Frankreichs regierende Sozialisten in der Klemme – Wahlaufruf für die gegnerischen Konservativen

Am Montagabend verkündete der sozialistische Premierminister Manuel Valls öffentlich, in der zweiten Runde die Konservativen zu wählen: „Wer sein Land liebt, der zögert nicht, sondern kommt zur Sache!“
Titelbild
Marine Le Pen, Parteichefin des Front National in Frankreich.Foto: JEAN-SEBASTIEN EVRARD/AFP/Getty Images
Epoch Times8. Dezember 2015

Marine Le Pen spricht seit dem Wahlsieg am Sonntag von dem FN als der „ersten Partei Frankreichs“. Die landesweiten 27,7 Prozente sind ein historischer Rekord für die 1972 gegründete Partei. Knapp eineinhalb Jahre vor der Präsidentschaftswahl 2017 versetzt das Wahlergebnis das Land in einen „Schock“, wie Le Figaro treffend schrieb.

In sechs der 13 französischen Regionen landete der FN auf Platz eins. Der frühere Staatschef Nicolas Sarkozy landete mit seinem konservativ-bürgerlichen Lager mit 26,7 Prozent auf dem zweiten Platz. Präsident François Hollande  musste mit seinen Sozialisten mit 23,1 Prozent weit abgeschlagen mit Platz drei vorlieb nehmen.

Aus der Schockstarre befreite sich am Montagabend der sozialistische Premierminister Manuel Valls öffentlich.  Im Fernsehsender TF1 hat er dazu aufgerufen, in der zweiten Wahlrunde am kommenden Sonntag in drei Regionen die Konservativen zu wählen: „Wer sein Land liebt, der zögert nicht, sondern kommt zur Sache!“ Um Wahlsiege der Front National zu verhindern, forderte er die Wähler auf, in den Regionen Nord-Pas-de-Calais-Picardie, Provence-Alpes-Côte d’Azur und Elsass-Lothringen-Champagne-Ardenne für die Listen der Konservativen zu stimmen.

Um zu verhindern, dass der FN in diesen drei Regionen auch noch die Mehrheit erringt und damit den Regionalpräsidenten stellen könnte, kündigten die Sozialisten sogar schon am Sonntagabend an, ihre Listen in der nordfranzösischen Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie und in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur zurückzuziehen. Ein Rückzug der sozialistischen Listen vergrößert die Chancen für die konservativen Kandidaten, sich im zweiten Wahlgang gegen den FN durchzusetzen, wenn die Wähler überlaufen.

Die regierenden Sozialisten von Staatschef François Hollande wollen für die zweite Runde nun auch wirklich mit den Konservativen zusammenarbeiten. Parteichef Jean-Christophe Cambadélis sprach von der Notwendigkeit einer „Blockade“ gegen den Front National.

Ganz so leicht geht das jedoch nicht vonstatten, denn in der Region Elsass-Lothringen-Champagne-Ardenne, an der Grenze zu Deutschland, weigerte sich der sozialistische Spitzenkandidat Jean-Pierre Masseret, seine Liste zurückzuziehen. Laut DWN forderte Valls ihn am Montagabend auf, sich nicht an seine Kandidatur zu klammern. „In solchen Momenten darf man sich nicht an etwas festklammern“, sagte der Premierminister. „Man muss würdevoll sein und sich der Herausforderung stellen, die Republik zu stärken.“

Dieter Hintermaier schreibt in der Frankfurter Neuen Presse: „Was der FN auf dem wirtschafts- und europapolitischen Feld zu bieten hat, könnte sich zu einem Harakiri ausweiten. Vor dem Hintergrund einer geforderten Abschottungspolitik und der nationalen Parole ‚Franzosen zuerst‘, könnte sich das Land unter der Führung von Marine Le Pen ins Abseits manövrieren, denn die französische Industrie ist zu 50 Prozent exportabhängig.“ (rls)



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