Freiheitswille der Ägypter ist ansteckend
Die „Jasmin-Revolution“, der Volksaufstand in Tunesien in diesem Jahr, der das Regime des ehemaligen Diktators Ben Ali im Januar stürzte, hat in vielen arabischen Ländern einen Dominoeffekt verursacht. Die Menschen in Ägypten, im Jemen, in Algerien, Jordanien und anderswo sind auf die Straße gegangen, um gegen die politische Herrschaft, die Korruption der Regierungen und die hohe Arbeitslosigkeit zu protestieren.
Trotz einer massiven Polizeipräsenz und Warnungen der Regierung vor einer Niederschlagung, sind in den vergangenen zwei Wochen täglich Tausende von Ägyptern durch die Straßen von Kairo, Suez und Alexandria gezogen. Inspiriert durch den Aufstand in Tunesien, fordern sie politische Reformen und dass Präsident Mubarak das Land verlässt.
Die Auswirkungen der sozialen Unruhen in Ägypten, die das Regime von Mubarak bedrohen, sind viel größer als die in Tunesien. Durch sein riesiges Territorium und seine militärische Macht spielt Ägypten eine wichtige Rolle in der arabischen Welt. Ägypten ist auch ein wichtiger Verbündeter der USA im Nahen Osten und nach Israel der zweitgrößte Empfänger von US-Militärhilfen. Daher spielt im Nahen Osten die Entwicklung in Ägypten eine besondere Rolle und ihr Einfluss geht weit über den Mittleren Osten hinaus.
Nach dem ägyptischen Aufstand gingen am 2. und 3. Februar in ganz Jemen Regierungsgegner zu Hunderttausenden auf die Straße mit den Parolen: „Nein zur Korruption! Nein zur Diktatur!“ und forderten ein Ende der 32-jährigen Herrschaft von Präsident Saleh.
Oppositionsgruppen in Syrien sagen auch, dass sie ihren eigenen „Tag des Zorns“ aus Protest gegen die diktatorische Herrschaft Präsident Bashar al-Assads planen.
Was ist mit China?
Auf der anderen Seite der Welt verfolgen viele Internetnutzer in China trotz Zensur der Medien sehr aufmerksam, was in Ägypten geschieht. Sie sind sehr daran interessiert, welche Auswirkungen all das auf China haben könnte.
Am 29. Januar waren die Worte „Ägypten“ und „Kairo“ auf großen Mikroblogs wie Tencent, 163, und Sohu blockiert, aber nicht auf Sina. Das chinesische Regime will nicht, dass das chinesische Volk in einem Land nach dem anderen massive Demonstrationen gegen Diktaturen sieht. Es will nicht, dass Chinesen irgendwelches Gedankengut erhalten.
Chinas staatlich kontrollierte Massenmedien haben über die Proteste in Ägypten nur sehr wenig berichtet. Xinhua hat keine Berichte mit den aktuellsten Nachrichten über die öffentlichen Proteste veröffentlicht. Weder ein Wort darüber, dass die Ägypter den Rücktritt des Präsidenten forderten, noch über die freundlichen Dialoge zwischen den Soldaten in den Panzern und den Demonstranten in den Straßen von Kairo.
Laut inoffiziellen Webseiten veröffentlichten das Informationsamt des Staatsrates und das Ministerium für Öffentliche Sicherheit gemeinsam einen Hinweis, dass alle Medien nur Berichte von Xinhua zu verwenden haben und keine ausländische Übersetzungen. Die Bekanntmachung ordnete auch an, dass alle Websites ihr „Management ausbauen“ bezüglich ihrer Foren und Blogs, insbesondere den Mikroblogs. Ein Verstoß gegen die Richtlinie würde die Schließung der Website zur Folge haben, hieß es.
Es ist die Zentrale Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei, die die chinesischen Medien kontrolliert. Wovor fürchtet sie sich?
