Frankreichs Sprachpäpste könnten „Autorinnen“ und „Lehrerinnen“ erlauben

Die altehrwürdige Académie française prüft Berufsbezeichnungen für Frauen. Es wird vorgeschlagen, künftig Bezeichnungen wie "auteure" (Autorin), "professeure" (Lehrerin) oder "procureure" (Staatsanwältin) offiziell zuzulassen. Eine Entscheidung der Académie française wird im März erwartet.
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Die Brücke "Pont des Arts" führt zum Académie française, Paris, Frankreich. Die Brücke ist ein beliebter Ort für Paare in Europa.Foto: iStock
Epoch Times28. Februar 2019

„Autorinnen“, „Lehrerinnen“ oder „Staatsanwältinnen“: Frankreichs Sprachpäpste haben am Donnerstag einen Bericht entgegengenommen, nach dem solche Berufsbezeichnungen für Frauen künftig offiziell zum Wortschatz der Grande Nation gehören könnten. Bisher sperrte sich die altehrwürdige Académie française gegen eine „Feminisierung“ der französischen Sprache. Dies könnte sich bei der neuen Auflage des Französisch-Wörterbuchs ändern, das die Akademie derzeit herausgibt.

Die französische Autorin und Literaturkritikerin Dominique Bona hat ihren Bericht zu weiblichen Berufsbezeichnungen nun der Akademie zur Beratung vorgelegt. Eine Entscheidung darüber soll voraussichtlich im März fallen.

„Der Académie française ist klar geworden, dass es eine große Not gibt: Wie benennt man Berufe, Titel, Dienstgrade und Funktionen von Frauen?“, sagte Bona der Zeitung „Libération“.

Das offizielle französische Wörterbuch gendert nicht

Um diese Nuss zu knacken, hätte der Akademie womöglich ein Blick in eine x-beliebige französische Zeitung oder in Stellenanzeigen der Arbeitsagentur Pôle emploi geholfen: Dort sind Bezeichnungen wie „professeure“ für Lehrerin oder „ingénieure“ für Ingenieurin längst üblich.

Auch in Ländern wie Belgien, der Schweiz oder Kanada hat man(n) keine Berührungsängste. Ganz zu schweigen von den weit verbreiteten Französisch-Wörterbüchern „Petit Larousse“ und „Petit Robert“ aus privaten Verlagen.

In das offizielle Wörterbuch der französischen Sprache, über das die Académie française eifersüchtig wacht, haben diese Begriffe allerdings bisher keinen Eingang gefunden. Noch 2014 betonte die Akademie in einer Stellungnahme zur „Feminisierung“, sie sei gegen ein System, das Frauen „oft gegen den Willen der Betroffenen“ Bezeichnungen wie „professeure“ (Lehrerin), „recteure“ (Rektorin) oder „auteure“ (Autorin) aufzwinge.

Dies seien „wahre Unworte“, wetterte die Akademie. Die Beispiele stünden den „allgemeingültigen Regeln der Ableitung entgegen“. Dabei entsteht die feminine Form in den genannten Fällen schlicht durch das Anhängen des Buchstaben „e“ – eine im Französischen gängige Praxis.

Das bisher gültige Wörterbuch des Französischen von 1932-35 legt nahe, dass Frauen in bestimmten Berufen nicht vorgesehen sind. So wird etwa eine „ambassadrice“ nicht als Botschafterin definiert, sondern als „Gattin eines Botschafters“ – mit dem Beispielsatz „Die Frau Botschafterin bittet Sie für Dienstag zum Diner.“ Analog handelt es sich bei einer „préfète“ nicht um eine Präfektin, sondern um die „Ehefrau eines Präfekten“.

Der Sprachgebrauch hat sich geändert

Auch bei höheren Ämtern war die Akademie bisher eindeutig: Sie verurteilte neumodische Ausdrücke wie „Madame la ministre“ für eine Ministerin, mit dem weiblichen Artikel. Korrekt heiße es: „Madame le ministre“, mit dem männlichen Artikel. Viele französische Ministerinnen unterwarfen sich dieser Sprachregel.

Wer die eigentümliche Denkweise verstehen will, dem hilft ein Blick in die Annalen der Académie française. Die 1635 von Kardinal Richelieu gegründete Gelehrtengesellschaft zeichnet sich durch große Gründlichkeit aus. So hat sie es in knapp vier Jahrhunderten auf gerade acht Wörterbücher gebracht – die neunte Auflage ist seit 33 Jahren in Vorbereitung. Die deutsche Duden-Redaktion arbeitet deutlich schneller: Sie hat seit 1880 insgesamt 27 Auflagen geschafft.

Für übergroße Hast sind die „Unsterblichen“ nicht bekannt, wie die auf Lebenszeit ernannten Sprachpäpste in Frankreich heißen. Unter den größtenteils stark ergrauten 35 Mitgliedern sind vier Frauen, eine weitere ist nominiert, wartet aber noch auf ihre offizielle Aufnahme.

Die Reformerin Bona gehört seit 2013 der Akademie an. Die 65-Jährige ist nicht als Umstürzlerin bekannt. Sie nennt einen ganz einfachen Grund für ihre Initiative: „Der gute Sprachgebrauch ist eben nicht mehr derselbe wie zur Zeit Richelieus.“ (afp)



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