Flüchtlinge und Migranten an Bord: Salvini verweigert Schiff italienischer Küstenwache Anlegen in Italien
Der italienische Innenminister Matteo Salvini hat einem Schiff der italienischen Küstenwache mit Flüchtlingen und Migranten an Bord das Anlegen in Italien verwehrt.
Der stellvertretende Regierungschef und Parteivorsitzende der Lega forderte am Mittwoch „Garantien“, bevor die „Diciotti“ mit 67 Flüchtlingen und Migranten an Bord einlaufen dürfe. Medienberichten zufolge hat das Schiff nun die Erlaubnis, Donnerstagmorgen den Hafen im sizilianischen Trapani anzulaufen.
Einige Flüchtlinge und Migranten an Bord der „Diciotti“ sollen zuvor auf einem anderen italienischen Schiff gegen die Besatzung vorgegangen sein. Medienberichten zufolge schlossen sich die Besatzungsmitglieder im Kommandoraum ein und verständigten die Rettungszentrale in Rom.
Er werde „kein Anlegen“ zulassen, solange er keine Garantien bekäme, dass die „Verbrecher“ einige Zeit im Gefängnis verbringen und dann in ihre Heimat zurückgebracht würden, hatte Salvini angekündigt. Am Donnerstagmorgen soll die „Diciotti“ nun dennoch in Trapani anlegen dürfen. Einige Medien hatten zunächst berichtet, das Schiff habe bereits am Mittwoch einlaufen können.
Der italienische Innenminister sagte: Bei ihrer Ankunft in Sizilien sollen die „gewalttätigen Piraten“ „in Handschellen“ von Bord geholt werden.
Unterdessen protestierten in Rom einige Menschen gegen den Kurs der Regierung. Die rund 50 Aktivisten vom Netzwerk #RestiamoUmani (Wir bleiben menschlich) trugen orangefarbene Rettungswesten und fesselten sich vor dem Verkehrsministerium an Händen und Füßen. Auf Plakaten kritisierten sie einen „Untergang des Staates“ und erinnerten an die „Verpflichtung zur Hilfeleistung“.
Die Zahl der Menschen, die bei der Flucht über das Mittelmeer ums Leben komme, steige „exponenziell“, kritisierten die Demonstranten. Dafür seien die Einwanderungspolitik der italienischen Regierung und das „stille Einverständnis“ der EU verantwortlich.
Salvini hatte im Juni privaten Seenotrettungshelfern untersagt, in italienischen Häfen festzumachen. Das deutsche Schiff „Lifeline“ mit 234 aus Seenot geretteten Flüchtlingen und Migranten an Bord befand sich deshalb auf einer tagelangen Irrfahrt im Mittelmeer, bevor es Ende Juni in Malta landen durfte. Dort wurde es beschlagnahmt und der Kapitän, Claus-Peter Reisch, vor Gericht gestellt.
Reisch wird vorgeworfen, sich bei der Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer behördlichen Anweisungen widersetzt und gegen internationales Recht verstoßen zu haben. Am Mittwoch entschieden die maltesischen Richter nach Angaben der Hilfsorganisation Mission Lifeline, die Ausreisesperre gegen Reisch aufzuheben. Zur Fortführung der Gerichtsverhandlungen am 30. Juli muss er demnach wieder in Malta sein.
Nach Angaben der italienischen Regierung trafen seit Jahresbeginn fast 16.700 Migranten an den Küsten des Landes ein, davon 11.000 aus Libyen. Das seien 80 Prozent weniger als im Vorjahr, teilte das Innenministerium mit. Salvini will die Zahl auf null senken. Am Sonntag kündigte er an, künftig auch Schiffen internationaler Missionen im Mittelmeer das Einlaufen zu verwehren.
Für Mittwochabend war im österreichischen Innsbruck ein informelles Treffen von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Salvini geplant. Am Donnerstag und Freitag kommen dort die Innen- und Justizminister der 28 EU-Mitgliedstaaten zusammen, um über die Themen Migration und Asyl zu beraten. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion