Flucht vor Militärdienst: Junta stoppt Arbeitserlaubnisse für Männer im Ausland

In Myanmar steht die Militärjunta zunehmend mit dem Rücken zur Wand. Überall wächst der Widerstand, viele Menschen versuchen ins Ausland zu flüchten. Zwangsrekrutierung soll den bewaffneten Widerstand gegen die Militärherrschaft brechen. 
Titelbild
Thailands Militär beobachtet die Lage am Grenzfluss Moei an der myanmarischen Freundschaftsbrücke sehr genau (April 2024).Foto: MANAN VATSYAYANA/AFP via Getty Images
Epoch Times3. Mai 2024

Wenige Wochen nach der Ankündigung eines Gesetzes zur Wehrpflicht hat die Militärjunta in Myanmar die Erteilung von Arbeitserlaubnissen im Ausland an Männer vorübergehend ausgesetzt.

Die Maßnahme sei notwendig, um „mehr Zeit für die Überprüfung der Ausreiseprozesse und für andere Fragen zu haben“, hieß es am Donnerstagabend in einer Erklärung. Nach einer Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation arbeiteten im Jahr 2020 mehr als vier Millionen Menschen aus Myanmar im Ausland.

Im Februar hatte die Militärregierung erklärt, ein Gesetz erlassen zu wollen, mit dessen Hilfe alle Männer zwischen 18 und 35 Jahre sowie alle Frauen von 18 bis 27 Jahren für mindestens zwei Jahre zum Militärdienst einberufen werden können.

Myanmarische Staatsangehörige warten nach dem Grenzübertritt nach Thailand am Grenzübergang Tak am 11. April 2024. Die Truppen der Junta von Myanmar haben sich nach tagelangen Zusammenstößen aus einem wichtigen Handelszentrum in der Nähe der thailändischen Grenze zurückgezogen, teilte eine bewaffnete ethnische Gruppe Mitte April mit. Das versetzte der Militärjunta einen weiteren Schlag. Foto: MANAN VATSYAYANA/AFP via Getty Images

Grund dafür sei die „aktuelle Situation im Land“, hieß es. Daraufhin hatten tausende Menschen versucht, das Land zu verlassen. Über 1,5 Millionen Menschen sind innerhalb Myanmars auf der Flucht, weitere 700.000 Rohingya sind in das Nachbarland Bangladesch geflohen.

Zwangsrekrutierung sollte Widerstand brechen

Die Zwangsrekrutierung soll den bewaffneten Widerstand gegen die Militärherrschaft brechen. Berichten zufolge gingen Soldaten und Polizisten gewaltsam in Dörfern und Städten auf Jagd nach jungen Männern, die sie zum Militärdienst zwingen.

Familien werden mit Gewalt auseinandergerissen. Wer sich weigert, wird festgenommen, gefoltert oder getötet. Menschenrechtsgruppen berichten von Dutzenden Toten bei Razzien zur Rekrutierung.

 Zwangsrekrutierung verschärft die Repression der Junta gegen die eigene Bevölkerung und treibt noch mehr Menschen in den bewaffneten Widerstand. Mittlerweile hat die Junta weite Teile des Landes nicht mehr unter Kontrolle.

Militär will an der Macht bleiben

Der aktuelle politische Konflikt in Myanmar dreht sich um den Militärputsch vom 1. Februar 2021, bei dem das Militär unter Führung von General Min Aung Hlaing die demokratisch gewählte Regierung von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi gestürzt hat. 

Seitdem herrscht in Myanmar Bürgerkrieg zwischen der Militärjunta und verschiedenen Widerstandsgruppen. Das Militär geht brutal gegen Demonstranten und Oppositionelle vor, was zu massiver Gewalt und Vertreibungen geführt hat.

Angaben von Aktivisten zufolge wurden seit dem Putsch mehr als 4.900 Menschen getötet und 26.000 festgenommen. 

Aung San Suu Kyi wurde in zahlreichen als politisch motiviert geltenden Prozessen zu insgesamt 33 Jahren Haft verurteilt. Ihr werden unter anderem Korruption, Wahlmanipulation und Amtsmissbrauch vorgeworfen.

Die Wirtschaft des Landes ist stark geschwächt, viele Menschen leiden unter Armut und Hunger. Internationale Hilfslieferungen werden vom Militär oft blockiert oder umgeleitet. 

Das Militär hat den Ausnahmezustand verlängert und Neuwahlen auf unbestimmte Zeit verschoben.

Widerstandsgruppen aller Arten

In den vergangenen Monaten haben sich die Kämpfe verschärft. Bewaffnete Gruppen, darunter auch Zusammenschlüsse ethnischer Minderheiten, spielen eine zunehmend wichtige Rolle in den Konflikten. Sie haben mehrere Hundert Militärstützpunkte erobert und wichtige Handelsrouten unter ihre Kontrolle gebracht.  

Seit Februar 2021 haben sich viele neue bewaffnete Gruppen gebildet, die gegen die herrschende Militärjunta kämpfen. Schätzungen gehen von Hunderten solcher Gruppen aus.

Traditionell kämpfen vorwiegend ethnische Minderheiten wie die Karen und Shan im Osten des Landes mit bewaffneten Gruppen gegen die Zentralregierung. Zu den bekanntesten gehört die Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA).

Am 27. Oktober 2022 brachte die Brotherhood Alliance, ein Zusammenschluss dreier schlagkräftiger Minderheitenarmeen, mehrere Hundert Militärstützpunkte unter ihre Kontrolle und nahm wichtige Handelsrouten nach China ein. Weitere Minderheitenarmeen schlossen sich an. 

Zwar wurde in Myanmar in der Vergangenheit an vielen Stellen gekämpft. Eine neue Qualität zeigt sich, weil nahezu überall der Junta Widerstand geboten wird. (afp/red)



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