Frankreich verbietet die „Bienenkiller“
Sie sind als „Bienenkiller“ verrufen: Neonikotinoide. In Frankreich sind fünf der hochwirksamen Insektenvernichtungsmittel ab Samstag im Freiland verboten.
Das Land geht damit weiter als die EU, die Ende April mit deutscher Zustimmung ein weniger umfassendes Verbot beschlossen hatte. Schon seit Jahren gehen französischen Imkern im Winter im Schnitt 30 Prozent ihrer Bienenbestände verloren. Im vergangenen Winter waren es noch mehr.
Neonikotinoide gehören zu den meist genutzten Pestiziden der Welt, sie kommen auf Weinstöcken, Obstbäumen und Feldern zum Einsatz. Die Mittel töten aber nicht nur Blattläuse, Holzwürmer und andere Schädlinge, sondern setzen auch Bienen und Hummeln schwer zu: Sie schwächen ihr Immunsystem, stören die Orientierung und beeinträchtigen die Fortpflanzung, wie Umweltschützer bereits seit Jahren beklagen. In höheren Dosen töten sie die Bienen sogar.
Frankreich zieht deshalb einen Schlussstrich für fünf der umstrittenen Wirkstoffe. Zum 1. September tritt das bereits 2016 verabschiedete Biodiversitäts-Gesetz in Kraft – es setzt die Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam auf die schwarze Liste, die in vielen Pflanzenschutzmitteln enthalten sind.
Diese Wirkstoffe hat auch die EU zum Stichtag 19. Dezember verboten. Darüber hinaus sind in Frankreich ab Samstag der Einsatz von Thiacloprid und Acetamiprid untersagt – Mittel, die in Deutschland vorerst weiter erlaubt bleiben.
Mehrere der Wirkstoffe auf der schwarzen Liste werden von dem Leverkusener Chemiekonzern Bayer hergestellt. Er wehrt sich auf EU-Ebene juristisch gegen die Einschränkung seiner Geschäftstätigkeit. Bayer hält die Argumente der Kritiker für „wissenschaftlich unbegründet“.
Aber auch die Umweltschützer sind mit dem französischen Vorgehen nicht ganz zufrieden: Denn von den Verboten sind bis 2020 auf Antrag Ausnahmen möglich. Zudem dürfen die umstrittenen Mittel in Gewächshäusern sowie in Produkten wie Zeckensprays für Katzen weiter eingesetzt werden. Und es wurden neue Insektizide genehmigt, die ebenso schädlich sein sollen.
Von einem „Loch im Schläger“ spricht deshalb François Veillerette von dem Umweltverband Générations Futures (Künftige Generationen). „Junge Kinder oder schwangere Frauen solchen neurotoxischen Produkten auszusetzen ist keine gute Nachricht für das menschliche Hirn“, betont er. Allerdings räumt er ein, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die Notwendigkeit eines weiter reichenden Verbotes gibt.
Auch Forscher sehen das Gesetz mit gemischten Gefühlen. „Jedes Insektizid kann Bienen töten“, betont Axel Decourtye, wissenschaftlicher Leiter des Bienen-Instituts in Paris. Für Landwirte oder Hobbygärtner müssten deshalb Alternativen zu schädlichen Mitteln gefunden werden.
Aber auch gegen andere Feinde der Bienen wie Krankheiten oder Parasiten müsse vorgegangen werden, sagt Decourtye. Mit einem ganz einfachen Mittel könne allerdings jeder Bienen helfen, sagt der Forscher: „Wir müssen wieder mehr Blumen pflanzen.“ (afp)
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