Flüchtlinge aus der umkämpften Ostukraine erzählen von ihrer Flucht
Als der erste mit Russland vereinbarte Sicherheitskorridor für die Evakuierung geöffnet wurde, verließen Anna Gorpenitsch und ihre beiden Kinder die vom Krieg heimgesuchte Stadt Sumy in der Ostukraine.
Vierzig Stunden später, am Nachmittag des 10. März, kam die Familie zusammen mit Tausenden anderen Ukrainern am ukrainisch-polnischen Grenzübergang in Medyka an.
Sumy ist eine der ersten ukrainischen Städte, die von der russischen Invasion erfasst wurden. Russische Panzer rollten am 24. Februar, dem ersten Tag des Krieges, durch die Straßen von Sumy. In den umliegenden Gebieten dauern die Kämpfe bis heute an.
Gorpenitsch zufolge sei die Lage in Trostjanets und Ochtyrka, zwei kleineren Städten südlich von Sumy, besonders schlimm. Es gebe weder Wasser noch Strom und auch die Heizung funktioniere nicht.
„Sie [die Bewohner] haben nichts. Heute sollte ein Sicherheitskorridor geöffnet werden. Damit sollten die Menschen, darunter auch unsere Freunde mit zwei Kindern, evakuiert werden können. Doch Russland ließ die Menschen nicht gehen“, meinte Gorpenitsch im Gespräch mit der Epoch Times.
„Es ist furchtbar. Es gibt dort nichts mehr. Nichts“, sagte sie, bevor sie in Tränen ausbrach und ihre 10-jährige Tochter umarmte. „Jemand muss dem ein Ende setzen. Sie bombardieren nicht die Infrastruktur, sie werfen riesige Bomben auf die Häuser der Menschen.“
Gorpenich will zu ihrer Mutter nach Polen ziehen und später entscheiden, was sie tun will. „Ich bin 32 Jahre alt. Ich habe alle meine 32 Jahre in drei Rucksäcke gefüllt“, so die Ukrainerin. „Mir fehlen die Worte, um das Geschehene zu beschreiben.“
Der Bereich hinter der polnischen Passkontrolle war am 10. März voller Freiwilliger, die teilweise sogar aus den USA und England angereist waren. Sie gaben den ankommenden Flüchtlingen warmes Essen, Kleidung, Produkte zur Körperpflege, SIM-Karten und Beschreibungen zur Weiterreise ins polnische Kernland.
Polnische Soldaten halfen Frauen und Kindern, ihre schweren Taschen bis zu den Shuttle-Bussen zu tragen. Freiwillige Helfer gingen mit Tabletts mit heißer Schokolade und Kisten mit Äpfeln durch die Menge.
„Ich fühle mich jetzt viel entspannter. Wir haben die Grenze überquert, und es gibt keine Bomben mehr“, meinte Ljubow Romanowa der Epoch Times. Sie floh aus Charkiw, einer weiteren Stadt, die zu Beginn des russischen Einmarsches bombardiert wurde.
„Die Bomben haben drei Stockwerke unseres 16-stöckigen Hauses getroffen. Wir haben kein Licht, kein Wasser, kein Leben“, so Ljubow Romanowa weiter.
Auch Lena Jegorowa und ihre 13-jährige Tochter Polina verließen Charkiw. Es sei ein „großartiges Gefühl“, nach fünf Tagen Autofahrt endlich Polen zu erreichen, sagte Polina. Ihre Mutter war in einer eher düsteren Stimmung.
„Ich fühle mich schwer. Ich möchte zu Hause sein. Wir sind schließlich in einem fremden Land“, teilte Jegorowa der Epoch Times mit.
Nach Angaben des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge, Filippo Grandi, flohen bis zum 8. März zwei Millionen Ukrainer vor dem Krieg aus ihrem Land.
Einige bleiben in den ukrainischen Nachbarländern. Andere reisen weiter. Jegorowa will zu ihrer ältesten Tochter nach Spanien. Eine Familie aus Charkiw, die mit ihr gereist ist, will nach Italien. Andere wollen einfach nur zurück nach Hause.
„Wir warten darauf, dass der Krieg vorbei ist, damit wir nach Hause zurückkehren können“, erklärte Olena Sajenko, die mit ihrer Tochter Kristina aus dem zentralukrainischen Tscherkassy ankam.
„Wir fühlen uns jetzt sicher, die Angst ist allgemein nicht mehr so groß. Sie gaben uns hier etwas zu essen und zu trinken. Jetzt können wir weiterzureisen“, meinte sie. Zwei Männer aus ihrer Familie gingen zum Militär. Ein anderer ist im aktiven Dienst.
Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: Refugees From Hard-Hit Areas in Eastern Ukraine Arrive in Poland, Describe Anguish of Fleeing (deutsche Bearbeitung von as)
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