Ein Bericht der Epoch Times vom 20. Januar wies auf die vielen Ähnlichkeiten zwischen der tunesischen und der chinesischen Gesellschaft hin. Dabei ging es auch um die Unterschiede zwischen Reichen und Armen, den drastischen Anstieg der Nahrungsmittelpreise, hohe Arbeitslosigkeit, Korruption der Regierung, eine fest verwurzelte politische Diktatur und schwere soziale Unruhen.
Eigentlich herrschen in allen arabischen Ländern, die jetzt Aufstände erleben, diese Bedingungen. Im Artikel wurden auch einige Experten erwähnt, die ein ähnliches Ergebnis in China für möglich halten.
Wenn es in einem Land, vor allem einem mit einer totalitären Diktatur, zu großen öffentlichen Protesten kommt, die große politische Veränderungen hervorrufen könnten, spielt das Militär oft eine wichtige Rolle dabei, wie es endgültig ausgeht.
Schauen wir darauf, wie sich das Militär in Ägypten entschieden hat. Am 31. Januar versprach es, nicht auf friedliche Demonstranten zu schießen. In der Tat hatten sich die Soldaten, die in Kairo einmarschierten, schon auf die Seite des Volkes gestellt, noch bevor das Militär die offizielle Erklärung abgab.
Ein Reporter von Associated Press sagte am Ort des Geschehens, ein Polizist, der seine Uniform ausgezogen hatte, um sich dem Protest anzuschließen, wurde von jubelnden Demonstranten auf den Schultern getragen. Das war ein denkwürdiges Ereignis, das man in Ägypten seit 30 Jahren nicht mehr beobachten konnte.
Wenn chinesische Soldaten hätten sehen können, was in Ägypten geschieht, wären sie sicherlich schockiert und davon betroffen. Schließlich würden auch sie sich sehr wahrscheinlich dafür entscheiden, ihre Waffen nicht mehr auf das chinesische Volk zu richten, wodurch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) die Kontrolle über das Militär verlieren würde. Dies wäre sofort das Ende der geschichtlichen Epoche, in der die KPCh rücksichtslos Gewalt gegen das chinesische Volk anwendet. Das chinesische Militär könnte dazu übergehen, nicht mehr die KPCh zu schützen, sondern seine Heimat und sein Volk zu verteidigen.
Die chinesischen Behörden haben alle Anstrengungen unternommen, das Tiananmen-Massaker von 1989 herunterzuspielen und die Erinnerung daran zu löschen. Gleichzeitig vertiefen sie durch den Einsatz von Terror und Kugeln in begrenzten Konflikten ständig die Angst der Menschen vor dem Regime.
Allerdings hilft die rasante Entwicklung des Internet und der Anti-Filter-Software im Ausland dem chinesischen Volk, immer mehr unzensierte Informationen zu erhalten. Der unterdrückte Wunsch nach Freiheit wurde ebenfalls immer stärker.
In einem nachdenklichen Kommentar „The Quest for Dignity“ (Die Suche nach Würde) vom 1. Februar sprach David Brooks von der New York Times (NYT) über den großen Trend, der auf der ganzen Welt vor rund 50 Jahren begann. Die Menschen erwarteten, anders behandelt zu werden und „fingen an, für eine zugängliche Regierung und Demokratie auf die Straße zu gehen“.
In dem NYT-Artikel stand: „Mehr als 100 Nationen haben in den letzten Jahrzehnten demokratische Aufstände erlebt. Mehr als 85 autoritäre Regierungen sind gefallen. Etwa 62 Länder wurden, lose definiert, zu Demokratien.“
Außerdem hätten uns die Erfahrungen ein paar Lektionen gelehrt, von denen eine besagt, dass „Autokratien bei weitem zerbrechlicher als jede andere Regierungsform sind … und dass bei allem Pessimismus und aller Nervosität, die ein Wandel mit sich bringt, die meisten Länder, in denen es zu Aufständen kam, am Ende besser dastanden“.
Wenn jeder Chinese seine Ängste ablegen würde, könnte eine „Jasmin-Revolution“ in China einen „Neuen Frühling“ einleiten.
Original-Artikel auf Chinesisch: 夏小强:埃及对中国巨变之前的示范效应
Artikel auf Englisch: The Impact of Egyptian Uprising on China
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