einem „historischen Unwetter“, dem schlimmsten solcher Art in diesem Jahrhundert in der Region Valencia.

In 10 der 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens gelten inzwischen Unwetterwarnungen.

In 10 der 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens galten Unwetterwarnungen. Foto: Víctor Fernández/Europa Press/dpa

Der „Gota Fría“ kann extreme Niederschlagsmengen in kurzer Zeit bringen, in der Vergangenheit wurden Regenmengen von bis zu 400 Liter pro Quadratmeter gemessen. Gewitter, Überschwemmungen, Erdrutsche sind typische Begleiter. Zudem begünstigen bestimmte geografische Faktoren, wie die Pyrenäen als nördliche Begrenzung die Unwetter.

Unzählige Straßen verwandelten sich blitzschnell in reißende Ströme. Gebäude und Felder wurden unter Wasser gesetzt. Straßen, Häuser und kleinere Brücken brachen weg. Bäume, Container, Autos, Lastwagen und Menschen wurden vom Wasser wie Spielzeug mitgerissen. Fahrzeuge wurden ineinander geschoben und zu Schrottbergen aufgetürmt. (dpa/red)

 



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